Zusammenfassung
Der internationale Kinderhandel in Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch, Pornografie mit und Prostitution von ausländischen Kindern realisiert sich überwiegend in den Heimatländern der Kinder bzw. im weltweiten Internet. Die von den vereinten Nationen ausgegebene Schätzung, dass weltweit etwa 10 Millionen Kinder als Sex-Sklaven ausgebeutet werden, kann in diesem Zusammenhang als zu niedrig angesehen werden. Auch die Zahl von 50 000 deutschen Sextouristen, die sexuelle Kontakte zu Minderjährigen angeben, scheint zu niedrig, da sie auf Selbstangaben der Sextouristen beruhen und bereits allein in Thailand die Zahl der jährlich anreisenden Sextouristen, die vor allem Kontakt mit Minderjährigen suchen, auf etwa 60.000 geschätzt wird. Darüber hinaus existieren ähnliche internationale Zentren inzwischen auf den Philippinen, in Sri Lanka, Kambodscha, Nepal oder Kenia und, nicht zu vergessen, in Brasilien, der Karibik und den ehemaligen Ostblockländern. Nimmt man die Ergebnisse der Dunkelfeldforschung hinzu, kann insgesamt von einem 20–30fachen der angegebenen Zahlen ausgegangen werden. Dies bedeutet allerdings, dass knapp die Hälfte der deutschen Sextouristen Kontakt mit minderjährigen Prostituierten haben. Zu beobachten ist ferner, dass der Organisationsgrad der Zuhälter und Händler, aber auch der „Freier“ — u.a. auch bedingt durch das Internet — zunimmt und die Gewinne, die bei der sexuellen Ausbeutung von Kindern erzielt werden, stetig wachsen. Demgegenüber steht eine erschreckend geringe Zahl von Verurteilungen der Täter: Trotz vielfältiger strafrechtlicher und strafverfahrensrechtlicher Neuerungen in den Jahren 1993 und 1998 werden weniger als 1% der Täter in Deutschland gerichtlich belangt.
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© 2002 Leske + Budrich, Opladen
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Thoma, B. (2002). Anregungen für eine koordinierte und effektive Vernetzung von Recht, Strafverfolgung und Hilfemaßnahmen zur Bekämpfung von kommerzieller sexueller Ausbeutung. In: Sexueller Missbrauch von Kindern. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95039-0_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95039-0_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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