Zusammenfassung
Soziale Praktiken von Mutterschaft unterscheiden sich auf vielfaltige Art und Weise und in Abhängigkeit von politischen Rahmenbedingungen, kulturellen Traditionen und Übereinkünften sowie von individuellen Spielräumen, Verhalten und Vorlieben. Um sich der Frage nach den genaueren Bedingungen für diese unterschiedlichen sozialen Praktiken von Mutterschaft zu nähern, kann man zunächst zwei Dimensionen von Mutterschaft unterscheiden, um, wie Zillah Eisenstein meint, dem Mythos Mutterschaft auf die Spur zu kommen (Eisenstein 1988). Die biologische und die soziale Mutterschaft. Der Begriff der biologischen Mutterschaft wird in dieser Argumentation auf die Aspekte der speziellen Fähigkeit von weiblichen Körpern zur Reproduktion bezogen, d.h. ihre Fähigkeiten, schwanger zu werden, Kinder zu gebären und sie zu stillen.1 Die soziale Mutterschaft bezieht sich auf Faktoren wie die Pflege und Fürsorge für Kinder, ihre Ernährung, Gesundheit, Bildung und Erziehung und in diesem Zusammenhang auch auf den Stellenwert der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Arnlaugh Leira sieht die soziale Konstruktion von Mutterschaft in zwei grundlegenden Dimensionen verankert: Der ökonomischen Dimension (earner) und der Dimension von Pflege und Fürsorge (carer) (Leira 1992). Die ökonomische Dimension bezieht sich auf die zunehmende Integration von Müttern in die nationalen Arbeitsmärkte, insbesondere auch in der Phase aktiver Mutterschaft, wenn die Kinder noch klein sind.
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Literaturliste
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Vornmoor, A. (2002). Soziale Konstruktionen von Mutterschaft in Deutschland. In: Härtel, I., Schade, S. (eds) Körper und Repräsentation. Schriftenreihe der Internationalen Frauenuniversität »Technik und Kultur«, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95029-1_19
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