Zusammenfassung
Der deutsche Dritte Sektor zeichnet sich im internationalen Vergleich durch eine besondere Staatsnähe aus (Anheier/Seibel 2001: 30–70). Diese enge Kooperation zwischen Staat und Drittem Sektor blickt auf eine lange Tradition zurück, wobei das 19. Jahrhundert prägend war. Zum einen wurden in dieser Zeit mit der Kodifizierung des Bürgerlichen Gesetzbuches die wichtigsten und heute am häufigsten zu findenden Rechtsformen der Dritte-Sektor-Organisationen — Verein und Stiftung — festgelegt und unter die Genehmigungspflicht des Staates gestellt (Neuhoff 1997; Anheier/Seibel 2001: 11–20); zum anderen erfolgte unter der Garantie ihrer Selbstverwaltung der funktionale Einbau von Dritte-Sektor-Organisationen in den staatlichen Verwaltungsvollzug. Ferner ist die privilegierte Position der im sozialen Bereich tätigen Organisationen, wie sie im Subsidiaritätsprinzip festgeschrieben ist (Anheier 1992: 32ff.; Sachße 1994), ebenfalls auf diese Zeit zurückzuführen. Und insofern ist auch die so genannte Zweiteilung des Sektors (Zimmer 1997), die Differenzierung zwischen einem eher lebensweltlichen Vereinswesen und einem Bereich, der primär soziale Dienstleistungen in staatlich-öffentlichem Auftrag erfüllt, ebenfalls ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Mit Ausnahme der im religiös-christlichen Erbe verankerten Anstaltsstiftungen ist der Dritte Sektor in Deutschland daher weitgehend im 19. Jahrhundert geprägt worden. Im Folgenden wird auf einige ausgewählte Traditionslinien des Sektors in Deutschland eingegangen und ihre Relevanz für die aktuelle Situation des Sektors herausgestellt.
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Zimmer, A., Priller, E. (2004). Der deutsche Dritte Sektor — Überblick und Analyse. In: Gemeinnützige Organisationen im gesellschaftlichen Wandel. Bürgergesellschaft und Demokratie, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95008-6_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-3849-4
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