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Die Hintergründe sozialer Devianz in der statistischen Analyse

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Opfer Sozialstaat

Part of the book series: Forschung ((FS,volume 170))

  • 196 Accesses

Zusammenfassung

Unabhängig vom Erklärungsmodell sozialer Devianz wurden bei dessen Entwicklung in den letzten Kapiteln einige Fragen aufgeworfen, die vor einem Test des Modells empirisch geklärt werden sollen. So bietet es sich zunächst natürlich an, weitere Informationen über die Verbreitung sozialer Devianz zu sammeln, die die Angaben in Kapitel 2 ergänzen. In Kapitel 5 ist die Frage offen geblieben, ob alle sozial deviant handelnden Personen die Geltung der von ihnen gebrochenen Normen anerkennen und daraus resultierende Bedenken neutralisieren oder ob sie die Normen anzweifeln. Und schließlich wurde im gleichen Kapitel eine schichtspezifische Bewertung der verschiedenen Devianzformen behauptet, die es ebenfalls zu überprüfen gilt. Dagegen soll der in Kapitel 6 thematisierte Einfluss der Bildung auf soziale Devianz und die Erklärungsfaktoren des Modells erst nach einem Test desselben überprüft werden, da erst dann die Relevanz der einzelnen Faktoren beurteilt werden kann. Teil des Modelltests sind die — ebenfalls in Kapitel 6 angesprochenen — Fragen, ob das Alter tatsächlich keinerlei Wirkung auf die „Zufriedenheit mit dem Haushaltsnettoeinkommen“, dafür aber eine auf den Faktor „Anspruchshaltung bzw. Selbstbedienungsmentalität gegenüber dem Staat“ hat und ob die „vermutete allgemeine Tatbereitschaft (zu sozialer Devianz)“ auf den Faktor „Eigeninteresse (eigenes Gewissen) wichtiger als Gesetze“ wirkt oder nicht.

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Literatur

  1. Payne und später Molenaar weisen daraufhin, dass schon das Stellen einer Meinungsfrage den Befragten unter Druck setzt, da es impliziert, dass der Befragte eine Meinung hat. Jede Meinungsfrage fuhrt somit bereits zu einem Erwünschtheitseffekt (vgl. Payne 1951: 86; Molenaar 1982: 67; Reuband/Blasius 1996).

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  2. Zum Vergleich der verschiedenen Erhebungsmethoden vgl. auch Scheuch 1973; Friedrichs 1984; Goyder 1985; Goyder 1987; Collins et al. 1988; Dillman/Tarnai 1988; Leeuw/Zouwen 1988; Kreuzeret al. 1992; Leeuw 1992; Schnell/Hill/Esser 1993; Fuchs 1994; Kury 1994; Blasius/Reuband 1995; Reuband/Blasius 1996.

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  3. Gerade bei retrospektiven Fragen zu anderen Haushaltsmitgliedern (zu deren Notwendigkeit vgl. Lam-nek/Schäfer 1999: 389; Lamnek/Olbrich/Schäfer 2000: 72) sind Probleme durch Erinnerungsschwierigkeiten bzw. durch ein schlechtes Gedächtnis zu erwarten (zu diesen Problemen vgl. Stephan 1972a: 116; Villmow 1980: 57; Kreuzer 1983: 243 f.; Villmow/Stephan 1983: 9; Reuband 1983: 205; Kury 1994: 29 f.; Lamnek 1994:247). Hinzu kam wahrscheinlich das Problem des “telescoping“, d. h. Ereignisse wurden von den Befagten in den erfragten Zeitraum hineinverlegt (vgl. Villmow/Stephan 1983: 9).

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  4. Durch die Wahl der angestrebten Grundgesamtheit — also die deutsche Wohnbevölkerung im Alter von 18 Jahren und darüber — bzw. durch das Design der Stichprobenziehung wurden Ausländerhaushalte, Anstalts- oder Heimbewohner, Kinder und Jugendliche sowie Personen ohne festen Wohnsitz und Obdachlose nicht erfasst. Da diese Personengruppen jedoch überproportional häufig Sozialhilfe empfangen, sollte die in der vorliegenden Untersuchung festgestellte Quote des Sozialhilfebezugs ebenso wie die des Sozialhilfemissbrauchs mit einem gewissen Vorbehalt betrachtet werden. Der festgestellte Prozentsatz von Empfangern erscheint jedoch nicht allzu niedrig, wenn man berücksichtigt, dass Ende 1997 laut statistischem Bundesamt von der Wohnbevölkerung insgesamt 3,5 % und von den Deutschen 3,0 % im Leistungsbezug standen (vgl. Statistisches Bundesamt 1999: 463). Leider fehlen Daten zu dem Bevölkerungsanteil, der in seinem Leben früher schon einmal solche Leistungen erhalten hat, so dass ein direkter Vergleich nicht möglich ist.

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  5. Unter Berücksichtigung des bereits angesprochenen Befundes der Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik ungefähr ein halbes Jahr zuvor, wonach beinahe jeder Zweite selbst zur Steuerhinterziehung bereit war (vgl. die vorl. Arb.: 51 ; vgl. auch Süddeutsche Zeitung (Online) vom 21.08.1997; http://www.uni-koeln.de/~a0197/ [Stand: 17.08.1999]), fallt der genannte Prozentsatz recht niedrig aus.

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  6. Hierfür spricht nicht nur die erwähnte Leistungsideologie bzw. „der stumme Zwang der ökonomischen Verhältnisse“ in einer an Leistung, Fleiß, Aufstieg und Disziplin orientierten und auf Erwerbsarbeit ausgerichteten Gesellschaft (vgl. die vorl. Arb.: 169), die eine Schwelle vor den Bezug von Leistungen legen, die mit Arbeitslosigkeit assoziiert sind. Obwohl sich das „Normalarbeitsverhältnis“ als lebenslange Vollzeitstelle immer mehr als Fiktion und Ausnahme erweist, wird nach wie vor eine Arbeitsmoral hochgehalten, „wonach nur der möglichst umfassende und kontinuierliche Einsatz der Arbeitskraft für den Lohnerwerb zu voller gesellschaftlicher Anerkennung verhilft, Nicht-(Lohn-)Arbeit aber zu sozialer Diskreditierung führt“ (Ludwig-Meyerhofer 1992:398; vgl. auch Forrester 1997). Speziell beim Sozialleistungsbezug kommt noch ein weiterer möglicher Grund der Stigmatisierung hinzu, da hier, anders als bei anderen Systemen der sozialen Sicherung, strengere Bedürftigkeitsprüfungen durchgeführt werden und ein Regress auf Eltern, Kinder und andere Unterhaltspflichtige möglich ist (vgl. Hauser/Hübinger 1993: 73).

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  7. Angesprochen ist hier das so genannte „capitalizing on chance“. LISREL greift auf die Korrelationen bzw. Kovarianzen zwischen Variablen zurück, die sich in der zweiten oder dritten Stelle hinter dem Komma durchaus von Stichprobe zu Stichprobe unterscheiden können, selbst wenn diese der gleichen Grundgesamtheit entstammen. Auch wenn eine Stichprobe die angestrebte Grundgesamtheit gut repräsentiert, sind solche Schwankungen zu erwarten. Da sich der Modellfit aus der Übereinstimmung der als Datenbasis dienenden Ausgangsmatrix (der Stichprobe) mit der unter Verwendung der Modellparameter errechneten Matrix ergibt, können die am Modellfit orientierten Verbesserungen der Erklärungsstruktur letztlich zu Überinterpretationen der Korrelationen bzw. Kovarianzen führen, eben zu besagtem „capitalizing on chance“. Daher empfiehlt auch der Hersteller und Vertreiber der aktuellen LISREL-Software, die Scientific Software International Inc., Lincolnwood (111.) große Stichproben in Substichproben aufzuteilen und die in einer Teilstichprobe optimierten Modelle noch einmal zu testen (vgl. http://www.ssicentral.com/lisrel/lis00467.htm [Stand: 01.12.2001]).

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  8. Die gesamte Varianz einer standardisierten Variablen beträgt 1. Der Prozentanteil erklärter Varianz ist demnach (1 — Fehlervarianz) * 100 (vgl. Saris/Stronkhorst 1984: 179).

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  9. Eine Analyse der Zusammenhänge zwischen der tatsächlich verübten Devianz und der geschätzten persönlichen Bestrafungswahrscheinlichkeit ist mit den vorliegenden Daten kaum sinnvoll. Hier ist erneut der Hinweis auf die unbekannte Spanne angebracht, die zwischen Tat- und Interviewzeitpunkt liegt: Die später geäußerte Furcht vor Strafe war für die frühere Tatausführung nicht unbedingt relevant.

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  10. Wobei daran zu erinnern ist, dass die Höhe der geforderten Strafe bspw. auch davon abhängt, ob man höhere Strafen als geeignetes Mittel der Generalprävention ansieht (vgl. die vorl. Arb.: 222; für einen Überblick der Funktionen der Generalprävention vgl. auch Böllinger 1987).

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  11. Nimmt man die „frühere Erfahrung mit ‚harmloser’ Devianz“ und ihre Indikatorvariablen ganz aus dem Modell heraus, steigt der Effekt der latenten Variablen „Eigeninteresse (eigenes Gewissen) wichtiger als Gesetze“ auf die Devianzbereitschaft mit einem Wert von 0,155 in doch recht beachtliche Höhen und ist auch als totaler Effekt höchst signifikant. Sollte der Unterschied zwischen dem Effekt, den die latente Variable „Eigeninteresse (eigenes Gewissen) wichtiger als Gesetze“ auf die Devianzbereitschaft in einem Modell mit der latenten Variable „frühere Erfahrung mit ‚harmloser’ Devianz“ ausübt, gegenüber dem Effekt, den sie in einem Modell ohne das zuletzt genannte Konstrukt hat, mehr als zufallig sein, stellte sich die Frage nach den Gründen hierfür. Deren Beantwortung ist jedoch mit zu vielen Unwägbarkeiten verbunden und müsste Spekulation bleiben, weshalb auf eine genauere Behandlung des Problems verzichtet wird.

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Schäfer, W.J. (2002). Die Hintergründe sozialer Devianz in der statistischen Analyse. In: Opfer Sozialstaat. Forschung Soziologie, vol 170. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95000-0_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-95000-0_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-8100-3675-9

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