Zusammenfassung
Das Kastenwesen wird häufig als ‘Bazillus’ aufgefasst, der in der Erde Indiens wohnt. Zu eine derartigen Metapher greift man als Beobachter der indischen Gesellschaft leicht, wenn man sich die für uns so merkwürdige Erscheinung des indischen Kastenwesens und dessen hartnäckigen Bestand vor Augen führt. Auch Weber richtet sein Hauptaugenmerk in seiner Hinduismusstudie auf das Kastenwesen. „Ohne Kaste gibt es keinen Hindu“ (RS II 31) lautet eine seiner Formulierungen. Eine andere bezeichnet Indien als Land „der denkbar unerschütterlichsten geburtsständischen Gliederung“573. Welche Schwierigkeiten auch immer dabei auftauchen, den Begriff ‘Hinduismus’ präzise mit Inhalt zu füllen574, am Kastenwesen kommt man offenbar nicht vorbei.575 ‘Hinduistische Gemeinschaftsbildung’ in Anlehnung an Max Weber zu untersuchen bedeutet folglich, sich dem Phänomen der Kaste unter der Frage zuzuwenden, ob die Kaste eine religiöse Vergemeinschaftung in dem oben definierten Sinne ist: Beruht ihr Bestand auf einem Zusammengehörigkeitsgeftihl? Ist sie mit Charismavorstellungen verknüpft und heilsgüterrelevant? Behauptet sie sich in der Konfrontation mit säkularen oder modernen Vergesellschaftungsformen?576
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Giesing, B. (2002). Gemeinschaftsbildung im Hinduismus — die ‚gentilcharismatische‘ Kaste?. In: Religion und Gemeinschaftsbildung. Forschung Soziologie, vol 178. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94999-8_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94999-8_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-3673-5
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