Zusammenfassung
Mit Erstaunen beobachtet man heutzutage, wie in vielen Gesellschaften die Religionen wieder an Bedeutung gewinnen. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks werden Kirchen und Moscheen wieder geöffnet, die lange Zeit geschlossen waren. Islamisierung läßt sich als gesellschaftlicher und politischer Trend nicht nur im persischen und arabischen Kulturraum feststellen, sondern hat ebenso den turanischen, afghanischen, pakistanischen und indonesischen Islam erfaßt. Eine neohinduistische Bewegung dominiert die politische Bühne in Indien und die chinesischen Behörden sehen sich zunehmend genötigt, gegen wiedererstarkte Sekten und religiöse Bewegungen vorzugehen. Religiöser Revivalismus ist in Afrika ebenso wie in Südostasien zu beobachten und in Südamerika werden Millionen von Menschen von den Evangelisierungskampagnen protestantischer Sekten erfaßt. Es handelt sich offenbar um einen weltweiten Trend, der dementsprechend auch längst seinen publizistischen Niederschlag erfahren hat. Kaum hat eine erregte Öffentlichkeit Gilles Kepels Warnung vor der „Rache Gottes“, dem Vormarsch der radikalen Christen, Moslems und Juden, verdaut, erhitzt Samuel Huntingtons „Kampf der Kulturen“ die Gemüter mit einer These, die sich auf die gleiche Beobachtung einer Renaissance des Religiösen als primärem Kulturfaktor beruft.1
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Literatur
Kepel 1991: Die Rache Gottes; Huntington 1996: Der Kampf der Kulturen.
Fürstenberg 1969: Religionssoziologie 1116.
Vgl. Gephart 1993: Zwischen „Gemeinsamkeitsglaube“ und „solidarité social“: 203; Durkheim 1992: Über soziale Arbeitsteilung: 224–228.
Das läßt sich schon daran ablesen, daß der Text der Weberschen Protestantismusstudie ungleich häufiger ediert wurde und auch die Kontroverse um ihn gut dokumentiert ist.
So z. B. Matthes 1967: Religion und Gesellschaft; Matthes 1969: Kirche und Gesellschaft.
Vgl. Gephart 1993: Zwischen „Gemeinsamkeitsglaube“ und „solidarité social“; sowie Gephart 1998: Die geschlossene Gemeinschaft.
Tönnies 1991: Gemeinschaft und Gesellschaft: 4, 14, XX XII.
Tönnies 1991: Gemeinschaft und Gesellschaft: 214.
Tönnies 1991: Gemeinschaft und Gesellschaft: XXXVII.
Die Parallele zwischen Webers Protestantismusstudie als einer „historisch-genetischen“ Untersuchung und Nietzsches Erklärungsverfahren im Sinne der „Genealogie der Moral“ zieht Tyrell 1990: Worum geht es in der ‘Protestantischen Ethik’?.
Peukert 1989: Max Webers Diagnose der Moderne; der hier zit. Ausdruck aus: Peukert 1986: „Die letzten Menschen“: 428.
Vgl. dazu bspw. Senghaas 1995: Die Wirklichkeiten der Kulturkampfe: 205f
Akiwowo and P. Park 1988: Universalism and indigenisation; Berding 1994: Nationales Bewußtsein; Brumlik/ Brunkhorst 1993: Gemeinschaft und Gerechtigkeit; Etzioni 1995: Die Entdeckung des Gemeinwesens; Gebhardt 1995: Religion in der Gesellschaft Bd. 1; Hoffmann 1995: Die Vernunft in den Kulturen; Khan 1980: Self reliance; Sigrist 1996: Kulturelle Identität; Stauth 1995: Islam als Selbstbegriff nichtwestlicher Modernität.
Vgl. Weiß 1989: Max Weber heute: 15; relativierend dazu: Rosel 1982: Die Hinduismusthese Max Webers.
Weiß 1989: Max Weber heute: 15f.
Vgl. die Beitrage in GephartlSaurwein 1999: Gebrochene Identitäten.
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Giesing, B. (2002). Einleitung. In: Religion und Gemeinschaftsbildung. Forschung Soziologie, vol 178. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94999-8_1
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