Zusammenfassung
In Marokko (M.) war das wichtigste Ereignis des Jahres der Wechsel an der Spitze des Staates. Zwar wußte man von dem Herz-Lungen-Leiden des Königs. Doch kam der Tod plötzlich. Hassan II. (geb. am 8.7.1929) starb am 23.7., gerade 70 Jahre alt geworden, nach 38jähriger Herrschaft. Er war der 21. Sproß der seit dem 17. Jahrhundert herrschenden Alawiten-Dynastie, verstand sich als 35. Nachkomme des Propheten Mohammed und war gleichzeitig M.s geistliches Oberhaupt. Sein älterer Sohn, Kronprinz Mohammed, der noch am Todestag den Treueid der wichtigsten Notabein und InstititutionenVertreter des Reiches entgegennahm, trat unter dem Namen Mohammed VI. als dritter König des unabhängigen M. die Nachfolge an (Erlaß vom 27.7.; MA 166). Neuer Kronprinz wurde Rachid, der jüngere Bruder des unverheirateten Mohammed. Zu Hassans Beisetzung am 25.7. in Rabat versammelten sich neben Massen marokk. Untertanen auch rund 40 gekrönte und ungekrönte Staatsoberhäupter sowie Regierungschefs aus aller Welt, dazu die Generalsekretäre der UNO und OAU, — ein Zeichen der Wertschätzung, die der König als gemäßigter Außenpolitiker besonders in der westlichen, aber auch in der arabischen und muslimischen Welt, vor allem bei der Initiierung des Friedensprozesses in Nahost und als Leiter des Jerusalem-Komitees der OIK, genoß. Hassan IL, intelligent und gebildet, hatte nicht nur geherrscht, sondern auch regiert: „absolutistisch“, als „Autokrat“ oder „aufgeklärter Despot“, er war „geliebt und gefürchtet“, wie es in Kommentaren hieß. Politisch war das Land, das er seinem Sohn hinterließ, stabil. Die — konstitutionell kaum eingeschränkte — Monarchie als System stand nicht zur Debatte. Nach zwei gescheiterten Militärputschen (1971 und 1972) stellte die Armee keine Bedrohung mehr dar- u.a. weil sie Gelegenheit erhalten hatte, die Westsahara zu erobern.
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Literatur
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Clausen, U. (2000). Marokko 1999. In: Koszinowski, T., Mattes, H. (eds) Nahost Jahrbuch 1999. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94984-4_16
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