Zusammenfassung
Für die hier interessierende Frage nach Partizipationsmöglichkeiten und -praxis sind die Einstellungen der Lehrerinnen und Lehrer zur Schule und zu den Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, die individuellen und kollegialen Handlungskompetenzen sowie die pädagogischen Normen und Konventionen, die das Zusammenleben und die gegenseitigen Verhaltenserwartungen beeinflussen, wichtige Voraussetzungen. Dies gilt für die Mitwirkung an der täglichen Ausgestaltung und Interpretation schulischen Lebens sowie für die Einführung von Innovationen in Schule und Unterricht. Lehrereinstellungen sind wichtige Voraussetzungen für die Bereitschaft zur Partizipation an Schulentwicklungsprozessen einerseits sowie für die Ermöglichung von Partizipation der anvertrauten Schülerinnen und Schüler andererseits. Diese Sichtweise wird unterstützt durch neuere sozialwissenschaftliche (vgl. etwa Elias 1993) und organisationstheoretische Ansätze (Weick 1976; Scott 1986; Terhart 1986; Wesemann 1990; Dalin/Rolff 1996). Nach diesen kann organisatorischer Wandel nicht allein und erfolgreich aufgrund der Veränderung organisatorischer Strukturen vollzogen werden, sondern effektiv nur unter Mitwirkung der jeweiligen Handlungsträger — im Bereich der Schule also insbesondere der Lehrkräfte. Gleichwohl muss im Bewusstsein bleiben, dass das alltägliche Handeln von Lehrenden in komplexer Weise in institutionell, kollegial und gesellschaftlich geprägte Rahmenbedingungen eingebunden ist. Insofern wären zur Erforschung schulischer Veränderungsprozesse prinzipiell „Mehrebenenanalysen“ (vgl. von Saldern 1995) erforderlich, um die komplexen und in sich widersprüchlichen Wechselwirkungszusammen-hänge unterschiedlicher Ebenen in ihrer Verwobenheit zu erfassen.
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Literatur
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Wenzel, H. (2001). Lehrereinstellungen und Partizipationsmöglichkeiten — Voraussetzungen für die pädagogische Schulentwicklung in den Schulen der neuen Bundesländer. In: Böhme, J., Kramer, RT. (eds) Partizipation in der Schule. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 11. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94982-0_2
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