Zusammenfassung
Politiker entscheiden darüber mit, wie wir leben und leben sollen; und es sind ihre Lebens- und Wirklichkeitserfahrungen und deren Auslegung, ihre Ordnungsvorstellungen und somit letztlich ihre Vorstellungen über den Sinn menschlicher Existenz und über lebenswerte Inhalte des Lebens, die mehr oder weniger großen Einfluß auf unsere Ordnungsvorstellungen und Lebensgestaltung haben. Somit sind wir als Bürgerinnen und Bürger, als Politiker — und natürlich auch als Politikwissenschaftler — nicht nur legitimiert, sondern aufgefordert, darüber nachzudenken und Erkundungen darüber einzuziehen, wie die Quellen aussehen, aus denen sich die Ordnungsvorstellungen unserer politischen Repräsentanten speisen. Und da reicht es nicht, zu fragen, welcher Partei sie angehören, welche Programme sie vertreten, welche sozialen und Interessengruppen sie repräsentieren oder für welche Werte sie stehen, sondern man muss weiter fragen, tiefer gehen. Denn auch und gerade für Politiker gilt, was der Politikwissenschaftler Hans Buchheim über die Entstehung des für die Politik so wichtigen persönlichen Sinns gesagt hat: „Die Person ordnet alle Inhalte, die sie weiß und alle Erfahrungen, die sie macht, letztlich nicht nach sachlichen, sondern nach persönlichen Kriterien: Nach ihrer Biographie, ihren Absichten, ihren Sorgen, ihrem körperlichen Befinden etc. Mithin ist die im Bewußtsein der Person präsente Gesamtordnung der Gegebenheiten letztlich nicht sachlich, sondern persönlich organisiert.“1 Oder um es in den Worten eines ehemaligen — zugegebenermaßen nicht sehr glücklich gewordenen — Bundestagsabgeordneten, des Schriftstellers Dieter Lattmann zu fragen: „Was sind das für Menschen, die Politik in den Parlamenten treiben? Von welchen Oberflächen und Tiefen, Ehrgeizen und Trieben, Vorhaben und Verhinderungen warden sie bestimmt?“2
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Literatur
Hans Buchheim, Beiträge zur Ontologie der Politik, München 1993, S. 18
Dieter Lattmann, Die Einsamkeit des Politikers, München (Kindler), 1977, S. 36
Diesen Begriff bilde ich in Anlehnung an William James’ „The Varieties of Religious Experiences“, 1901/02; deutsch u.d.T.: Die Vielfalt religiöser Erfahrung. Eine Studie über die menschliche Natur, Olten und Freiburg /Walter-Verlag), 1979. (Allerdings findet sich bei James interessanterweise so gut wie kein Hinweis auf die Todes-und Endlichkeitserfahrung als mögliche Quelle religiöser Erfahrung!)
Hans-Dietrich Genscher, Erinnerungen, Berlin (Siedler), 1995, S. 157
Die Episode und die Zitate aus: Heribert Prantl, Der Herr und Diener der Partei. Hans-Jochen Vogel zum 75. Geburtstag; Süddeutsche Zeitung, 3.2.2001, S. 3
Thomas Mann, Bruder Hitler (1939), in: Thomas Mann, Werke, Das essayistische Werk, Taschenbuchausgabe in acht Bänden, Politische Reden und Schriften, Dritter Band, Frankfut am Main und Hamburg, 1968, S. 53–58; hier S. 55f.
Gottfried Benn, Altern als Problem für Künstler, in: Gottfried Benn, Auswahl aus dem Werk, Hrsg. von Dieter Wellershoff, Darmstadt (Deutsche Buch-Gemeinschaft), 1964, S. 268–293. (Den Vortrag hielt Benn in Stuttgart im März 1954.)
Siegfried Lenz, Die Eselslast der Zeit. Zur Darstellung des Alters in der Literatur, FAZ 3.1.1998
Harald Eggebrecht, Der Name der Dose. Warum der Kunstbetrieb kein Spätwerk mehr hervorbringt, Süddeutsche Zeitung, 3.9.1998
enhauer meint damit die Wiederbegründung der SPD. Das Zitat stammt aus: Erich 011enhauer, Abschied von Hans Vogel, in: ders., Reden und Aufsätze, hrsg. u. eingel. von Fritz Sänger, Berlin/Bonn-Bad Godesberg (J.H.W. Dietz Nachf.), 1964, S. 181–186; hier S. 184
Berger/Luckmann, Die gesellschaftlich Konstruktion der Wirklichkeit, Frankfurt 1969, S. 30
Das Zitat findet sich bei: Jon Lee Anderson, Die politische Macht des García Marquez, SPIEGEL Reporter Nr. 3/2000, S. 120–127; hier S. 127
Eric Voegelin, Die Neue Wissenschaft der Politik. Eine Einführung, Freiburg/München (Karl Alber), 4., unveränderte Auflage 1991, S. 96–98
Pierre Hadot, Wege zur Weisheit oder Was lehrt uns die antike Philosophie?, Berlin (Eichborn) 1999, S. 89
Paul Ludwig Landsberg, Die Erfahrung des Todes, Frankfurt (Suhrkamp), 1973, S. 53 33 Siehe dazu: Werner Kremp, Gewaltlosigkeit und Wahrheit, Studien zur Therapie der Gewalt bei Platon und Gandhi, Meisenheim am Glan (Anton Hain), 1975, S. 305–334
James Madison, Alexander Hamilton and John Jay, The Federalist Papers, ed. by Isaac Kramnick, London (Penguin Book) u.a. 1987, S. 87
Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden, 1795, in: Kant, Werke in zwölf Bänden, Theorie Werkausgabe Bd. XI, S. 223f.
Sebastian Haffner, Geschichte eines Deutschen, Die Erinnerungen 1914–1933 (geschrieben ca. 1939/40), Stuttgart und München (Deutsche Verlags-Anstalt), 2000, S. 87
Paul Kornfeld, Blanche oder Das Atelier im Garten, Frankfurt am Main (Schöffling & Co.), 1998 (zuerst erschienen 1957), S. 103
Willy Brandt, Redebeitrag auf dem SPD-Parteitag, 25. Mai 1950, in: Willy Brandt, Berliner Ausgabe, Band 4: Auf dem Weg nach vorn. Willy Brandt und die SPD 1947–1972, bearbeitet von Daniela Münkel, Bonn (Dietz), 2000, S. 140f.
„No human knows that answer. If I could tell you that — but no one can. It is perhaps a gift of God that I myself have litte if any fear. I think of death with equanimity. I cannot imagine that the soul, which is our life, could fade to nothing when death comes. Somehow it must continue to exist. Man is not permitted to know how — but it must. Because the origins of life, life itself, is as much of a mystery as death and we are unable to explain either phenomenon. The highest commandment has always been that which others hand on to us — to do one’s duty.“ — Das deutsche Zitat aus: H.-P. Schwarz, Adenauer, Der Staatsmann, S. 987
Adenauer im Dritten Reich, Bearbeitet von Hans Peter Mensing, Berlin 1991, S. 379
Rede im Ateneo zu Madrid am 16.2. 1967, in: Konrad Adenauer, Erinnerungen 1959–1963 — Fragmente, Frankfurt (Fischer TB), 1970, S. 228–236
H.-P. Schwarz, Adenauer, Der Staatsmann, S. 979
A. Poppinga, Konrad Adenauer, Eine Chronik in Daten, Zitaten und Bildern, Bergisch Gladbach 1987, S. 12
Adenauers erste Frau Emma war im Oktober 1916 an Nierenversagen gestorben.
Hans-Peter Schwarz, Adenauer. Der Aufstieg1876–1952, S. 169
Gordon L. Craig, Die starke Hand am Rad der Geschichte, Süddeutsche Zeitung v. 2.5.1992
Steven J. Rubenzer/Thomas R. Faschingbauer/Deniz S. Ones, Assessing the U.S. Presidents Using the Revised NEO Personality Inventory, Vortrag auf dem Washingtoner Jahreskongress der American Pschological Association, Ms. (Internet-Version der Pressestelle der APA), August 2000, S. 14
Carola Stern, Willy Brandt in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt), 1975, S. 40
Willy Brandt, Erinnerungen, Frankfurt am Main (Propyläen), 1989, S. 13
Willy Brandt,,,…wir sind nicht zu Helden geboren.“ Ein Gespräch über Deutschland mit Birgit Kraatz, Zürich (Diogenes), 1986, S. 73f.
Werner Kremp, In Deutschland liegt unser Amerika. Das sozialdemokratische Amerikabild von den Anfängen der SPD bis zur Weimarer Republik, Münster (LIT-Verlag), 1993
Willy Brandt, Begegnungen mit Kennedy, München (Kindler), 1964
Klaus Harpprecht (Hrsg.), Willy Brandt. Porträt und Selbstporträt, München, 1970, S. 28
Wolfgang Jäger, Die Innenpolitik der sozial-liberalen Koalition 1969–1974, in: K.D. Bracher/W. Jäger/W. Link, Republik im Wandel 1969–1974, Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Band 5/I, S. 13–160; hier S. 24
Arnulf Baring, Machtwechsel: die Ära Brandt-Scheel, Stuttgart (DVA), 1982, S. 175
Die beiden Zitate nach: Filmer/Schwan, Lafontaine (s.u.), S. 257
Willy Brandt, Begegnungen und Einsichten, München 1976, S.597
DER SPIEGEL, 11.8,1965, zitiert in: Brandt, Berliner Ausgabe Bd. 4, S. 335
ZDF, 8.2.1966; in: Helmut Schmidt, Beiträge, Stuttgart (Seewald), 1967, S. 628f.
Sybille Krause-Burger, Helmut Schmidt. Aus der Nähe gesehen, Düsseldorf-Wien (Econ), 1980, S. 116
Jonathan Carr, Helmut Schmidt, akt. und erw. Neuausgabe, Düsseldorf u.a. (Econ), 1993, S. 88
Helmut Schmidt, Pflicht zur Menschlichkeit, Düsseldorf und Wien 1981, S. 133
Wolfgang Jäger, Die Innenpolitik der sozialliberalen Koalition 1974–1982, in: Wolfgang Jäger, Werner Link: Republik im Wandel 1974–1982, Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Band 51II, Stuttgart und Mannheim 1987, S. 244
Klaus Bölling, Die letzten 30 Tage des Kanzlers Helmut Schmidt. Ein Tagebuch, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt), 1982, S. 37
So der Titel einer Sammlung von Beiträgen Schmidts, die 1975 erschien (Bonn-Bad Godesberg, Verlag Neue Gesellschaft
Klaus Dreher, Helmut Kohl. Leben mit Macht, Stuttgart (DVA), 1998
Helmut Kohl, Eine Kindheit im Bombenkrieg, in: Reinhard Appel (Hrsg.), Es wird nicht mehr zurückgeschossen. Erinnerungen an das Kriegsende 1945, Bergisch Gladbach (Lingen), 1995, S. 187–196; hier S. 189
Patricia Clough, Helmut Kohl. Ein Porträt der Macht, München (dtv), 1998, S. 26
Helmut Kohl, Wir durften uns die Initiative zur Einheit nicht mehr aus der Hand nehmen lassen, FAZ, 9.11.1999
Helmut Kohl, Ich wollte Deutschlands Einheit, Dargestellt von Kai Diekmann und Ralf Georg Reuth, Berlin (Ullstein-Propyläen), 1996, S. 180
Dreher, Kohl, a.a.O., S. 120; die Kohl-Zitate stammen aus einem ARD-Interview vom 9.6.1993
Wolfgang Schäuble, Mitten im Leben, München (C. Bertelsmann), 2000, S.189
Die Angaben bei Paravicini Bagliani selbst sind hier widersprüchlich; während er auf S. 21 mit Damiani meint, keiner der Vorgänger von Alexander II. habe länger als vier oder fünf Jahre regiert, berichtet er einige Seiten später (S. 30) mit dem französischen Chronisten Torigny, dass mindestens zwei Päpste vor Alexander II., Silvester I. und Hadrian I., 23 Jahre regiert hätten.
Zitiert in: Hans Leyendecker, Gelernt ist gelernt, Süddeutsche Zeitung, 29.6.2000; in indirekter Rede gibt Schäuble diesen Satz auch in seinem Buch „Mitten im Leben“ wieder (a.a.O.,S. 235)
Welt am Sonntag, 9.7.2000 (In einem späteren Interview mit der Süddeutschen Zeitung (7.10.2000) freilich sagte Schäuble, dass er selbst nie diesen Titel gewollt hatte, er vielmehr vom Verlag gewünscht war.)
Inteview mit Günter Gaus am 25.9.1964, in: Brandt, Berliner Ausgabe Band 4, S.328
Willy Albrecht, Kurt Schumacher, Bonn 1985, S. 9
Das folgende nach: Annemarie Renger, Ein politisches Leben. Erinnerungen, Stuttgart (DVA), 1993, S. 137–141
Egon Bahr, Zu meiner Zeit, München (Blessing), 1996, S. 57
Terence Prittie, Willy Brandt. Biographie, Frankfurt am Main (Goverts Krüger Stahlberg), 1973, S. 146
Interview mit Gaus, in: Brandt, Berliner Ausgabe Bd. 4, S. 327f.
Selbstbesinnung und Selbstkritik. Gedanken und Erfahrungen eines Deutschen. Hrsg. v. August Hermann Leugers-Scherzberg. Mit einem Geleitwort von Greta Wehner, Köln (Kiepenheuer & Witsch), 1994 (geschrieben 1942/43), S. 104
Horst Ehmke, Mittendrin. Von der Großen Koalition zur Deutschen Einheit, Berlin 1994, S. 75
Knut Terjung, Der Onkel. Herbert Wehner in Gesprächen und Interviews, Hamburg 1986, S. 17
Vgl. das Kapitel „Kärrnerjahre“ in: Hans-Jochen Vogel, Nachsichten. Meine Bonner und Berliner Jahre, München (Piper), 1997
Alfred J. Gertler, Björn Engholm im Gespräch: Perspektiven sozialdemokratischer Politik, Bonn 1991
Zitat aus: Rainer Burchardt/Werner Knobbe, Björn Engholm: die Geschichte einer gescheiterten Hoffnung, Stuttgart (DVA); 1993, S.17
Werner Filmer/Heribert Schwan, Oskar Lafontaine, Düsseldorf u.a. 19902
Interview mit Brigitte Seebacher-Brandt, SPIEGEL, 17.6.1993
Siehe: Hans Wallow (Hrsg.), Rudolf Scharping. Der Profi, Düsseldorf u.a. (Econ), 1994; Leif, Thomas/Raschke, Joachim, Rudolf Scharping und die Macht, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt), 1994
Ulrich Rosenbaum, Rudolf Scharping. Biographie, Berlin/Frankfurt 1993, S. 28
So jedenfalls die — etwas verbitterte — Aussage Brigitte Seebacher-Brandt im SPIEGEL, 17.6.1993
Zitiert bei: Martin Süskind, Der Mann mit der Narbe, Süddeutsche Zeitung, 15.7.1996
Hans Peter Schütz, Der letzte Troikaner, Stern, 22.10.1998
So mußte er z.B. auf Druck Schröders und Lafontaines nach der Bundestagswahl 1998 den Fraktionsvorsitz abgeben und das Verteidigungsministerium übernehmen; und auf dem Parteitag im Dezember 1999 erhält er fast 19% Stimmen weniger als beim letzten Mal.
Volker Hauff, Global denken — lokal handeln. Ein politisches Fazit, m. e. Vorw. vers. Taschenbuchausgabe, München (Knaur), 1994, S. 9
Hauff, Global denken, S. 276f.; das Sinowatz-Zitat aus SPIEGEL 25/1991
Wolfram Bickerich/Jürgen Leinemann/Hans Leyendecker, Bruder Johannes. Herausforderer Rau, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt), 1986, S. 39
Werner Filmer/Heribert Schwan, Wolfgang Schäuble. Politik als Lebensaufgabe, München (C. Bertelsmann), 1992 (im folgenden zitiert als FSS)
Wolfgang Schäuble, Und sie bewegt sich doch, Berlin (Siedler), 1988, S. 42f.
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Kremp, W. (2001). Politiker und Tod. In: Politik und Tod. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94972-1_3
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