Zusammenfassung
Sammlung und Erforschung der Märchen sind in Deutschland vor allem verbunden mit den Namen Jacob und Wilhelm Grimm. Sie haben im Jahr 1812 den ersten Band der Kinder- und Hausmärchen herausgebracht; es war dies das erntemal, dass solche Erzählungen ohne große künstlerische Bearbeitung auf den Buchmarkt kamen. Wenige Jahre vorher waren aus der Feder von Christoph Martin Wieland und Johann Karl-August Musäus umfangreiche und kunstvolle Märchen-Nachdichtun-gen erschienen. Warum sich die beiden Grimm’s an ihre jahrzehntelange Sammler- und Editorentätigkeit machten, das haben sie im Vorwort ausgesprochen:
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Literatur
Hermann Bausinger, Formen der “Volkspoesie”, 2. Aufl. Berlin 1968, 11–30.
Jacob Grimm, Deutsche Mythologie, 3 Bde, 4. Aufl. 1835 (Nachdruck Graz 1953), Bd. I, S. I X.
Lutz Röhrich, Rumpelstilzchen. Vom Methodenpluralismus in der Erzählforschung, in: Festschrift für Robert Wildhaber zum 70. Geburtstag am 3. August 1972, hg. von Walter Escher, Theo Gantner und Hans Trümpy, Basel 1973, 567–596. Zum Grundsätzlichen vgl. Felix Karlinger, Hg., Wege der Märchenforschung, Darmstadt 1973. Felix Karlinger, Grundzüge einer Geschichte des Märchens im deutschen
Sprachraum, Darmstadt 1983. Therese Posser, Das Volksmärchen. Theorie — Analyse — Didaktik, München 1980.
Carl Wilhelm von Sydow, Tva Spinnsagor, Lund 1909.
Antti Aarne und Stith Thompson, The types of folktale, Helsinki 31961; Kaarle Krohn, Übersicht über einige Resultate der Märchenforschung, Helsinki 1931, 10 2106.
Vgl. hierzu: Gisela Piaschewski, Der Wechselbalg. Ein Beitrag zum Aberglauben der nordeuropäischen Völker, Breslau 1935.
Ein radikaler Verriß wurde vorgenommen von Otto Holzapfel, Märchenforschung auf neuen Wegen, in: Volkskunde-Forum 2 (1968) 18–21. Andere Autoren führen diese Interpretationsrichtung durch Travestien ad absurdum; vgl. Hans Traxler, Die Wahrheit über Hänsel und Gretel, Frankfurt/M. 1963 oder Iring Fetscher, Wer hat Dornröschen wachgeküßt? Das Märchen Verwirrbuch, Frankfurt/M. 1974.
Zum Tabu in Märchen und Sage vgl. Lutz Röhrich, Sage und Märchen. Erzählforschung heute, Freiburg i. Br. u.a. 1976, 125–142. Auf weltweit verbreitete Tabu-Vorstellungen anhand des Rumpelstilzchen-Stoffes hatte schon Edward Clodd 1898 aufmerksam gemacht: Edward Clodd, Tom Tit Tot. An essay of savage philosophy, London 1898 (Reprint Detroit 1968 ).
Friedrich von der Leyen, Das deutsche Märchen und die Brüder Grimm, Düsseldorf und Köln 1964, 52–54.
Sigmund Freud, Märchenstoffe in Träumen, in: Gesammelte Werke, Bd. 10, London 1949, 2–9.
Dieser Erklärungsrichtung verpflichtet ist u.a. auch Gerhard Szonn, Entwicklung und Reife im Märchen. Einige Märchen der Brüder Grimm tiefenpsychologisch gedeutet, Fellbach-Oeffingen 1989, 69–76.
Lutz Röhrich, Sage und Märchen. Erzählforschung heute, FreiburgBr. 1976, 277.
Trotz Berufung auf C. G. Jung bietet etwa Hedwig von Beit, Symbolik des Märchens. Bd. 2: Gegensatz und Erneuerung im Märchen, 2. Aufl. Bern 1965, 535–543 eine stark abweichende Interpretation an: Für sie ist die Müllertochter vor allem ein Exempel für die menschliche Versuchung, sich selber Hilfe und Heilung durch ei-
So etwa Rudolf Geiger, Mit Märchen im Gespräch. Erfahrungen an sechzehn Märchen der Brüder Grimm, Stuttgart 1972, 248–257.
Max Lüthi, Rumpelstilzchen. Thematik, Struktur- und Stiltendenzen innerhalb eines Märchentypus, in: Antaios 12 (1971) 419–436. Zum Generellen vgl. auch Max Lüthi, So leben sie noch heute. Betrachtungen zum Volksmärchen, Göttingen 1969.
Am Beispiel der Zwergengestalten untersucht dies Lutz Röhrich, Heute back’ ich, morgen brau ich, übermorgen hol’ ich der Königin ihr Kind… Zwergensagen und —märchen, in: Märchenspiegel 9 (1998) 3–9.
Max Lüthi, Das europäische Volksmärchen. Form und Wesen, Bern und München, 3. Aufl. 1968, 78 f..
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© 2001 Katholische Universität Eichstätt
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Hartinger, W. (2001). Märchen zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Das Beispiel Rumpelstilzchen. In: Hinterm Spinnrad oder auf dem Besen?. Otto-von-Freising-Vorlesungen der Katholischen Universität Eichstätt, vol 20. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94957-8_1
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