Zusammenfassung
Die Ergebnisse der Volkskammerwahl 1990, der ersten freien Wahl der DDR, stellten die aus Westdeutschland vertrauten Muster auf den Kopf. Die von der CDU angeführte Allianz für Deutschland erzielte in den einstigen Hochburgen linker Parteien einen überragenden Wahlsieg und überflügelte zudem die Sozialdemokraten selbst in der Arbeiterschaft, deren bislang verlässlichster Wählerklientel. Hinzu kamen neue Frontstellungen. CDU und PDS bildeten die entgegengesetzten Pole des politischen Wettbewerbs, während sich die Sozialdemokraten in einer bislang ungewohnten Mittellage wieder fanden. Die regionalen und überregionalen Wahlen Mitte der 90er-Jahre bestätigten diese ostdeutschen Besonderheiten.
Auch zehn Jahre nach der deutschen Einigung fällt ein unterschiedliches Parteiensystem in Deutschland Ost und Deutschland West ins Auge. Auch das Wählerverhalten erscheint im Osten Deutschlands weniger stabil, stärker an Sachfragen und Kandidaten orientiert. Die Erwartungen an den Staat unterscheiden sich, insbesondere was soziale Sicherheit und Gerechtigkeit angeht. Auf der anderen Seite sind die politischen Beteiligungsmodelle aus dem Westen voll akzepiert. Erklärungsbedürftig sind das Ausmaß, die Ursachen sowie die Folgen unterschiedlicher politischer Einstellungen und Verhaltensweisen in Deutschland Ost und Deutschland West.
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Literatur
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Eith, U. (2002). Politisch zweigeteilt?. In: Wehling, HG. (eds) Deutschland Ost — Deutschland West. Reihe: Der Bürger im Staat, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94933-2_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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