Zusammenfassung
Vierzig Jahre DDR hinterließen nicht nur große ökonomische Probleme, wenngleich diese in der öffentlichen Diskussion der letzten zehn Jahre häufig im Vordergrund standen. Zu den Hinterlassenschaften der SED-Diktatur gehören auch die Folgen des vielfältig praktizierten, politisch motivierten Unrechts. Oppositionelles, widerständiges oder auch nur abweichendes Verhalten wurde kriminalisiert. Die Ereignisse von 1953 und 1968, dramatische Fluchtversuche über die innerdeutsche Grenze, später das Erstarken emanzipatorischer, politischer Gruppen unter dem Dach der Kirche oder der Freikauf politischer Häftlinge boten immer wieder Handlungsfelder für die Geheimpolizei der DDR, das Ministerium für Staatssicherheit. Hinzu kamen die Konflikte, die aus der Zunahme der Zahl der Ausreiseantragsteller einerseits und dem verstärkten Ringen der DDR um außenpolitische Anerkennung andererseits resultierten. Der Geheimdienst reagierte nach 1976 mit der Psychologisierung seiner Methoden und erklärte große Teile der eigenen Bevölkerung zum „Feind“.
Wie soll umgegangen werden mit einer belasteten und belastenden Vergangenheit? 180 km Geheimdienstakten zeugen von Wirken und Willkür der Stasi in der ehemaligen DDR. Vertrauen ist zerbrochen, materieller und psychisch-sozialer Schaden ist entstanden. Soll man einen „Schlussstrich“ ziehen? Es geht um Gerechtigkeit, aber auch um die Glaubwürdigkeit von Demokratie. Und es geht darum, mit der Aufarbeitung der Vergangenheit einen Beitrag zu einer neuen politischen Kultur zu leisten.
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Literaturhinweise
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Mothes, J., Schmidt, J. (2002). Die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit. In: Wehling, HG. (eds) Deutschland Ost — Deutschland West. Reihe: Der Bürger im Staat, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94933-2_3
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