Zusammenfassung
Mit dem 9. November 1989 — dem Tag der Grenzöffnung — war das Schicksal der DDR so gut wie besiegelt. War das Missverhältnis zwischen öffentlicher Propaganda und ökonomischer Wirklichkeit den Menschen in der DDR auch durchaus bewusst, machte die Konfrontation mit der bunten Warenwelt des Westens doch jedem klar, dass die sozialistische Wirtschaftsordnung der DDR der westdeutschen Marktwirtschaft hoffnungslos unterlegen war und deshalb einer grundlegenden Reform bedurfte. Dass es dann so rasch zunächst zur wirtschaftlichen, danach auch zur politischen Vereinigung beider deutscher Staaten kam, hatte wesentlich mit der Erwartung zu tun, dass nur so auch die Menschen in den neuen Bundesländern schnell am Lebensstandard der „alten“ Bundesrepublik würden teilhaben können. Der Beitritt nach Art. 23 GG schien in dieser Situation am besten geeignet, die Wünsche der Bevölkerung nach einer Verbesserung ihrer materiellen Lage zu erfüllen — die kostspielige und zeitraubende Suche nach einem eigenständigen Weg, wie ihn die übrigen ehemals sozialistischen Länder in Mittel- und Osteuropa einschlugen, konnte so erfolgreich vermieden werden.
Die Wirtschaft der DDR war am Ende, mit mangelhafter Kapitalausstattung, veraltetem Produktionsapparat und unzureichender Infrastruktur. Von daher war die wirtschaftliche Vereinigung, von den Menschen in der DDR herbeigesehnt, mit einer schweren Hypothek belastet. Enorme Investitionen waren erforderlich, um das Versäumte nachzuholen. Somit haben die neuen Bundesländer inzwischen vielfach die moderneren Produktionsanlagen und die modernere Infrastruktur. Der Abstand in der Produktivität wurde zwar kleiner, konnte jedoch bis jetzt noch nicht aufgeholt werden. Stärker angeglichen haben sich allerdings die Einkommen. Nach wie vor aber stellt der Arbeitsmarkt ein Problem dar, nicht zuletzt auch, weil Arbeit im Osten stärker nachgefragt wird als im Westen Red.
(z. B. von Frauen).
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Literaturhinweise
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Ragnitz, J. (2002). Die Wirtschaft in Deutschland Ost und in Deutschland West. In: Wehling, HG. (eds) Deutschland Ost — Deutschland West. Reihe: Der Bürger im Staat, vol 3. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94933-2_10
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