Zusammenfassung
Die Frage der Zulässigkeit, Rechtfertigung oder Notwendigkeit militärischer Interventionen einzelner Staaten zum Schutz der Menschenrechte hat im Zusammenhang mit dem kosov-Konflikt unser aller Aufmerksamkeit erregt. Ich möchte diesen darum zum Ausgangspunkt einiger allgemeinerer Betrachtungen machen. Welche Lehren sind aus diesem Fall zu ziehen?
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Literatur
Kritisch E. Stein, in: E. Denninger u.a. (Hrsg.), Kommentar zum Grundgesetz (Reihe Alternativkommentare), 2. Aufl. 1989, Rdn. 32 zu Art. 3.
Stein, a.a.O. Rdn. 29.
Vgl. aus der umfangreichen älteren Literatur zu dieser Frage B. Simma, Souveränität und Menschenrechtsschutz nach westlichem Völkerrechtsverständnis, EuGRZ 4 (1977), S. 235ff.
K.J. Partsch, Human Rights, Covenants and Their Implementation, in: R. Wolfrum/C. Philipp (Hrsg.), United Nations: Law, Policies and Practice, 1995, S. 592ff.
Vgl. M. Bothe, Friedenssicherung und Kriegsrecht, in: W. Graf Vitzthum (Hrsg.), Völkerrecht, 1997, S. 594; mit eingehen Nachweisen zur Auseinandersetzung um den Kosovo-Einsatz. M. Bothe, Die NATO nach dem Kosovo-Konflikt und das Völkerrecht, Schweizerische Zeitschrift für internationales und europäisches Recht 10 (2000), S. 177ff.
Nachweise bei Bothe, Die NATO, a.a.O. S. 180.
Kritisch dazu J.A. Frowein, Unilateral Interpretation of Security Council Resolutions, in V. Götz/P. Selmer/R. Wolfrum (Hrsg.), Liber amicorum Günther Jaenicke, 1998, S. 97ff.; R. Leurdijk/R. Siekmann, The Legal Basis for Military Action Against Iraq, International Peacekeeping 4 (1998), S. 71ff.
M. Weller, The Changing Environment for Forcible Responses to Nontraditional Threats, American Society of International Law Proceedings 1998, S. 177ff.
So insbesondere J. Delbriick, Effektivität des Gewaltverbots. Bedarf es einer Modifikation der Reichweite des Art. 2 (4) UN-Charta?, Die Friedenswarte 74 (1999), S. 139ff., 146ff.
Vgl. vor allem die dezidierte Reaktion der Russischen Föderation und Chinas. Vgl. die eingehenden Nachweise der Haltung dieser und wéiterer Staaten bei G. Nolte, Kosovo und Konstitutionalisierung: Zur humanitären Intervention der NATO-Staaten, Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht 59 (1999), S. 941ff., 946f.; zur kritischen Haltung wichtiger En_ntwicklungsländer T. Deen, Globalisierung 2000 (11): Dritte Welt auf dem Rückzug, Vereinte Nationen 48 (2000), S. 6ff., 10f.
Ein weiterer streitiger (und in der Praxis sehr beliebter!) Rechtfertigungsgrund ist der der Intervention auf Einladung. Er spielte im Kosovo-Fall keine Rolle, da keiner der Intervenienten die kosovarischen Akteure als zu Einladung legimitierte Staatsorgane ansah (G. Nolte, Eingreifen auf Einladung, 1999 ).
Wie hier etwa A. Cassese, Ex iniuria ius oritur: Are We Moving towards International Legitimation of Forcible Humanitarian Countermeasures in the World Community? European Journal of International Law (EJIL) 10 (1999), S. 23ff.; ders., A Follow-Up: Forcible Humanitarian Countermeasures and Opinio Necessitatis, ebenda S. 791ff.; J.I. Charney, Anticipatory Intervention in Kosovo, AJIL 93 (1999), S. 834ff.; D. Deiseroth, “Humanitäre Intervention und Völkerrecht”, Neue Juristische Wochenschrift 1999, S. 3084ff.; L. Henkin, Kosovo and the Law of “Humanitarian Intervention”, AJIL 93 (1999), S. 824ff.; H. Neuhold, Die “Operation Allied Force” der NATO: rechtmäßige humanitäre Intervention oder politisch vertretbarer Rechtsbruch, in: E. Reiter (Hrsg.), Der Krieg um das Kosovo 1998/99, Mainz 2000, S. 193ff.; Nolte, a.a.O.; W. Kälin, Humanitäre Intervention: Legitimation durch Verfahren? Zehn Thesen zur Kosovo-Krise, Schweizerische Zeitschrift für internationales und europäisches Recht 10 (2000), S. 159ff.; N. Ronzitti, Lessons of International Law from NATO’s Armed Intervention Against the Federal Republic of Yugoslavia, The International Spectator 34 (1999), S. 45ff.; B. Simma, NATO, the UN and the Use of Force: Legal Aspects, EJIL 10 (1999), S. 1ff.; E. Suy, NATO’s Intervention in the Federal Republic of Yugoslavia, Leiden Journal of International Law 13 (2000), S. 193ff. Es ist in diesem Zusammenhang vielleicht besonders bedeutsam, daß in der Sondernummer des American Journal of International Law, die sich dem Kosovo-Thema widmet, keine klare Aussage dahin zu finden ist, daß die Aktion der NATO dem geltenden Völkerrecht entsprach. Die Argumentation der Befürworter bleibt im wesentlichen rechtspolitisch und moralisch, mit einer starken Betonung der Ausnahmesituation, vgl. etwa M. Reisman, Kosovo’s Antinomies, AJIL 93 (1999), S. 860ff. Argumentationen für die Rechtmäßigkeit finden sich eher in der deutschsprachigen Literatur, vgl. etwa J. Delbrück, Effektivität des Gewaltverbots. Bedarf es einer Modifikation der Reichweite des Art. 2 (4) UN-Charta?, Die Friedenswarte 74 (1999), S. 139ff.; K. Ipsen, Der Kosovo-Einsatz — Illegal? Gerechtfertigt? Entschuldbar?, Die Friedenswarte 74 (1999), S. 19ff.; D. Thürer, Der Kosovo-Konflikt im Lichte des Völkerrechts: Von drei — echten und scheinbaren — Dilemmata, Archiv des Völkerrechts 38 (2000), S. 1ff.; C. Tomuschat, Völkerrechtliche Aspekte des Kosovo-Konflikts, Die Friedenswarte 74 (1999), S. 33ff.
ICJ Reports 1986, S. 14, § 268 des Urteils.
B. Meyer/P. Schlotter, Die Kosovo-Kriege 1998/99, HSFK Report 1/2000, S. 25.
Meyer/Schlotter, a.a.O. S. 38f.
Meyer/Schlotter, a.a.O. S. 45f.
Zu diesem “Mißverhältnis zwischen Kriegszielen und Kampfmitteln” Meyer/Schlotter, a.a.O. S. 37ff.: vgl. auch V. Rittberger, Die NATO in den Fallstricken des Kosovo-Konflikts, Die Friedenswarte 74 (1999), S. 24ff., 27ff.
Vgl. zum folgenden P. Mayer, War der Krieg der NATO gegen Jugoslawien moralisch gerechtfertigt?, Zeitschrift für internationale Beziehungen 6 (1999), S. 287ff.
L. Brock, Normative Integration und kollektive Handlungskompetenz auf internationaler Ebene, Zeitschrift für internationale Beziehungen 6 (1999), S. 323ff., 330.
Bothe, Friedenssicherung und Kriegsrecht, a.a.O. S. 585.
Brock, a.a.O., S. 338.
Mayer, a.a.O. S. 292f.
Vor allem Res. 1199 (1998) vom 23. September 1998.
Vgl. die nüchtern abwägende Analyse von Meyer/Schlotter, a.a.O., S. 23ff.
Dazu Bothe, Die NATO, a.a.0. S. 187ff.; D. Thürer, Der Kosovo-Konflikt im Lichte des Völkerrechts: von drei — echten und scheinbaren — Dilemmata, Archiv des Völkerrechts 38 (2000), S. lff.; diese Frage stand im Vordergrund der rechtlichen Erwägungen, die die Verfolgungsbehörde des Jugoslawien-Tribunals anzustellen hatte, um zu entscheiden, ob gegen NATO-Entscheidungsträger ein Ermittlungsverfahren wegen Kriegsverbrechen einzuleiten sei. Bericht der hierzu eingesetzten Kommission: www.un.org/icty/pressreal/ nato061300.htm.
So vor allem J. Habermas, Bestialität und Humanität, Die Zeit v. 29. 4. 1999, S. 1.
Brock, a.a.O. S. 339.
Dies ist m.E. der entscheidende Mangel der Argumentation von D. Senghass,Der Grenzfall: Weltrechtsordnung vs. Rowdiestaaten, Sicherheit und Frieden 17 (1999), S. 134ff.
Bothe, Friedenssicherung und Kriegsrecht, a.a.O., S. 585 mit weiteren Nachweisen.
So vor allem mit der notwendigen Klarheit Kälin, a.a.O. S. 173ff.
E.O. Czempiel, Einmischung als Strategie, Merkur H. 609, S. 11ff., 15.
Insoweit zutreffend Senghaas, a.a.O. S. 136.
C.M. Chinkin, Kosovo: a “Good” or “Bad” War, AJIL 93 (1999), S. 841ff., 847.
Bothe, Die NATO, a.a.O. S. 194.
In diesem Sinne auch Chinkin, a.a.O.
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Bothe, M. (2001). Interventionsrecht zum Schutz der Menschenrechte?. In: Ballestrem, K.G. (eds) Internationale Gerechtigkeit. Otto-von-Freising-Tagungen der Katholischen Universität Eichstätt, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94926-4_12
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