Zusammenfassung
Als Ausgangsfrage dieser Tagung hat ihr Initiator formuliert, welche Theorien der internationalen Gerechtigkeit unter den Bedingungen der heutigen Welt handlungsorientierend sein könnten (Vorwort S.8). Thema des folgenden Beitrags ist daran anknüpfend das “internationale Strafrecht”1 im Rahmen der “Theorie und Praxis des humanitären Völkerrechts”.
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Literatur
Genauer müßte es wohl “Völkerstrafrecht%’ heißen, da der ”internationale“ Bereich auch die rechtlichen Beziehungen zwischen Privaten einschließt; der Vollständigkeit halber sei deswegen darauf hingewiesen, daß ”international“ im folgenden eng, im Sinne des internationalen öffentlichen Rechts ausgelegt wird; nicht behandelt werden im folgenden außerdem Fälle, in denen das Weltrechtspflegeprinzip bzw. das Universalitätsprinzip Anwendung finden; hierbei handelt es sich um Fälle, in denen eine entsprechende nationale Strafvorschrift (z.B. §6 STGB) die Ahndung der Verletzung von nach Völker-vertragsrecht oder Völkergewohnheitsrecht als universell schutzwürdig angesehenen Rechtsgütern durch nationale Strafgerichte erlaubt. Das Weltrechtspflege-bzw. Universalitätsprinzip unterscheidet sich daher vom Völkerstrafrecht, da seine Anwendung zu einer Strafbarkeit der Täter aufgrund nationalen Rechts führt.
Internationale Konvention über die Bekämpfung und Bestrafung des Verbrechens der Apartheid (30.Nov. 1973), abgedruckt in: DGVN-Texte 42, hrsg. von Christian Tomuschat, Menschenrechte. Eine Sammlung internationaler Dokumente zum Menschenrechtsschutz (1992), S. 87 ff.
Die niederländische Regierung weigerte sich, das deutsche Staatsoberhaupt aus Gründen der Strafverfolgung auszuliefern; die Beschuldigungen gegen Wilhelm II seien politischer Natur und Holland sei folglich an seine Asylvorschriften gebunden, hieß es.
Näher Beate Rudolf, Völkerrechtskommission: 48. Tagung — Kodex der Verbrechen gegen die Menschheit abgeschlossen, in: VN 44 (1996), S. 225–227.
Zur Zulässigkeit des internationalen Strafgerichts für das ehemalige Jugoslawien grundsätzlich Christopher Greenwood, International Humanitarian Law and the Tadic Case, in: EJIL 7 (1996), S. 265 ff.; Wolff Heintschel von Heinegg, Zur Zulässigkeit der Errichtung des Jugoslawien-Strafgerichtshofes durch Resolution 827 (1993), in: Humanitäres Völkerrecht — Informationsschriften 9 (1996), S. 75 ff. m.w.N.
Zur Zulässigkeit des internationalen Strafgerichts für Ruanda vgl. nur Payam Akhavan, The International Criminal Tribunal for Rwanda: The Politics and Pragmatics of Punishment, in: AJIL 90 (1996), S. 501 ff.
Am 17. Juli 1998 verabschiedeten 120 Staatenvertreter das Statut des internationale Strafgerichtshofs (International Criminal Court — ICC) mit Sitz in Den Haag (UN Doc. A/CONF.183/9); zu den Einzelheiten der Konferenz anschaulich Hans-Peter Kaul, Durchbruch in Rom. Der Vertrag über den Internationalen Strafgerichtshof, in: VN 46 (1998), S. 125–130; eine Analyse des Statuts findet sich bei Christian Tomuschat, Das Statut von Rom für den Internationalen Strafgerichtshof, in: Die Friedenswarte 73 (1998), S. 335–347; vgl. auch den Themenschwerpunkt “Internationaler Strafgerichtshof’ in: Humanitäres Völkerrecht — Informationsschriften 11 (1998); zur Organisation und Umsetzung des Statuts ins nationale Recht vgl. die Beiträge von Jarrasch, Hermsdörfer und Schlunck in: Humanitäres Völkerrecht 12 (1999), S. 10 ff.
Banns W. Mault, Internationale Politik zwischen Integration und Zerfall, in: Karl Kaiser/Hanns W. Mault (Hrsg.), Deutschlands neue Außenpolitik, Bd. 2: Herausforderungen (1995), S. 1 — 22 (1).
Meinhard Schröder, in: Wolfgang Graf Vitzthum ( Hrsg. ), Völkerrecht (1997), S. 543.
Martin List, Recht und Moral in der Weltgesellschaft, in: Klaus Dieter Wolf (Hrsg.), Internationale Verrechtlichung, Zeitschrift für Rechtspolitologie (1993), S. 39–58 (39).
Meinhard Schröder, in: Wolfgang Graf Vitzthum ( Hrsg. ), Völkerrecht (1997), S. 543.
Zum Verhältnis zwischen Individual-und Staatenverantwortlichkeit näher Shabtai Rosenne, War Crimes and *te Responsibility, in: Yoram Dinstein/Mala Tabory (Hrsg.), War Crimes in International Law (1996), S. 65 ff.
Urteil des Internationalen Militärgerichtshofes im Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher, Urteil vom 1.10. 1946, Bd. I, S. 249.
Knut Ipsen, Völkerrecht (4. Aufl. 1999 ), S. 576.
Näher Boutros Boutros Ghali, Agenda für den Frieden, Bericht des Generalsekretärs gemäß der am 21. Januar 1992 von dem Gipfeltreffen des Sicherheitsrates verabschiedeten Erklärung ( N.Y 1992 ), Abschnitt IV.
Sabine von Schorlemer, ICC — Internationaler Strafgerichtshof, in: Helmut Volger (Hrsg.), Lexikon der Vereinten Nationen (2000), S. 248–254 (248).
Näher Knut Ipsen, Völkerrecht (4. Aufl. 1999 ), S. 582, Rz. 22.
Die Einrichtung eines ständigen Internationalen Strafgerichts stand in Zusammenhang mit einer Initiative von Trinidad und Tobago zur Drogenbekämpfung, 1989; vgl. die Liste potentieller treaty-based crimes in UN Doc. A/AC.249/1997/L.5, S. 16 f.
Siehe im einzelnen die Analyse von Christian Tomuschat, Das Statut von Rom für den Internationalen Strafgerichtshof, in: Die Friedenswarte 73 (1998), S. 335–347 (341).
Art. 9 Jugoslawien-Statut.
Gem. Art. 39, 41, 25 UN-Charta.
Art. 17 ICC-Statut.
Art. 18 ICC-Statut.
Art. 124 ICC-Statut.
Gleichlautend insofern das Statut des Ruanda-Tribunals.
Theodor Meron, Is International Law Moving towards Criminalization?, in: EJIL 9 (1998), S. 18–31 (30).
Vgl. nur das sog. Foca-Verfahren (Gagovic and others (IT-96–23); das sog. Celibici-Verfahren (IT-96–21); Furundzija (IT-95–17); das erste vom Ruanda-Tribunal gefällte Urteil, das im Kriege begangene Vergewaltigungen an Frauen ahndete, ist das Urteil gegen den ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde Taba, Jean-Paul Akayesu (ICTR-96–4-T).
Näher zum Ganzen Sabine von Schorlemer, Sexuelle Gewalt gegen Frauen im Kriegsvölkerrecht und humanitären Völkerrecht — die normative Situation; und die anderen Beiträge in diesem Band: Michael Bothe (Hrsg.), International Law Turning a Blinde Eye. Prosecution of War Crimes against Women in International Law (im Druck befindlich); vgl. auch Minna Schrag, Observations on the Rome Statute, in: International Law FORUM du droit international 1 (1999), S. 34 ff.
J. B. Attanasio, Rapporteur’s Overview, in: N.Y.U.Journal of International Law and Politics 28 (1996), S. 18.
C. Hollweg, JZ 1993, S. 982.
Für das Inkrafttreten des in Rom 1998 beschlossenen Gerichtsstatuts sind Ratifikationen von insgesamt 60 Staaten erforderlich; am 16. Februar 2000 lagen 7 Ratifikationen vor (Fiji; Ghana; Italien; Norwegen; San Marino; Senegal; Trinidad und Tobago) bei insgesamt 94 Unterzeichnungen.
Zur Erinnerung: Auch die Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs Barbie, Touvier und Papon wurden vor französischen Gerichten wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.
Vgl. Fn. 2
Näher Andreas Zimmermann, Die Schaffung eines ständigen Internationalen Strafgerichtshofs, in: ZaöRV 58 8 (1998), S. 47–108 (53).
Andreas Zimmermann, ebd. S. 56 m.w.N.
The Prosecutor v. Tadic, Decision on the Defence Motion for Interlocutory Appeal, Case No. IT-94–1-AR72, Urteil vom 2.10.1995, par. 141.
Art. 6 a) des Statuts für den Internationalen Militärgerichtshof, Anlage zum Londonej ViernlänhienhkonMen vom 8, August l945.
UN Doc. A/CN.4/L.532 vom 8.7.1996; abgedruckt in: Human Rights Law Journal (1997), S. 96 ff.
Anders die Bundesrepublik Deutschland: der deutsche Außenminister hatte sich wiederholt für die Aufnahme des Verbrechens der Aggression in das Statut des ständigen Internationalen Strafgerichtshofs ausgesprochen, vgl. nur;Klaus Kinkel, Für einen funktionsfähigen Weltstrafgerichtshof, in: NJW 1997, S. 2860 ff (2861).
Dies mag allerdings im Lichte der einheitlichen Rechtsanwendung sinnvoll sein, sollte den Parteien doch nicht die Gelegenheit gegeben werden, sich durch die Schaffung eines eigenen (Straf-)Gerichtsorgans den Verpflichtungen der UN-Charta zu entziehen.
Vgl. Art. 5 des 1CC-Statuts.
Der Vergleich mit dem Umweltvölkerrecht liegt nahe.
Art. 7 des Statuts für den Internationalen Militärgerichtshof von Nürnberg sah vor: “Die amtliche Stellung eines Angeklagten, sei es als Oberhaupt eines Staates oder als verant- wortlicher Beamter in einer Regierungsabteilung, soll weder als Strafausschließungsgrund noch als Strafmilderungsgrund gelten”.
Vgl. Art. 7 Abs. 2 des Jugoslawien-Statuts, abgedruckt in: Europa-Archiv Folge 3/1994, D 89 ff.: “Die amtliche Stellung eines Beschuldigten, ob als Staats-oder Regierungschef oder als verantwortlicher Amtsträger der Regierung, enthebt den Betreffenden nicht der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und gilt auch nicht als Strafmilderungsgrund”.
Vgl. auch Art. 27 Abs. 1 Satz 1 des ICC-Statuts: “This Statute shall apply equally to all persons without any distinction based on official capacity”.
Vgl. Art. 27 Abs. 2 des 1CC-Statuts: “Immunities or special procedural rules which may attach to the official capacity of a person, whether under national or international law, shall not bar the Court from exercising its jurisdiction over such a person”.
Zur internationalen Zusammenarbeit bei internationalen Verbrechen siehe John R. W. D.Jones, The Implications of the Peace Agreement for the International Criminal Tribunal for the Former Yugoslavia, in: EJIL 7 (1996), S. 226 ff (229); Karin Oellers-Frahm, Zusammenarbeit der Staaten mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien nach Art. 29 des Statuts, in: Humanitäres Völkerrecht-Informationsschriften 7 (1994), S. 60 ff.; vgl. auch das deutsche Gesetz über die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, BGBl. 1995 I, S. 485 ff.
Antonio Cassese, On the Current Trends towards Criminal Prosecution and Punishment of Breaches of International Humanitarian Law, in: EJIL 9 (1998), S. 2–17 (S. 11, 12 )
Antonio Cassese, ebd., S. 13.
Art. 16 des ICC-Statuts.
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von Schorlemer, S. (2001). Internationales Strafrecht. In: Ballestrem, K.G. (eds) Internationale Gerechtigkeit. Otto-von-Freising-Tagungen der Katholischen Universität Eichstätt, vol 2. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94926-4_10
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