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Ethnosoziologie der Wirtschaft

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Ethnosoziologie

Part of the book series: Studienskripten zur Soziologie ((TEUSS,volume 123))

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Zusammenfassung

Mit diesem Kapitel zu ökonomischen Fragestellungen werden gleichzeitig die Grundlagen geschaffen für die nachfolgende Erörterung politischer, verwandtschaftlicher, religiöser und anderer Zusammenhänge, die fast alle in irgendeiner Form in Verbindung gebracht werden können mit dem Diskussionsstand, der sich um die ökonomischen Sachverhalte herausgebildet hat. Die grundlegende Bedeutung der wirtschaftlichen Prozesse in den hier behandelten Gesellschaften und deren kulturellen Regelungen ergibt sich zunächst aus dem stofflichen Inhalt dieser Prozesse, nämlich der Produktion und Verteilung der gesellschaftlich existenznotwendigen und kulturüblichen Lebensmittel. Damit ist vorerst die Subsistenz der betreffenden ethnischen Gruppe und deren Sicherung festgelegt als Ziel der ökonomischen Transaktionen, was allerdings nur als vorläufige Bestimmung dienen soll. 1)

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Literatur

  1. SAHLINS hat Ökonomie generell definiert als the process of provisioning society. (…) Any institution, say a family or a lineage order, if it has material consequence for provisioning society can be placed in an economic context and considered part of the economic process (SAHLINS, 1972, S. 185). Eine ähnliche Sichtweise ist hier zugrundegelegt, wenn auch die Annäherung über die unmittelbare materielle Grundlage dieser Bevorratung erfolgt, und die institutionsorientierte Diskussion erst im zweiten Teil des Kapitels erfolgt.

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  2. Der klassische Evolutionist L. H. MORGAN verfährt in dieser Weise, die über die technologische auch die gesellschaftliche Entwicklung zu erfassen glaubt (vgl. MORGAN 1974). Die Verknüpfung unterschiedlicher Technologien mit verschiedenen sozialstrukturellen Ordnungsweisen als Erweiterung der rein technischen Stufenleiter hat ebenfalls ethnosoziologische Tradition (vgl. z.B. THURNWALD 1932, S. 44 ff.). Für die folgende Unterteilung ist vorwiegend zurückgegriffen worden auf: FORDE 1971, SPIER 1968, LUSTIG-ARECCO 1975.

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  3. SERVICE (1966) stellt eine Reihe von exemplarischen Jäger-/Sammlerinnen-Gesellschaften vor, aus deren Analyse gerade auch die Abhängigkeit der Bevölkerungszusammenballungen von der jeweiligen Milieubeschaffenheit und der konkreten Tätigkeit deutlich wird: die australischen Aborigines z.B. bewegen sich in Horden von 200 und mehr Menschen in den Küstenregionen und kleineren Gruppen von 20 bis 30 Personen in den ariden inneraustralischen Gebieten (vgl. auch HARRIS, 1980, S. 188).

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  4. Informationen dazu finden sich bei E. REED (1975), insbesondere im 5. Kapitel: The productive record of primitive women. Zu einer Diskussion der Zusammenhänge mit dem Status der Frau siehe bes. E. LEACOCK (1978) und E. FRIEDL (1975).

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  5. Die optimale Regeneration einer Sekundärvegetation kann zwischen 10 und mehr als 20 Jahren dauern, je nach Klima-und Bodenverhältnissen. Allerdings ist i.d.R. nicht mehr als jeweils 5% des insgesamt anbaufähigen Landes in einem bestimmten Jahr tatsächlich angepflanzt. Bei den Tsembaga (Neuguinea) wurden z.B. 1962/63 nur 42 acres bebaut von insgesamt 864 acres, die als Gartenland genutzt wurden (vgl. M. HARRIS, 1980, S. 194, R. RAPPAPORT, 1968 ).

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  6. Vgl. M. HARRIS, 1980, S. 188 ff., der allerdings die Expansion-Intensivierung-Sequenz auf alle Subsistenztechnologien ausdehnt. Hier soll vor allem die geringe Intensivierungstoleranz der beiden Fähe hervorgehoben werden.

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  7. Ein gut dokumentierter Fall sind die sudanesischen Nuer, die von E.E. EVANS-PRITCHARD (1940) untersucht worden sind, und deren Wirtschaftsweise gemäß den Jahreszeiten ( Regen-, bzw. Trockenzeit) zyklisch zwischen den Schwerpunkten Viehhaltung (Rinder) und Gartenbau variiert.

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  8. In der Pflanzenkultur gilt die Frau im Gegensatz zum Mann als das Kulturelement. Sie schafft Kultur, sie gebiert Leben, sie pflanzt, sie ist die Seßhafte (…). Wenn man überhaupt von einer weiblich orientierten Weltanschauung reden kann, so hier bei den einfachen Pflanzern… (J. THIEL, 1980, S. 58). Es gibt allerdings Gegenbeispiele, die deutlich machen,

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  9. daß diese zentrale Position der Frau zusammengeht mit einer äußerst frauenfeindlichen, ja - mißachtenden Handlungsweise, wie z.B. bei den Yanomama im brasilianischen Regenwald die allerdings zum Untersuchungszeitpunkt in einer prekären Situation der relativen Überbevölkerung gewesen zu sein scheinen (vgl. N. CHAGNON, 1977, M. HARRIS, 1974, S. 83 ff., und 1977, S. 56 ff.).

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  10. Im Fall der Nordwestküsten-Indianer bezieht sich das vor allem auf den Lachsfang anläßlich der Lachswanderung (It might be said of these people that they practice a natural agriculture (M. SAHLINS, 1968, S. 39).

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  11. Vgl. vor allem W. SCHMIDT und W. KOPPERS (1924) für eine ethnologische Version dieser Auffassung; zur Kritik v.a. W. MÜHLMANN, 1964, S. 253 ff. und 262 ff., D. GOETZE, 1969, S. 89 ff.

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  12. Vgl. zum folgenden v.a. M. HARRIS, 1980, S. 184 ff., aber auch ders., 1974, 1977 und 1979.

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  13. M. HARRIS ( 1980, S. 186 ff.) vergleicht als solche Nahrungsenergie-Systeme: Jäger-/Sammlerinnen, Regenfall-Hackbau, Bewässerungs-Ackerbau, Hirtennomadismus und industrielle Systeme.

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  14. Die Diskussion der Struktur der Unterproduktion ist am ausführlichsten von M. D. SAHLINS (1972, S. 1-100) geführt worden. Er stellt fest, daß there are indications of underproduction from many parts of the primitive world (…). Underproduction is in the nature of the economies at issue; that is,.economies organized by domestic groups and kinship relations (SAHLINS, 1972, S. 41).

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  15. Diese vereinfachenden Sichtweisen gehen noch zurück auf die überlegungen, die im Rahmen der klassischen evolutionistischen Theorien des 19. Jahrhunderts formuliert worden sind (v.a. H. SPENCCER und L. H. MORGAN). MORGAN schreibt z.B.: Die Inferiorität des Wilden in geistiger und sittlicher Beziehung der unentwickelt, unerfahren, durch seine niedrigen tierischen Begierden und Leidenschaften niedergehalten wurde, ist, wenn auch widerstrebend anerkannt, tatsächlich festgestellt… (L. H. MORGAN, 1976, S. 35 ).

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  16. Vgl. L. PEARSON 1957, M. HARRIS, 1959, M. GRANS, 1966, G. DALTON, 1960 und 1963.

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  17. Vgl. zur Kritik z.B. E. MANDEL 1970, S. 42-45. Die Unterscheidung zwischen Mehrprodukt und Mehrwert liegt bekanntlich seit MARX der Absetzung kapitalistischer Warenökonomie von vorkapitalistischen Produktionsweisen zugrunde.

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  18. B. MALINOWSKI spricht von der Vorstellung vom imaginären, primitiven Menschen oder Wilden, der in allen seinen Handlungen von einer rationalistischen Idee des Eigennutzes getrieben wird und seine Ziele direkt und mit dem geringsten Aufwand erreicht. Schon ein einziges gut gewähltes Beispiel (d.h. also: Trobriand, D.G.) wird beweisen können, wie widersinnig die Unterstellung ist, daß der Mensch, insbesondere der auf einer niedrigeren Stufe der kulturellen Entwick-

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  19. lung stehende, sich von den rein ökonomischen Motiven eines aufgeklärten Eigennutzes leiten ließe (B. MALINOWSKI, 1979, S. 88 f.).

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  20. So schreibt der amerikanische Anthropologe R. BURLING: If we now focus upon the individual who is caught in the web of society and who is trying to maximize his satisfactions, we are led to the investigation of his actual behavior in situations of choice. This is the crucial economic question (R. BURLING, 1962, S. 818). Vgl. dazu auch die Beiträge in E. LE CLAIR und H. SCHNEIDER 1968.

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  21. M. MAUSS hatte das seinerzeit ( 1968, S. 176) noch im Anschluß an DURKHEIM als totale gesellschaftliche Tatsachen bezeichnet. als Tatsachen, die in einigen Fällen die Gesellschaft und ihre Institutionen in ihrer Totalität in Gang halten (…), in anderen Fällen eine große Zahl von Institutionen.

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  22. Vgl. dazu im einzelnen: S. COOK 1973, D. KAPLAN 1968, M. SAHLINS 1969, S. COOK 1966, G. DALTON 1969, R. BUR-LING 1962 und mehrere Aufsätze in E. LE CLAIR und D. SCHNEIDER 1968.

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  23. Hau ist der Geist der Sachen und insbesondere des Waldes und des darin lebenden Wilds. Somit bezeichnet der Begriff zugleich Wind und Seele, oder genauer, zumindest in einigen Fällen, die Seele und die Macht der unbelebten und der pflanzlichen Dinge (M. MAUSS 1968, S. 32 und Fn. 26 ebda.).

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  24. Vgl. zum folgenden M. SAHLINS 1972, S. 150 ff.

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  25. Except for the honor accorded to generosity, the gift is no sacrifice of equality and never of liberty. The groups allied by exchange each retain his strength, if not the inclination to use it (M. SAHLINS 1972, S. 170 ).

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  26. Vgl. z.B. N. SMELSER 1972, S. 178 und T. PARSONS 1976,

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  27. S. 192 f.

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  28. Sharing is an allocation system that is closely related to mans biological nature. It is particulary dependent upon such bio-social attributes as the division of labor according to sex, age and differing physical propensities among people who are intimately associated over a long period of time (J. PRICE 1975, S. 5 ).

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  29. Heirat, Inzesttabus und Verwandtschaftssysteme (also soziale Regelungen) werden systematisch mit Teilen verknüpft: In fact, marriage in primitive societies is a sharing contract, asymmetrical, an unequal exchange of incomparables (J. PRICE, 1975, S. 13 ).

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  30. Vgl. dazu M. SAHLINS 1972, S. 188 ff. und die vorzügliche vergleichende Studie von J. VAN BAAL 1975, S. 11 - 69.

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  31. SAHLINS führt als Prototyp der generalisierten Reziprozität die von B. MALINOWSKI geprägte Kategorie der reinen Gabe an:..eine Handlung, bei der ein einzelner einen Gegenstand gibt oder einen Dienst erbringt, ohne eine Erwiderung zu erhalten oder zu erwarten (B. MALINOWSKI 1979, S. 218).

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  32. Vgl. dazu den Beitrag von R. DIRKS (1980) und dort gegebene Literaturhinweise.

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  33. Wie wichtig diese besonderen Bedingungen sind, wird schon daraus deutlich, da0 gerade die spezifischen Zwecksetzungen der zielgebundenen gelegentlichen Marktteilnehmer in der zweiten Grundform weitgehend bestimmt wird vom z.B. Einzug von Geldsteuern durch (koloniale/postkoloniale) Zentralinstanzen oder auch infrastrukturellen Kommunikationsbedingungen (etwa: beim Fahrradkauf). Vgl. P. BOHANNAN und G. DALTON 1962, S. 7 f.

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  34. Vgl. dazu und zum folgenden schon: R. THURNWALD, 1932, S. 137 ff.

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  35. Vgl. zum Kula B. MALINOWSKI 1979 und 1978, J. UBEROI 1962, zu Tee und Moka R. BULMER 1960, A. STRATHERN 1971 und 1976, M. MEGGITT 1974, zu Potlatch: P. DRUKKER 1967, H. CODERE 1950, S. PIDDOCKE 1965, W. SUTTLES 1960, A. ROSMAN und P. RUBEL 1971, wobei die ersten ethnologisch fundierten Aufzeichnungen über Potlatch von F. BOAS vorgenommen wurden.

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  36. Solche Interpretationen finden sich vor allem bei früheren Arbeiten über Potlatch, so vor allem bei H. CODERE (1950), aber auch bei R. BENEDICT (1955). Die in der Spätphase des Potlatch (gegen Ende des 19. Jhdts.) aufgetretene Massenvernichtung von Gütern (z.B. Verbrennen von einfachen Wolldecken, Walöl, Zerbrechen von Kupferplatten, Töten von Sklaven) setzte bei den Beteiligten eine beträchtliche Ansammlung solcher Dinge voraus, die nur durch entsprechende Mithilfe und Gaben von Deszendenzgruppenangehörigen bewerkstelligt werden konnte. Diese extrem destruktive Form des Rivalitätspotlatch scheint aber tatsächlich eine dekadente Spätform gewesen zu sein.

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  37. Vgl. M. HARRIS 1980, S. 330 ff. und J. UBEROI 1962, S. 148 ff.

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  38. M. HARRIS betont zu recht: As is often the case, the etic aspects of the Kula are different from the emic aspects (…). As long as everyone agrees that the expedition is not really concerned with such mundane necessities as coconuts, sago palm flour, fish, yams, baskets, mats, wooden swords and clubs, greenstone for tools, mussel shells for knives, creepers and lianas for lashings, these items can be bargained over with impunity. Although no Trobriander would admit it, or even conceive how it could be true, the vaygua (d.h. die zeremonialen Wertgegenstände, D.G.) are valuable not for their qualities as heirlooms but for their truly priceless gift of trade (M. HARRIS, 1980, S. 232 ).

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  39. Die Abnahme von kriegerischen Konflikten im Zuge der Kolonisierung ist dabei gleichlaufend mit der Zunahme der (unblutigen) Austragung von Konflikten durch die herausfordernde Vergabe und Zerstörung von Gütern. Vgl. dazu: S. PIDDOCKE 1965 und W. SUTTLES 1960.

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  40. Hier sind besonders die Arbeiten von R. RAPPAPORT (1967, 1969) und A. VAYDA (1961) bedeutsam.

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© 1984 B. G. Teubner Stuttgart

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Goetze, D., Mühfeld, C. (1984). Ethnosoziologie der Wirtschaft. In: Ethnosoziologie. Studienskripten zur Soziologie, vol 123. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94923-3_4

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  • Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-519-00123-2

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