Zusammenfassung
Ausgehend von dem Kernbegriff empirischer Wissenschaft — der Erfahrung — wurde gezeigt, daß zwar jede Erfahrung beim Individuum ansetzt, dieses Individuum aber immer schon in eine Gesellschaft hineingeboren wird, welche dessen Erfahrungsmöglichkeiten von der ersten Stunde an durch ein selektives Angebot strukturiert und den Sinn dieser Erfahrungen kommentierend vermittelt. Die Erfahrung, die eine Gesellschaft so von Generation auf Generation weitergibt (dabei aber auch bedingt verändert und vermehrt), ist insbesondere in Form von funktional veränderter Materie (z.B. Werkzeuge), sozialen Handlungsmustern (Rollen, Institutionen), Sprache (und Schrift) sowie spezifischen Wissensbeständen geronnen. Damit konnten einerseits die biologisch gegebenen Erfahrungsmöglichkeiten des einzelnen Individuums erheblich erweitert werden — z.B. Erweiterung der angeborenen Rezeptoren um Apparate, Erweiterung des Gedächtnisses durch schriftlich fixiertes Wissen, Erweiterung der Verarbeitung im Zentralnervensystem durch algorithmische Operationen und deren Durchführung am Computer etc. — andererseits wurde die lebensnotwendige Kooperation zwischen Individuen ökonomisiert, denn gemeinsam akzeptierte Sinnstrukturen individueller Wirklichkeiten ersparen es, in jeder Situation des Aufeinandertreffens von Individuen (auch bei der gemeinsamen Bewältigung von Problemen mit der nichtmenschlichen Materie) alle Verhaltensaspekte neu aushandeln zu müssen. Beides ist im Evolutionsprozeß, in dem der Mensch seine Lebensbedingungen in dieser Welt verbessert, höchst funktional, da so Handeln (und dessen Konsequenzen) zunehmend vorhersehbar wird.1)
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© 1981 B. G. Teubner, Stuttgart
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Kriz, J. (1981). Resümee von Teil I. In: Methodenkritik empirischer Sozialforschung. Studienskripten zur Soziologie, vol 49. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94917-2_6
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