Zusammenfassung
Anfang der siebziger Jahre begann die Förderung von Öl und Erdgas im norwegischen Teil der Nordsee zunächst sehr zögerlich. Doch nach der ersten Ölkrise im Jahre 1973, in der die Ölpreise sprunghaft angestiegen waren, wurde die Ölförde-rung in Norwegen massiv ausgedehnt. Zum einen wollte sich Norwegen von den schwankenden Ölpreisen unabhängig machen, die vor allem von den OPEC-Staaten bestimmt wurden. Zum anderen wollten das Land an dem — aufgrund des Preisanstiegs — immer lukrativeren Geschäft der Ölförderung teilhaben.
Die hohen Investitionen, die für den schnellen Aufbau der Ölindustrie erforderlich waren, konnten nicht ausschließlich durch die inländische Ersparnis, sondern mußten durch massive Kapitalimporte aus dem Ausland finanziert werden. Dies schlug sich über mehrere Jahre hinweg in einer stark negativen Leistungsbilanz nieder.
War es klug, daß sich Norwegen so dramatisch verschuldete? Lebte Norwegen über seine Verhältnisse? Die Geschichte hat Norwegen recht gegeben: Die Ölinvestitionen ermöglichten ein Wirtschaftswachstum, das mit deutlichen Steigerungen des Konsumniveaus relativ zu den anderen OECD-Staaten verbunden war. Mit Hilfe der hohen Erträge aus dem Ölgeschäft konnten auch die Auslandsschulden bald zurückgezahlt werden.
Grund für den makroökonomischen Erfolg war, daß das ausländische Kapital investiv verwandt wurde und so eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts in der Zukunft ermöglichte. In diesem Fall kann ein Leistungsbilanzdefizit also auch über einen längeren Zeitraum hinweg durchaus gerechtfertigt sein. Dies steht im Gegensatz zu einer langfristigen Verwendung ausländischer Kapitalimporte für rein konsumptive Zwecke, wie es in vielen Entwicklungsländern der Fall war. Norwegen ist daher ein gutes Beispiel für eine gelungene intertemporale Substitution auf makroökonomischer Ebene.
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Literatur
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© 1998 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Gödde, I., Hackl, B. (1998). Leben über die Verhältnisse?. In: Volkswirtschaft in fünfzehn Fällen. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94650-8_8
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