Zusammenfassung
In den vergangenen Jahren sind die deutschen Direktinvestitionen im Ausland stetig angewachsen. Ein besonders spektakulärer Fall war im Jahr 1994 die Eröffnung des BMW-Werks in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina. In der öffentlichen Diskussion werden Entscheidungen wie diese als Beleg für eine nachlassende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland gesehen: Deutsche Unternehmen gehen dazu über, große Investitionsprojekte (wie den Bau neuer Produktionsstätten) nicht mehr im Inland zu tätigen und immer größere Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern. Als Gründe für eine nachlassende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Standortwettbewerb werden dabei vor allem die hohen Lohn- und Lohnnebenkosten sowie langwierige Planungsverfahren angeführt.
Eine genauere Analyse der Gründe für die Entscheidung von BMW, ein Werk in den USA zu errichten, zeigt aber, daß Kostenvorteile bei Bau und Betrieb des Werkes nur einer von vier zentralen Aspekten sind. Eine wichtige Rolle spielten auch marktstrategische Überlegungen, die Furcht vor Handelsbeschränkungen sowie die Absicherung gegen Wechselkursschwankungen. Entscheidungen wie diejenige von BMW sollten deshalb nicht pauschal und undifferenziert als Argumente in der Debatte um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands verwendet werden.
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Winter, J. (1998). BMW made in USA: Standort Deutschland in Gefahr?. In: Volkswirtschaft in fünfzehn Fällen. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94650-8_7
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