Zusammenfassung
Das 1979 gegründete europäische Währungssystem (EWS) hatte bis zur Unterzeichnung des Maastrichter Vertrags im Dezember 1991 recht spannungsfrei funktioniert, so daß die Hoffnung berechtigt schien, daß man die dort vereinbarte Europäische Währungsunion (EWU) plangemäß realisieren könne. Die Einbeziehung des portugiesischen Escudo in den Wechselkursverbünd im April 1992 verstärkten diese Hoffnung.
Stattdessen geriet das EWS jedoch im September 1992 in eine massive Krise, die im August 1993 mit der faktischen Aufgabe des Wechselkursverbundes endete. Als Folge der EWS-Krise wurde die D-Mark gegenüber den europäischen Währungen sowohl nominal als auch real deutlich aufgewertet. Damit setzte sich der Aufwertungstrend der D-Mark, den sie seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 schon gegenüber den nichteuropäischen Währungen (insbesondere dem US-Dollar) erfahren hatte, auch innereuropäisch durch.
Die Fallstudie zeigt, wie ein massiver realer Schock in einem Land, in diesem Fall die Wiedervereinigung in Deutschland, ein System fester Wechselkurse zum Einsturz bringen kann. Der Versuch, einen solchen Schock ohne ein Realignment der Wechselkurse zu überstehen, ist zum Scheitern verurteilt. Die Fallstudie zeigt ferner, daß die Zentralbanken in einem Wechselkursverbund einem geldpolitisch brisanten Zielkonflikt unterliegen: Sie können nicht gleichzeitig das Preisniveau und die Wechselkurse stabil halten, wenn sich das reale Gleichgewicht verschoben hat.
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Literatur
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Rapp, M., Lührmann, M. (1998). Die EWS-Krise 1992/93. In: Volkswirtschaft in fünfzehn Fällen. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94650-8_15
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