Zusammenfassung
Der Feldzug gegen die Deutschen im Zweiten Weltkrieg wurde in den USA schließlich zu einem Kreuzzug für die Menschheit und Menschlichkeit gegen die Barbarei stilisiert. Doch da die Deutschen Amerika nichts zugefügt hatten, was sich auch nur von ferne mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor vergleichen ließe, war die antideutsche Propaganda zunächst sehr gedämpft. Die Atlantik-Charta hatte erklärt, daß der Krieg um des Friedens und der Gerechtigkeit willen geführt werde, und weite Kreise in den USA sahen den Vertrag von Versailles als das warnende Beispiel eines Rachefriedens an.1(Vgl. den Beitrag von Claus-Dieter Krohn S. 13 ff.)
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Anmerkungen
Zu den amerikanischen Kriegszielen vgl. Günter Moltmann, Amerikas Deutschlandpolitik im Zweiten Weltkrieg. Kriegs-und Friedensziele 1941-1945 (Beihefte zum Jahrbuch für Amerikastudien Nr. 3 ) Carl Winter, Heidelberg, 1958.
Vgl. Moltmann, S. 121-135 und Warren F. Kimball, Swords or Ploughsphares? The Morgenth au Plan for Defeated Nazi Germany, 1943-1946 ( The America’s Alternatives Series) J. B. Lippincott, Philadelphia, 1976.
Aufschlußreich ist der Beitrag „Germany and World Peace“ von James P. Warburg, der als Befürworter pragmatischer, also „milder“ Lösungen eine wichtige Rolle gespielt hatte. in: Germany and the Future of Europe, hrsg. von Hans J. Morgenthau, University of Chicago Press, Chicago, 1951, S. 142-162. Warburg bezeichnet den Vertrag von Versailles als zu hart (142); er beklagt die Casablanca-Forderung nach bedingungsloser Kapitulation (145); kritisiert, daß man nicht erkannt habe, nur ein wirtschaftlich gesundes Deutschland könne politisch stabil sein (146); gleichzeitig greift er die amerikanische Fixierung auf den Kalten Krieg an (154).
Heinrich Hauser, The German Talks Back, Henry Holt, New York, 1945, mit einer Einführung und korrigierenden Fußnoten von Hans J. Morgenthau, akzeptiert die Notwendigkeit einer moralischen Erneuerung in Deutschland, malt aber bereits die Gefahr aus, die Deutschen könnten sich zum Kommunismus hingezogen fühlen. Heinz Lunau, The Germans on Trial, Storm Publishers, New York, 1947, bezweifelt sogar die moralische Berechtigung der Alliierten, über die Deutschen zu Gericht zu sitzen und sie ihrerseits unmenschlich zu behandeln.
Sigrid Schultz, Germany will Try it Again, Reynal & Hitchcock, New York, 1944.
Selbst in der Verhandlung zwischen Stalin und Churchill im Oktober 1944, wo Forderungen der Zerstückelung Deutschlands diskutiert wurden, und wo Churchill meinte, es sei besser, möglichst viele Deutsche im Krieg zu töten als durch den Morgenthau-Plan, sprach Stalin nur von „Ostpreußen“ — Königsberg sollte für die Sowjetunion sein — und „Schlesien“, womit eher Oberschlesien gemeint sein mußte, vgl. Kimball, Swords or Ploughshares?, S. 135-140, bes. 136.
Joachim Radkau, Die deutsche Emigration in den USA. Ihr Einfluß auf die amerikanische Europapolitik 1933-1945 (Studien zur modernen Geschichte Bd. 2) Bertelsmann Universitätsverlag, Düsseldorf, 1971, S. 204 - 213.
Vgl. Radkau (Anm. 7), S. 205-208.
How to Treat the Germans, Willard Publishing Co., New York, 1943, S. 5; The Moral Conquest of Germany, Doubleday, Doran & Co., Garden City, N. J., 1945, S. 8.
Vgl. Wilhelm Mommsen, „Legitime“ und „illegitime“ Geschichtsschreibung. Eine Auseinandersetzung“ mit Emil Ludwig (Berlin/Leipzig: R. Oldenbourg, 1930 ) und Niels Hansen, Der Fall Emil Ludwig, Oldenburg, Gerhart Stalling, 1930.
The Germans, Double History of a Nation, Little, Brown, & Co., Boston, 1941. Ebenso bezeichnend ist der Titel der deutschsprachigen Ausgabe „Geschichte der Deutschen. Studien über Geist und Macht“, C. Posen, Zürich, 1945.
Nachdem seine „Gespräche mit Mussolini“ ihn der Sympathie für den Faschismus verdächtig gemacht hatten, versuchte Ludwig in „Three Portraits, Hitler, Mussolini, Stalin“, Alliance Book Co., Longmans Green, New York, 1940, diesen Eindruck abzuschwächen. Hitler wird bei Ludwig zu einem Hysteriker, aber im Einklang mit dem Bild von den Deutschen als autoritäre Persönlichkeit. Da Hitler in Ludwigs positives Bild der Österreicher nicht paßt, erscheint er als Deutsch-Böhme. Die Biographie „Stalin“, G. P. Putnam, New York, 1942 steht sichtlich unter dem Eindruck von Stalins Erfolgen und betont die positiven Züge, auch wenn Ludwig mehr mit der Persönlichkeit Trotzkis sympathisiert als mit der Stalins.
Louis Nizer, What to Do with Germany, Ziff-Davis Co., Chicago/New York, 1944.
Leopold Schwarzschild, Primer of the Coming World, Alfred A. Knopf, New York, 1944.
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Köpke, W. (1987). Die Bestrafung und Besserung der Deutschen. In: Koebner, T., Sautermeister, G., Schneider, S. (eds) Deutschland nach Hitler. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94354-5_7
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