Rechtsextremismus und Neue Rechte in Europa

Zusammenfassung

Vergleichende Politikforschung bietet die Chance, jenseits der individuellen Binnenentwicklungen politischer Systeme auf höherer Aggregationsebene Aussagen über allgemeine Entwicklungen und Trends zu machen. Ein gesamteuropäischer Vergleich faschistischer Bewegungen der Zwischenkriegszeit kann trotz erheblicher Divergenzen in Ideologie, Dynamik, Aggressivität und Binnenentwicklung der nationalen Gruppen ein Geflecht von allen gemeinsamen Konstitutionsbedingungen ableiten und den Begriff „Faschismus“ als „Epochenphänomen“ eingrenzen (Nolte). Ähnliches wurde für den Rechtsextremismus nach 1945 in Europa bislang nur ansatzweise versucht (vgl. z.B. Kirfel/Oswalt 1989), obwohl Berichte über eine angebliche „faschistische“, bzw. „rechtsextreme Internationale“ in unre-gelmäßigen Abständen die Feuilletons beflügelten. In der Wissenschaft wurden nur gelegentlich vergleichende Thesen geäußert, ohne diese durch detaillierte Studien einzulösen. Beispielsweise verglich Monica Charlot 1986 den Durchbruch Le pens in Frankreich mit den populistischen Erfolgen Ennoch Powells 1964–1970 in Großbritannien. In beiden Fällen, so Charlot, sei ein Versagen der Linken mit aufbrechenden Immigrationsproblemen zusammengetroffen. Ist der Erfolg der Republikaner Ende der 80er Jahre in der Bundesrepublik vor einem ähnlichen Hintergrund zu sehen?