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Max Weber in München

Rede anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel

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Interessen, Ideen und Institutionen

Zusammenfassung

Am 5. Juli 1976 wurde am Haus Seestraße 16 eine Gedenktafel für Max Weber enthüllt. Von dem Graphiker Eugen Weiß gestaltet, trägt sie folgende Inschrift: „In diesem Hause der Dichterin Helene Böhlau wohnte der bedeutende Jurist, Nationalökonom, Politikwissenschaftler und Soziologe, Professor an der Universität München, Max Weber, geboren am 21. April 1864 in Erfurt, vom Juli 1919 bis zu seinem Tode am 14. Juni 1920“.1

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Literatur

  1. Den Anstoß für die Anbringung der Gedenktafel gab der dänische Weber-Forscher Hans Henrik Bruun. Der langjährige Stadtschulrat von München, Professor Anton Fingerle, griff diese Anregung auf und setzte sie in der Stadtverwaltung durch. Ihm gebührt für diese Initiative Dank. - Übrigens hat der Max-Weber-Platz in München mit dem Soziologen Max Weber nichts zu tun. Er trägt den Namen des Magistratsrats Max Weber (7.6.1823 bis 26.4.1893).

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  2. P. Honigsheim, Max Weber in Heidelberg, in: R. König und J. Winckelmann (Hg.), Max Weber zum Gedächtnis, Opladen 1963, S. 161 f.

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  3. Das Vorlesungsverzeichnis der Universität München für das Winterhalbjahr 1919/20 weist als Anschrift Max Webers aus: Ludwigstr. 22a, Gartenheim. Diese Pension war die Wohnung Webers während des Sommersemesters 1919. Das Vorlesungsverzeichnis für das Sommer-Halbjahr 1920 gibt als Anschrift an: Konradstr. 16/4. Dies war die Wohnung von Edgar Jaffé. MarianneWeber berichtet: „Die Gefährten wohnten erst provisorisch in den schon vertrauten Räumen der Freunde und ziehen dann in das dicht am englischen Garten gelegene Häuschen von Helene Böhlau“ (Marianne Weber, Max Weber. Ein Lebensbild, Tübingen, 1926, S. 680). Der Einzug in das Haus an der Seestraße, das damals die Hausnummer 3 trug, erfolgte übrigens erst am 1. Dezember 1919, die Zeitangabe auf der Gedenktafel: Juli 1919, ist irrig.

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  4. Ein wesentliches Hemmnis für eine systematische und umfassende Rekonstruktion und Rezeption des Werkes von Max Weber ist das Fehlen einer historisch-kritischen Gesamtausgabe. In diesem Sinne hat Friedrich H. Tenbruck (Wie gut kennen wir Max Weber? Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, 131. Bd. 1975)

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  5. Die Faszination, die von seiner Person ausging, spiegelt sich in den Erinnerungen und Nekrologen, die König und Winckelmann, a.a.O., 1963 gesammelt haben. Vgl. auch Salin, Max Weber und seine Freunde, Die Zeit von 24.4.1964 und K. Loewenstein, Persönliche Erinnerungen an Max Weber, in: K. Engisch, B. Pfister, J. Winckelmann (Hg.), Max Weber, Berlin 1966.

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  6. Ein gutes Beispiel dafür bietet die Würdigung von K. Jaspers, Max Weber. Politiker, Forscher, Philosoph, München 1958, zuerst 1932. Jaspers schreibt: „Max Weber war der größte Deutsche unseres Zeitalters“ (S. 7). „Er war der moderne Mensch, der sich keine Verschleierung gestattet, in dieser Wahrhaftigkeit den Schwung seines Lebens findet, kein Ausweichen in Verzweiflung zuläßt. Er war, wie die Vernunft selber, erfüllt und wiedergewonnen aus der großen Unruhe von den andrängenden Fluten der Geschichte und den Erschütterungen des eigenen Lebens” (S. 9). „Wir haben keinen großen Mann mehr, der in dieser Weise uns zu uns selbst brächte. Er war der letzte. Daher unser Leben im Hinblick auf ihn sich auch jetzt noch orientiert, wo er schon langsam in die Geschichte zurückgleitet. Gegenwart nur für die, die ihn kannten, als er lebte“ (S. 88). Was Jaspers zwischen diesen einleitenden und abschließenden Sätzen schildert, ist immer wieder die moralische Haltung Webers, sein Ethos als Politiker, als Forscher, als Philosoph, wogegen nur beispielsweise und oberflächlich auf den Inhalt seiner wissenschaftlichen Arbeit eingegangen wird. Der Mann wird gepriesen, das Werk bleibt verhüllt.

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  7. Zu Webers politischen Aktivitäten und Einstellungen in den Jahren 1918–1920 vgl. W. J. Mommsen, Max Weber und die deutsche Politik 1890–1920, Tübingen 1974, insbesondere Kapitel VIII.

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  8. Vgl. zu den Ereignissen in München A. Mitchell, Revolution in Bayern 1918/19. Die Eisner-Regierung und die Räterepublik, München 1967 und K. Bosl, Bayern im Umbruch, München und Wien 1969.

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  9. Immanuel Birnbaum, der Vorsitzende dieser studentischen Vereinigung, berichtet, Weber habe erst zugesagt, als er ihm geschrieben habe, radikale Kommilitonen würden Kurt Eisner einladen, wenn er nicht käme. Diese „Drohung“ hätte geholfen, denn „in Eisner sah Weber den Typ eines Gesinnungspolitikers ohne Augenmaß für die Folgen seiner Handlungen” in: R. König und J. Winckelmann, a.a.O., S. 21.

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  10. Eine gute Darstellung und soziologische wie geistesgeschichtliche Analyse der Münchner Bohème um die Jahrhundertwende fehlt noch. Die Dissertation von Gerdi Huber, Das klassische Schwabing, München 1973, kommt über eine Materialsammlung nicht hinaus. L. M. Schneider, Die populäre Kritik an Staat und Gesellschaft in München (1886–1914), München 1975, versucht, aus dem Strukturwandel Münchens zur Großstadt und den veränderten Lebensverhältnissen der unteren Schichten um die Jahrhundertwende die Entstehung einer volkstümlichen Kulturkritik herauszuarbeiten. Die in den Texten der Volkssänger sich ausdrückende Protesthaltung wird gegenüber der sozialen und politischen Organisation der Arbeiterschaft überbetont. M. Green, The von Richthofen Sisters, New York 1974, gibt interessante Hinweise insbesondere auf Otto Gross, den frühen Propagandisten eines psycho-analytisch begründeten sexualpolitischen Anarchismus. Atmosphärisch aufschlußreich sind die literarischen Zeugnisse von L. Frank, Links wo das Herz ist, München 1952, der über Otto Gross unter dem Pseudonym Otto Kreuz berichtet, und die Milieuskizzen von E. Mühsam, Namen und Menschen, Leipzig 1949. Gräfin Reventlow schildert in ihrem Roman „Herrn Dames Aufzeichnungen“ den „kosmischen Zirkel” um Ludwig Klages und Alfred Schuler sowie den Münchner Georgekreis um Karl Wolfskehl. Vgl. auch ihre von Else Reventlow herausgegebenen Tagebücher 1895–1910, München 1975 und Briefe 1890–1917, München 1975.

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  11. Max Weber, Gesammelte politische Schriften, 3. Aufl., Tübingen 1971, S. 551 f.

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  12. Noch immer bietet Marianne Weber die umfassendste Lebensbeschreibung. Angesichts der heroisierenden Züge in ihrer Darstellung, der Selektivität und Ungenauigkeit in der Ereignisbehandlung besteht großes Interesse an einer neuerlichen Rekonstruktion und Interpretation der Biographie Webers. Dafür wäre es wünschenswert, wenn sorgfältig unterschieden würde zwischen verschiedenen Analyseebenen und ihren jeweiligen Kontextbedingungen: der individualpsychischen, der generationstypischen und der intellektuellen, das Werk betreffenden Ebene. Eine Vermischung dieser Ebenen liegt vor bei A. Mitzman, The Iron Cage, New York 1969, mit der Folge, daß eine psychologische Persönlichkeitsdeutung sich einzelner Werkstellen als „Belege“ bedient, ohne den systematischen Werkkontext zu analysieren. Die strukturellen Antinomien, auf deren Herausarbeitung Weber so großen Nachdruck bei der Analyse der Kultur-und Gesellschaftsentwicklung legte, können nicht einfach als psychisch begründete Ambivalenzen in der Persönlichkeit Webers interpretiert werden. Der Zusammenhang von Werk und Persönlichkeit wird sehr viel differenzierter und behutsamer, im Ergebnis offener darzustellen versucht von E. Baumgarten, Max Weber,Werk und Person, Tübingen 1964, insbes. S. 605 ff. Günther Roth hat versucht, den generationsspezifischen Kontext von Webers Entwicklung zu skizzieren in seinem Beitrag Max Weber’s Generational Rebellion and Maturation, in: R. Bendix und G. Roth, Scholarship and Partisanship, Berkeley 1971. Doch bleibt es zunächst noch schwierig, Webers Wertpräferenzen und Handlungsoptionen klar herauszuarbeiten, solange der soziopolitische und kulturelle Kontext seiner Generation noch nicht exakt aufgearbeitet ist. Vgl. dazu auch W. J. Mommsen, Max Weber und die deutsche Politik 1890–1920, Tübingen 1974 und ders., Max Weber, Gesellschaft, Politik und Geschichte, Frankfurt 1974. - Schließlich ist auf das Buch von M. Green, The von Richthofen Sisters, New York 1974 hinzuweisen, das über die Biographien von Else und Frieda von Richthofen eine Kulturgeschichte des intellektuellen Bürgertums um die Jahrhundertwende in Deutschland und England zu entwerfen versucht. Die Darstellungsform ist eine biographisch eingekleidete, psychoanalytisch interpretierende Ideengeschichte, Weber selbst kommt in diesem Buch gewissermaßen als „Idealtyp” vor; er steht für das Prinzip der patriarchalischen Vernunft und der psychisch gehemmten „tragischen“ Liebe. Max Webers Werk wird überhaupt nicht ernsthaft in Betracht gezogen. Er hat die Rolle des „apollinischen Geistes” im Gegenpart zu D. H. Lawrence, dem Repräsentanten des „Geistes der Demeter“, zu spielen. Das Buch ist ein anregender kulturhistorischer Essay, schematisch konstruiert durch das Gegensatzpaar „apollinisch” und „patriarchalisch“ einerseits, „dionysisch” und „matriarchalisch“ andererseits. Die Methode ist mehr nachempfindendes „Verstehen” kraft „imaginativem Wissens“ als historische bzw. systematische Analyse (vgl. insbesondere S. 379, 380).

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  13. Vgl. Marianne Weber, Lebenserinnerungen, Bremen 1949, S. 79–112.

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  14. Das Vorlesungsverzeichnis der Universität München für das Winterhalbjahr 1919/1920 enthält die folgenden Ankündigungen Webers: Abriß der universalen Sozial-und Wirtschaftsgeschichte 4-stündig, Montag und Mittwoch 6 bis 8 Uhr; Soziologische Arbeiten und Besprechungen, nach Vereinbarung, voraussichtlich zwei je 2-stündige Kurse, Samstag vormittag.

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  15. Ein Extraordinariat für Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftsgeographie wurde 1921 eingerichtet und mit Jakob Strieder besetzt.

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  16. Ebenda, S. 706. - Die gleiche skeptisch-distanzierte Einstellung zur akademischen Lehrtätigkeit äußerte Weber auch während seines so erfolgreichen Semesters in Wien. Die gerade damals bestehende Ambivalenz gegenüber einer hauptberuflichen politischen Tätigkeit kommt andererseits in seinem Austritt aus der Demokratischen Partei (April 1920) zum Ausdruck und seiner wiederholt geäußerten Selbstdefinition: „ich bin von Beruf: Gelehrter“. Vgl. W. J. Mommsen, Max Weber und die deutsche Politik 1890–1920, Tübingen 1974, S. 303 und 334.

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  17. Vgl. dazu die Berichte von Friedrich J. Berber und Max Rehm in R. König und J. Winckelmann, a.a.O., S. 23–26.

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  18. Vgl. zum Tod der Mutter, der Schwester und der Problematik der Adoption: E. Baumgarten, a.a.O., S. 630–635. Marianne Weber, a.a.O., S. 681 f. und 700 f.; zur Beziehung zu Else Jaffé: A. Mitzman, a.a.O., S. 282 ff. und Martin Green, a.a.O., S. 161–173.

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  19. Das Münchner Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 1920 weist aus: Allgemeine Staatslehre und Politik (Staatssoziologie) Mo.Di.Do.Fr. 4–5; Sozialismus (Einführungsvorlesung) Mo.Mi. 6–7: Soziologisches Seminar (voraussichtlich 2 je einstündige Kurse), nach Vereinbarung.

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  20. Zur Rezeption-und Wirkungsgeschichte des Werkes von Max Weber in Amerika unter Berücksichtigung neuerer deutscher Veröffentlichungen vgl. insbesondere G. Roth und R. Bendix, Max Webers Einfluß auf die amerikanische Soziologie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 11, 1959: Günther Roth, „Value-Neutrality“ in Germany and the United States, in: R. Bendix und G. Roth, a.a.O. Eine Rezeptions-und Wirkungsgeschichte Max Webers für die deutsche Nachkriegssoziologie ist noch nicht erarbeitet worden.

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  21. Aus der Fülle ihrer relevanten Veröffentlichungen sei jeweils nur auf ein Buch hingewiesen. Talcott Parsons hat in The Structure of Social Action schon 1937 eine systematische Analyse der Weberschen Soziologie vorgelegt und den Versuch unternommen, sie in eine moderne Verhaltenswissenschaft zu integrieren. Reinhard Bendix hat in Max Weber, An Intellectual Portrait im Jahre 1960 erstmals eine zusammenhängende Gesamtdarstellung des empirisch-soziologischen Werkes von Max Weber vorgelegt und dabei die übliche Trennung zwischen den religionssoziologischen und den herrschaftssoziologischen Schriften überwunden.

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  22. In diesem Sinne wurde auch noch der Max Weber gewidmete 15. Deutsche Soziologentag 1964 in Heidelberg organisiert: Neben dem Einleitungsreferat von Ernst Topitsch wurden drei Hauptreferate gehalten zu den Themen: Wertfreiheit und Objektivität (Talcott Parsons), Max Weber und die Machtpolitik (Raymond Aron) und Industrialisierung und Kapitalismus (Herbert Marcuse). Ein viertes Thema war geplant, ist aber nicht ausgeführt worden: Max Webers Religionssoziologie und Kulturtheorie. Auch wenn Parsons und einige Diskussionsredner versuchten, die substantielle soziologische Forschung Webers zu thematisieren, verharrte die Diskussion doch bei den traditionellen voneinander isolierten Themen: der Methodologie, der politischen Wirkung und Einstellung Webers und dem Verhältnis von Weber zu Marx. Demgegenüber traten die soziologischen Forschungen Webers und vor allem die Frage nach ihrer Bedeutung für die Soziologie heute völlig in den Hintergrund, vgl. O. Stammer (Hg.), Max Weber und die Soziologie heute, Tübingen 1965.

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  23. In den Worten Max Webers (in einem Brief an Robert Liefmann vom 9. März 1920): „Wenn ich jetzt einmal Soziologe bin (laut meiner Anstellungsurkunde), dann wesentlich deshalb, um dem immer noch spukenden Betrieb, der mit Kollektivbegriffen arbeitet, ein Ende zu machen.“ Zitiert nach Mommsens Diskussionsbemerkung in: O. Stammer, a.a.O., 5.137.

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  24. In diesem Sinne betont auch Wolfgang Schluchter (Wertfreiheit und Verantwortungsethik, Tübingen 1971, S. 20 f.) den wissenschaftspolitischen und soziokulturellen Kontext des Wertfreiheitspostulats: „Die Forderung nach einer wertfreien Erfahrungswissenschaft bezieht sich zum einen darauf, unter den Bedingungen einer antagonistischen Wertwelt „erfolgreiche“ erfahrungswissenschaftliche Erkenntnis zu ermöglichen; sie bezieht sich zum anderen aber auch darauf, „erfolgreiche” erfahrenswissenschaftliche Erkenntnis zu wollen. Die Erfahrungswissenschaft soll gegen den unlösbaren Kampf der Wertordnungen abgeschirmt werden, weil eine in diesem Sinne selbständige Wissenschaft erst einen Wert besitzt.“

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  25. Damit ist natürlich keine Abwertung einer ernsthaften Diskussion der Webersehen Wissenschaftslehre gemeint, wie sie insbesondere von A. von Schelting, Max Webers Wissenschaftslehre, Tübingen 1934, D. Henrich, Die Einheit der Wissenschaftslehre Max Webers, Tübingen 1952, H. H. Bruun, Science, Values and Politics in Max Weber’s Methodology, Kopenhagen 1972 und von W. G. Runciman, A Critique of Max Weber’s Philosophy of Social Science, Cambridge 1972, vorgenommen wurde, sondern die immer erneut vorgetragenen trivialisierten Argumente gegen das Wertfreiheitspostulat, die eine vermeintliche Überwindung Max Webers prätendieren, tatsächlich aber - wie Hans Albert schon auf dem Weberkongreß in Heidelberg sagte - „nicht so sehr die kritische Aneignung und Weiterentwicklung seiner Ergebnisse als vielmehr einen Rückfall in von ihm selbst bereits überwundene Auffassungen involvieren“ (in: O.Stammer (Hg.), a.a.O., S. 71), vgl. auch H. Albert und E. Topitsch (Hg.), Werturteilsstreit, Darmstadt 1972.

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  26. Die Kritiken und Antikritiken aus den Jahren 1907–1910 hat Johannes Winkelmann erstmals 1968 zusammengestellt und veröffentlicht unter dem Titel Max Weber, Die protestantische Ethik II. Durch die englische Übersetzung und die Einleitung von Parsons ist die Protestantismusthese seit 1930 in Amerika allgemein verbreitet. 1959 erschien bereits ein von R. W. Green herausgegebener Auswahlband, Protestantism and Capitalism, der die Debatte in den dreißiger und vierziger Jahren dokumentiert; eine zweite erweiterte Auflage erschien 1973 und stellt neuere Beiträge zusammen. Ein Sammelband von S. N. Eisenstadt, The Protestant Ethic and Modernization, New York 1968, zeigt die große Bedeutung der Weber-These für die Modernisierungsforschung der fünfziger und sechziger Jahre. C. Seyfarth und W. M. Sprondel (Hg.) Seminar: Religion und gesellschaftliche Entwicklung, Frankfurt 1973 haben in ihren Aufsätzen und den von ihnen zusammengestellten Beiträgen die Protestantismusthese in den Zusammenhang der Theorie des sozialen Wandels gestellt.

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  27. Es sei in diesem Zusammenhang nur hingewiesen auf die jüngsten Äußerungen von Tendruck, der eine neue systematische Interpretation der Religionssoziologie als Theorie der Kulturentwicklung im Rationalisierungsprozeß fordert. (Das Werk Max Webers. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 27. Jg., 1975). Schluchter hat die Webersche Theorie der. religiös-ethischen Rationalisierung innerhalb der Weberschen Kulturtheorie systematisch rekonstruiert, vgl. seinen Aufsatz Die Paradoxie der Rationalisierung. Zum Verhältnis von „Ethik“ und ”Welt“ bei Max Weber. Zeitschrift für Soziologie, 5. Jg., 1976.

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  28. Das Zitat stammt von W. J. Mommsen, Max Weber und die deutsche Politik 18901920, Tübingen 1974, S. 22, der zugleich Webers verfassungspolitischen Vorstellungen „unverkennbar autoritäre Züge“ attestiert (ebenda, S. 441).

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  29. Vgl. als Beispiel dafür etwa die Analyse von Venedig im Vergleich zu den übrigen italienischen Städten, wo gezeigt wird, wie spezifische Organisationsverfahren die dauerhafte Honoratiorenverwaltung in Venedig ermöglichen, wogegen der Zerfall der Selbstverwaltung in den anderen Städten zur Ausbildung des fachqualifizierten Berufsbeamtentums führt (M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 5. Aufl. Tübingen 1972, S. 758 ff.).

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  30. Hierzu neuerdings D. Beetham, Max Weber and the Theory of Modern Politics, London 1974.

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  31. Der Einfluß der Weberschen Bürokratietheorie ist in den USA insbesondere in der Organisationssoziologie festzustellen. Der Begriff der Bürokratie ist dabei völlig aus dem Kontext der Herrschaftssoziologie und der dortigen Behandlung von Formen der „Verwaltungsstäbe“ unterschiedlich strukturierter Herrschaftssysteme herausgelöst worden. Der Satz Webers, die Bürokratie sei die rationalste Form der Verwaltung, stößt dann natürlich auf Unverständnis und Kritik, wenn vergessen wird, worauf sich dieses Urteil bezieht, nämlich auf die alternativen Formen von Verwaltungsstäben: des Patriarchalismus, Patrimonialismus, Feudalismus und der Jünger (Gefolgschaft) charismatischer Führer. Die Bedeutung der Weberschen Analyse der Verwaltungsstäbe von Herrschaftssystemen liegt gerade darin, daß die Verfahrensordnungen im einzelnen herausgearbeitet werden und in ihrer Wirkung sowohl für die Interessenformierung wie für die Machtausübung analysiert werden. Auf die Bedeutung der Verfahren hat sich aber die Soziologie bis in die jüngste Zeit hinein noch kaum systematisch eingelassen.

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  32. Vgl. dazu G. Roth, Socio - Historical Model and Development Theory in: American Sociological Review, vol. 40, 1975. Webers Soziologie ist offen, entwicklungsfähig und entwicklungsbe

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  33. Vgl. in diesem Sinne auch R. Bendix, a.a.O., und neuestens J. Weiss, Max Webers Grundlegung der Soziologie, München 1975, der die weitere Entwicklungsfähigkeit und Entwicklungsbedürftigkeit der Weberschen Soziologie herausarbeitet.

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  34. Unter den Arbeiten, die Webersche Analyseansätze und nicht nur einzelne Kategorien für Gegenwartsprobleme anwenden, seien nur einige herausgestellt: Talcott Parsons. Max Weber and Contemporary Political Crisis (zuerst 1942), in: T. Parsons, Politics and Social Structure, New York 1969, gibt mit Hilfe Weberscher Kategorien eine vorzügliche Analyse des sich konsolidierenden nationalsozialistischen Herrschaftssystems. Reinhard Bendix versucht, die Regime von Prinz SiSihanuk, Nehru, Kim II Sung und Mao zu analysieren in seinem Aufsatz Charismatic Leadership. Günther Roth verwendet das Modell des Patrimonialismus in seinem Aufsatz Personal Rulership, Patrimonialism, and Empire-Building, beide in: R. Bendix und R. Roth, a.a.O., Joseph Nyomarkay, Charisma and Factionalism in the Nazi Party, Minneapolis 1967, gibt unter Anwendung des Modells des Charisma eine vorzügliche Analyse der Konfliktformierung und Konfliktlösung in der NSDAP unter Herausarbeitung der Wechselwirkungen zwischen Organisation, Ideologie und charismatischer Rolle Hitlers.

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  35. Vgl. dazu W. Schluchter, Die Paradoxie der Rationalisierung. Zum Verhältnis von „Ethik“ und „Welt” bei Max Weber, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 5, 1976.

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  36. P. Honigsheim, Der Max-Weber-Kreis in Heidelberg, in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie, 5. Jg., 1926, S. 287.

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Lepsius, M.R. (1990). Max Weber in München. In: Interessen, Ideen und Institutionen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94352-1_1

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