Zusammenfassung
Die Aufgabe des Strafrechts wird heute im allgemeinen utilitaristisch definiert. Das heißt, es soll für den einzelnen wie für die Allgemeinheit möglichst nützlich sein, wobei der maßgebliche Gesichtspunkt für die Lösung des Zielkonflikts zwischen individuellem und kollektivem Nutzen das größte Glück der größten Zahl — oder in der Formulierung Cesare Beccarias “das größte Glück verteilt auf die größte Zahl von Menschen” (1764 ,1966: 48) — ist. Seinen Nutzen stellt es dadurch unter Beweis, daß es die Gesellschaft vor solchen Handlungen schützt, durch die schutzwürdige Interessen des einzelnen oder der Allgemeinheit verletzt oder gefährdet werden können. Zwar kann das Strafrecht keinen perfekten Schutz bieten — wenn es das könnte, gäbe es ja keine Kriminalität mehr — aber es kann doch, so nimmt man jedenfalls an, durch positive und negative Generalprävention, durch Incapacitation als negative und Resozialisierungsbemühungen als positive Spezialprävention eine gewisse Wirksamkeit entfalten, auf die kaum jemand gerne verzichten möchte. Die soziale Aufgabe des Strafrechts ist also der Schutz der einzelnen BürgerInnen sowie der staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen. Diese Aufgabenbestimmung erscheint uns heute schon nahezu selbstverständlich. Wozu sollte das Strafrecht denn auch sonst da sein, wenn nicht dazu, uns nach Möglichkeit vor Raub und Mord, Vergewaltigung und Mißhandlung, Drogen- und Umweltdelikten zu schützen?
Der Autor dankt Helge Peters für wertvolle Hinweise und Unterstützung.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
ACHTER, V.: Geburt der Strafe, Frankfurt 1951.
ALBRECHT, P.-A.: Exekutivisches Recht. In: ders., Hg., Informalisierung des Rechts, Berlin, New York 1990: 1 ff.
BARATTA, A.: Integration-Prävention. Eine systemtheoretische Neubegründung der Strafe, KrimJ 16. 1984: 132 - 148.
BAUMANN, J.: Strafe als soziale Aufgabe, in: Gedächtnisschrift für Peter Noll, Zürich 1984: 27 - 36.
BECCARIA, C.: Über Verbrechen und Strafen, Orig. Livorno 1764, Frankfurt 1966.
BRUNKHORST, H.: Sozialtherapie - Schuld - Strafe. In: S. Müller, H.-U. Otto (Hg.), Damit Erziehung nicht zur Strafe wird, Bielefeld 1986: 17 ff.
CALLIESS, R.-P.: Theorie der Strafe im demokratischen und sozialen Rechtsstaat, Frankfurt 1974.
ENZENSBERGER, H.M.: Politik und Verbrechen, Frankfurt 1964.
FOUCAULT, M.: Überwachen und Strafen, Frankfurt 1977.
GEIGER, Th.: Vorstudien zu einer Soziologie des Rechts, Neuwied und Berlin 1964.
HASSEMER, W.: Il bene giuridico tra costituzione e diritto naturale. In: Dei delitti e delle pene 3. 1983.
HESS, H. ,STEHR, J.: Die ursprüngliche Erfindung des Verbrechens, in: KrimJ 2. Beiheft 1987:. 18 ff.
JAKOBS, G.: Schuld und Prävention, Tübingen 1976.
JAKOBS, G.: Strafrecht Allgemeiner Teil, Berlin, New York 1983.
KANT, I.: Die Metaphysik der Sitten, Königsberg 1797, zit. n. Darmstädter Ausgabe (Wiss. Buchges. 1968, Bd. 7).
LISZT, Franz v.: Marburger Universitätsprogramm 1882. Der Zweckgedanke im Strafrecht. ZStW 3.1883: 1 ff., zit. n. F.v.Liszt, Strafrechtliche Aufsätze und Vorträge, 1. Band, 1905: 126 ff., Nachdruck Berlin 1970: 126 ff.
LÜDERSSEN, K. ,SACK, F.: Hg., Seminar: Abweichendes Verhalten, 4 Bände, Frankfurt 1975 ff.
MAUS, I.: Rechtstheorie und politische Theorie im Industriekapitalismus, München 1986.
NAUCKE, W.: Die Kriminalpolitik des Marburger Programms 1882, ZStW 94.1982: 525 ff.
NEUMANN, U., SCHROTH, U.: Neuere Theorien über Kriminalität und Strafe, Darmstadt 1980.
OTTO, H.: Personales Unrecht, Schuld und Strafe, ZStW 87. 1975: 539 ff.
PETERS, D.: Richter im Dienst der Macht, Stuttgart 1973.
PLACK, A.: Plädoyer für die Abschaffung des Strafrechts, München 1974.
RADBRUCH, G.: Einführung in die Rechtswissenschaft, Stuttgart 1952, 12. Aufl. 1969.
SACK, F.: Selektivität, Selektion, Selektionsmechanismen, in: Kaiser ,Kerner , Sack ,Schellhoss, Hg., Kleines Kriminologisches Wörterbuch. 2. Aufl. Heidelberg 1985: 387 ff.
STEINERT, H.: Über die Funktionen des Strafrechts. In: Festschrift für Christian Broda, Wien 1976: 335 ff.
WEBER, M.: Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 5. Aufl. 1976.
WESEL, U.: Frühformen des Rechts in vorstaatlichen Gesellschaften, Frankfurt 1985.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1993 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Scheerer, S. (1993). Die soziale Aufgabe des Strafrechts. In: Peters, H. (eds) Muß Strafe sein?. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 122. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94252-4_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94252-4_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12449-0
Online ISBN: 978-3-322-94252-4
eBook Packages: Springer Book Archive