Zusammenfassung
Folgt man Hans Haferkamp, so ist trotz steigender Kriminalität ein Verzicht auf Sanktionierung der Wandel, der für die Entwicklung der strafrechtlichen Reaktion kennzeichnend und erklärungsbedürftig ist (vgl. Haferkamp 1984 bzw. 1987, S. 182). Ein Sanktionsverzicht zeige sich als Entkriminalisierung von Gesetzesverstößen, aber auch als vermehrte Einstellung von Strafverfahren und Rücknahme von Bestrafung in Form von Abschaffung des Zuchthauses, Einschränkung der kurzen Freiheitsstrafe und Ausdehnung der bedingten Strafen, dies alles charakterisiere einen Trend, einen “Zug zur Milde” (Haferkamp 1990) Ähnlich erkennt auch Fritz Sack in den strafrechtlichen Reaktionen während der letzten 20 Jahre — zumindest teilweise — eine “Politik der Entkriminalisierung”: die“ Einstellungsmöglichkeiten” der Staatsanwaltschaft seien erweitert, die “Bewährungsverurteilung” sei verstärkt angewendet worden, ein Ausbau des Jugendstrafrechts in Richtung “Erziehungsmaßregeln” habe stattgefunden (Sack 1987, S. 243).
Für wertvolle Hinweise und Anregungen danke ich Helge Peters und Hans-Günther Heiland, für die Erstellung der Graphiken bin ich Ralf Brauns zu Dank verpflichtet.
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Literatur
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Driebold, R. (1993). Sanktionsverzicht? Zur Entwicklung strafrechtlicher Reaktionen seit den 50er Jahren. In: Peters, H. (eds) Muß Strafe sein?. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 122. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94252-4_3
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