Zusammenfassung
Kritik am Strafrecht hat auch immer geheißen: Kritik am Strafprozeß Man denke nur an Garfinkels Beschreibung des Strafverfahrens als Degradierungszeremonie (vgl. Garfinkel 1977) oder an jene Version des Labeling Approachs, welche das Strafverfahren als Stigmatisierungsprozedur auffaßt, in welchem die Angeklagten als “Kriminelle” abgestempelt und damit in kriminelle Karrieren gedrängt würden (vgl. Becker 1973). Andere Autoren haben den Aspekt der “Einschüchterung” thematisiert (vgl. Rimpl 1980). Und schließlich hat besonderes Interesse immer wieder die forensische Kommunikation gefunden. Was in der Alltagserfahrung von Laien und Praktikern allgegenwärtig ist (vgl. Neuland 1979), ist inzwischen auch vielfach durch kommunikations- und interaktionstheoretisch angeleitete empirische Untersuchungen untermauert: Die Angeklagten — oder allgemein: die von Gerichtsverfahren betroffenen “Laien” — haben im Verfahren wenig zu sagen, und wenn, so wissen sie nicht, was sie sagen sollen (vgl. als Auswahl von Veröffentlichungen zum Thema “Kommunikation vor Gericht”: Grüner 1984; Hofmann 1983; Interaktion vor Gericht 1978; Recht und Sprache 1983; Reichertz 1984; Wassermann 1979).
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Literatur
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Ludwig-Mayerhofer, W. (1993). Strafe als Kommunikation, Kommunikation als Strafe — oder: Vom Unsinn einer sinnhaften Begründung des Strafrechts. Eine kleine Polemik. In: Peters, H. (eds) Muß Strafe sein?. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 122. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94252-4_11
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