Zusammenfassung
Um politisch-soziale Sachverhalte erklären zu können, befaßt sich das politische Denken seit seinen Ursprüngen in der griechischen Antike2 mit den psychisch-mentalen Dispositionen, welche die „subjektive Dimension von Politik“3 konstituieren. Die nationalen Besonderheiten dieser subjektiven Politikebene versuchte die im Jahr 1770 von David Hume ins Leben gerufene4 Nationalcharakterforschung zu erkunden. Erstmals verwendet wurde die Wortpaarung ‚politische Kultur‘ wahrscheinlich von Johann Gottfried Herder, bei dem der Begriff eine stark normative Komponente beinhaltete; in einem Text von 1787 schrieb er über die „alten griechischen Weisen“, die als „Vormünder des Volks“ über die Gesetze und Sitten ihres Stammes sannen: „... blos von diesen Edeln konnte die politische Cultur ausgehn, die weiter hinab aufs Volk wirkte.“5 Herder verstand politische Kultur als Postulat eines politischen Ethos, an dem sich die nationalen Charaktere unterscheiden lassen.
“Political culture is one of the most popular and seductive concepts in political science; it is also one of the most controversial and confused.”1
David Elkins / Richard Simeon
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Literatur
Sidney Verba (1965, 514) zählt die Arbeiten von Montesquieu, Tocqueville und Bagehot zur politischen Kultur-Forschung, deren Vorläufer er bei den Griechen sieht. Ausifihrlicher weist Gabriel A. Almond (1980, 2–6, 18–20) ideengeschichtliche Wurzeln des Political Culture-Konzeptes u. a. bei Platon, Aristoteles, Macchiavelli, Montesqieu, Rousseau, Tocqueville, Mill und Bagehot nach.
So paraphrasierte der Arbeitskreis Politische Kultur-Forschung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft den Begriff der politischen Kultur (vgl. DVPW-Rundbrief Nr. 87, Frühjahr 1983; zit. in Berg-Schlosser/Schissler 1987b, 17).
Vgl. David Hume: Of National Character (1770). Wolf Michael Iwand (1983. 19) bezieht diesen Hinweis von J. Koty: Nationalcharakter, in: W. Bernsdorf (Hg.): Wörterbuch der Soziologie, Stuttgart 19692, S. 732.
Vgl. Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, in: Herders Sämtliche Werke, hg. von Bernhard Suphan, Bd. XIV, Berlin 1909, S. 118f. Auf Herders Verwendung des Begriffs machte zuerst Barnard (1969, 390–392) aufmerksam.
Anonymer Verfasser: Erinnerungen an den Festzug der Württemberger und an die Grundsteinlegung d. Monuments zur Feier der fünfundzwanzigjährigen Regierung Sr. Maj. des Königs Wilhelm, Stuttgart 1842, S. 4; zit. n. Wehling 1991b, 13
Vgl. Max Weber: Die “Objektivität” sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904), in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, hg. von Johannes Winckelmann, Tübingen 19856, S. 158. Auf die Begriffsverwendung durch Weber wies Hans Peter Thurn (1979, 440) hin.
Ludwig Bernhard: Die politische Kultur der Deutschen, Berlin 1913, S. 3; zit. n. vom Bruch 1986, 77
Diesen Aspekt der Entstehungsgeschichte der politischen Kultur-Forschung betonte Gabriel A. Almond (1987, 27) in seiner jüngsten Publikation zur Entwicklung des Konzeptes: “Die Sozial-und Politikwissenschaft der 1950er Jahre war besessen vom Zusammenbruch der demokratischen Institutionen in Deutschland und der offensichtlichen Widerstandsfähigkeit der Demokratien in Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Diese eklatanten Unterschiede in der historischen Erfahrung und besonders die Widerlegung von liberalen und marxistischen Theorien angesichts des Zusammenbruchs der deutschen Demokratie schufen den Nährboden, auf dem die Politische Kultur-Forschung entstand.”
Mit dem psycho-kulturellen Ansatz wurde Deutschland in folgenden Studien untersucht: R. Brickner: Is Germany Incurable?, Philadelphia 1943; H. V. Dicks: Personality Traits and National Socialist Ideology, in: Human Relations, Vol. III, 1950; David Rodnick: Postwar Germans, New Haven 1948; Bertrand Schaffner: Fatherland. A Study of Authoritarianism in the German Family, New York 1948 (vgl. Almond/Verba 1963, 13f.; Almond 1987, 29).
Beer 1958, 12. In der 3. Ausgabe von 1973 ließ Beer diese Definition fallen zugunsten eines an Almond orientierten Verständnisses: “The political culture of a people gives them an orientation toward their polity and its processes.” (S. 25)
Es bleibt schwer verständlich, warum Almond den in späteren Retrospektiven (vgl. Almond 1980, 16; Almond 1987, 27) betonten Zusammenbruch der deutschen und der italienischen Demokratie als ein Grund für das Entstehen des Konzeptes der politischen Kultur nicht bereits in der Civic-Culture-Studie bei der Begründung für die Wahl Deutschlands und Italiens als Untersuchungsländer (vgl. Almond/Verba 1963, 38–40) angeführt hat.
Vgl. Almond/Verba 1963, 10: “Thus in our efforts to estimate the prospects of democracy in countries such as Germany and Italy, or in the developing areas of the non-Western world, we frequently try to draw ‘lessons’ from British and American history.” Vgl. ebenso Almond/Verba 1963, 505: “We are only beginning to develop a theory of political systems and political change that might be of use to democratic statesmen in the new nations.”
Vgl. Almond/Verba 1963, 15: “Orientation... includes (1) ‘cognitive orientation,’ that is, knowledge of and belief about the political system, its roles and the incumbents of these roles, its inputs, and its outputs; (2) ’affective orientation,’ or feelings about the political system, its roles, personnel, and performance, and (3) ’evaluational orientation,’ the judgments and opinions about political objects that typically involve the combination of value standards and criteria with information and feelings.”
Almond und Verba (1963, 17–19) nannten diese drei Typen “Parochial Political Culture”, “Subject Political Culture” und “Participant Political Culture”.
Vgl. Almond/Verba 1963, 20: “a particular mix of citizens, subjects, and parochials”
Vgl. den Abschnitt “The Future of the Civic Culture” in Almond/Verba 1963, 501–505
Vgl. Lucian W. Pye: Politics, Personality and Nation Building: Burma’s Search for Identity, New Haven 1962
Pye 1968, 218. Ansatzweise war diese Definition schon enthalten in Pye 1965, 7f.
Einen ausführlichen Überblick über den 1982 erreichten Diskussionsstand gab Wolf Michael Iwand (1985) in einem materialreichen Forschungsbericht, für den er (laut Literaturverzeichnis) 575 Beiträge auswertete. In dem seither vergangenen Jahrzehnt stiegen das Interesse am Forschungsgebiet und die Zahl der Veröffentlichungen zum Thema politische Kultur vor allem in der Bundesrepublik exponentiell an.
Vgl. zum Beispiel Pateman 1971, 293ff.; Dittmer 1977, 553ff.; Brown 1977, 1ff.; Elkins/Simeon 1979, 131ff.; Lijphart 1980, 38ff.; Pateman 1980, 66ff.; Reichel 1981b, 44ff.; Fenner 1983, 348f.; Chilton 1988, 420ff.; Rohe 1990, 331ff.
Vgl. Almond/Powell 1966, 51. Allerdings verteidigte Almond (1987, 30) später wiederum die Trennung der Einstellungs-von der Verhaltensdimension.
Vgl. etwa Richard Fagen: The Transformation of Political Culture in Cuba, Stanford 1969, Kap. 1; nach: Almond 1980, 29
Vgl. Brown 1977, 9f. Ähnlich argumentierte auch Jack Gray (1977, 254).
So befirworten Kurt Sontheimer (1971/1991, 112f.), Klaus von Beyme (1979/1991, 61), die Sozialistische-Länder-Forscher Robert C. Tucker und Richard Fagen (vgl. Almond 1980, 29) sowie Peter Reichel (1981b, 53), Christian Fenner (1984, 37) und Dirk Berg-Schlosser (1985/1987, 747), politisches Verhalten zur politischen Kultur zu zählen. Hingegen plädieren Archie Brown (1977, 9f.), Lowell Dittmer (1977, 566), David J. Elkins und Richard E. B. Simeon (1979, 140f.), Max Kaase (1983, 158f.), Oscar W. Gabriel (1986, 37) und Hans-Georg Wehling (1991a, 326) fur die analytische Trennung von politischer Kultur und politischem Verhalten.
So Brian M. Barry: Sociologists, Economists and Democracy, London 1970, S. 48ff.; Richard Fagen: The Transformation of Political Culture in Cuba, Stanford 1969, Kap. 1; und Robert C. Tucker: Culture, Political Culture, and Communist Society, in: Political Science Quarterly, Juni 1973, S. 173–190 (vgl. Almond 1980, 29). In ähnlicher Weise argumentierten auch Arend Lijphart (1980, 47–49) und Carole Pateman (1971, 292–296 und 1980, 66–70).
Lowell Dittmer (1977, 552) sprach an gleicher Stelle auch von der Funktion politischer Kultur als “a conceptual umbrella for a wide and apparently heterogeneous range of political issue areas.”
Annahmen über die Ordnung des Universums; 2. Annahmen über die Natur der Kausalität: Vorbestimmtheit, Sinn und Unvermeidbarkeit von Ereignissen; 3. Annahmen über die prinzipiellen Ziele des politischen Lebens; 4. Annahmen über Gewinnmaximierung und Verlustminderung; Entscheidung für optimistische oder pessimistische Strategien; 5. Annahmen über das Ausmaß, die Art und den Charakter der Abgrenzungen der eigenen politischen Gemeinschaft; 6. Annahmen über die ‘Politikhaftigkeit’ von Ereignissen, Handlungen und Institutionen sowie über die Bewertung des Politischen; 7. Annahmen über andere und die eigenen Beziehungen zu ihnen (auf der Grundlage von Elkins/Simeon 1979, 132).
Zum Teil wurde das Konzept auch einfach mißverstanden, so z. B. bei Peter Wittenberger (1974, 27), der glaubte, Almonds und Verbas Ansatz sehe eine “politische Entwicklung in drei Phasen vom parochialen System zur ‘civic culture’ und auf der höchsten Stufe zur’rational activist-culture’ vor.
Vgl. zum deutschen PolitikbegriffReichel 1981b, 11f.; Greit%nhagen 1979, 25.
Vgl. Ekkehart Krippendorff: Politische Kultur, in: Neue Politische Literatur 1966/4, S. 398404; Klaus von Beyme: Möglichkeiten und Grenzen der Vergleichenden Regierungslehre, in: PVS 1966/1, 63–96 mit einer knappen Erwähnung des Almondschen Ansatzes auf S. 92.
Dias (1971) untersuchte die Beiträge von Beer, Macridis, Almond, Pye, Verba, Lipset, Easton und Nettl.
Die impliziten normativen Prämissen des Ansatzes und sein angloamerikanisches bias kritisierten zum Beispiel BuBhoff 1971, 79–81; von Beyme 1972, 204; Wittenberger 1974, 25 und 28f.; Brown 1977, 3; Schissler 1978, 161f.; Pateman 1980, 58–61; Rausch 1980, 13; Wiatr 1980, 113–119; Reichel 1981b, 43–46; Kaase 1983, 154; Berg-Schlosser 1985/1987, 750. Es fällt auf, daß in der US-amerikanischen Politikwissenschaft diese (als selbstverständlich akzeptierten?) Prämissen eher weniger Gegenstand der Kritik waren. Wohl deshalb ging Almond in seinen beiden Stellungnahmen gegenüber der vorgebrachten Kritik (Almond 1980 und Almond 1987) auf diese Einwände nicht ein.
Vgl. hierzu Pappi 1986, 290; Berg-Schlosser/Schissler 1987b, 19; Rohe 1990, 331
Siehe hierzu auch Reichels Replik auf seine Kritiker: Reiche) 1981c
Reichel 1980, 392; Reiche) 1981b, 47. Diese Feststellung mag zunächst beckmesserisch erscheinen; jedoch handelt es sich um Reichels zentralen Begriff, so daß der geringfügigen Veränderung am Text mehr als nur geringfügige Bedeutung zukommt.
Vgl. Kaase 1983, 150f. und 167f. (Dieser Text entspricht im wesentlichen dem bei dem Tut-zinger Symposion von 1982 vorgelegten Paper.)
So etwa Richard Fagen, Robert C. Tucker, Volker Gransow und Christiane Lemke (vgl. Rytlewski 1989, 23)
Laitin (vgl. Laitin & Wildavsky 1988, 589) überschrieb seine Kritik an Wildavskys APSAPräsidentenadresse mit “Political Culture and Political Preferences”.
Vgl. Inglehart 1988b, 1203–1230. Für die gekürzte und leicht veränderte deutschsprachige Fassung (Inglehart 1988a, 369–387) hat man den Titel “Politische Kultur und stabile Demokratie” gewählt. Auch in seiner umfangreichen Untersuchung “Kultureller Umbruch” von 1989 bediente sich Inglehart des politischen Kultur-Begriffs.
Vgl. Wertwandel und gesellschaftlicher Wandel 1979; Klages/Herbert 1983; Klages/Franz/Herbert 1987
Dies wirft Rohe (1987, 46 und 1990, 341) der Studie von Murray Edelman (1976) vor. Den gleichen Einwand kann man dann auch gegenüber Sarcinelli (1989, 305f.; siehe oben) erheben.
Vgl. Norman H. Nie/Sidney Verba: Participation in America. Political Democracy and Social Equality, New York 1972; Norman H. Nie/Sidney Verba/John R. Petrocik: The Changing American Voter, Cambridge, Mass. 1976; Sidney Verba/Norman H. Nie/Jae-On Kim: Participation and Political Equality: A Seven Nation Comparison, New York 1978
Vgl. Almond 1987, 37f.; ähnlich auch schon in Almond/Powell 1984, 37–40
W. I. Lenin: Rede auf der Gesamtrussischen Konferenz der Ausschüsse fier politisch-kulturelle Aufklärung bei den Gouvernements-und Kreisabteilungen für Volksbildung, 3. November 1920, in: Werke, Bd. 31, S. 362f.; zit.n. Ziermann/Drefenstedt/Jehser 1976, 12
Jerzy J. Wiatr führte den Begriff 1965 in die polnischen, Fedor M. Burlatskii 1970 in die sowjetischen Gesellschaftswissenschaften ein (vgl. Wiatr 1980, 104–106).
Vgl. Fedor M. Burlatskii: Lenin, gosudarstvo, politika, Moskau 1970, S. 55; zit. n. Wiatr 1980, 106
Vgl. Jerzy J. Wiatr: Spoleczenstwo, Warschau 19735, S. 367; zit. n. Wiatr 1980, 106119 Vgl. Ziermann/Drefenstedt/Jehser 1976, 12–18. Im offiziellen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch der DDR gab es nur relativ wenige Verwendungen des politischen Kultur-Begriffs; “unbekannt”, wie Klaus von Beyme und Helga Michalsky (1983/1988, 352) vermutet haben, war der Terminus in der DDR jedoch nicht.
A. Arnoldow: Die geistige Kultur: ein Objekt der wissenschaftlichen Leitung, in: Presse der Sowjetunion 1974/11, 11; zit. in Ziermann/Drefenstedt/Jehser 1976, 14. Amoldow vertrat hier eine orthodoxere Position als sein oben erwähnter sowjetischer Kollege Burlatskii.
Politische Kultur, in: Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus 1982, 298
Rolf Schönefeld/Dieter Segert: Überlegungen zur Dynamik des politischen Systems bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, in: DZfPh 1985/10, 884892, hier 891
Vgl. Galkin 1986, 134–170. Laut Galkin wurde zu dieser Zeit in der marxistischen Literatur ein Meinungsstreit um einzelne Aspekte des politischen Kultur-Begriffs geführt. Grundlegende Übereinstimmung bestehe jedoch über folgendes Verständnis politischer Kultur: “Unter politischer Kultur wird die institutionalisierte und nichtinstitutionalisierte historische und soziale Erfahrung einer nationalen oder transnationalen Gemeinschaft verstanden, die einen mehr oder minder starken Einflug auf die Formierung der politischen Orientierungen und schließlich des politischen Verhaltens der Individuen, kleinen und großen gesellschaftlichen Gruppen ausübt.” (S. 156)
Der Leiter der ZIJ-Abteilung ‘Jugend und Politik’, Dr. Günter Lange, trug in einem Gespräch mit dem Verfasser am 17. Oktober 1988 in Leipzig in ihrer Offenheit und Kritik verblüffende Thesen und Vorschläge vor, so plädierte Lange für eine dringend notwendige Enthierarchisierung und Demokratisierung der FDJ, wodurch der staatliche Jugendverband zum Experimentierfeld für weiterreichende Strukturreformen in Staat, Partei und Gesellschaft werden könnte.
Das damals mit vielen Hoffnungen befrachtete Grundsatzpapier wurde von der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED und der Grundwerte-Kommission der SPD unter Federführung von Otto Reinhold und Erhard Eppler gemeinsam ausgearbeitet und ist abgedruckt in: DA 1988/1, 86–91.
Heuer (1989, 437) verweist außer auf den oben erwähnten Beitrag von Alexander A. Galkin auf J. A. Tichomirow: Die politische Kultur in der Gesellschaft des reifen Sozialismus, in: Sowjetwissenschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge 1978/11, 1121ff.
Heuer 1989, 436. Heuers sich anschließende Formulierung erweckt den Eindruck, dieses sehr allgemeine Verständnis von politischer Kultur, seit den frühen Arbeiten von Almond und Verba der umfassendste gemeinsame Nenner aller (westlichen) politischen Kultur-Forscher, sei seine Erfindung: “Mir scheint es zweckmäßig, dafür - auch in der Tradition der Vorstellungen von Lenin und Gramsci - den Begriff der politischen Kultur zu verwenden.”
Vgl. Heuer 1989, 439. Interessanterweise hielt Heuer bei der Wiedergabe der von Almond und Verba konstruierten Modelltypen politischer Kultur eine Umbenennung frr erforderlich: Er nannte die subject political culture - wahrscheinlich, um den Begriff der Untertanenkultur zu vermeiden - einfach “staatsbürgerliche politische Kultur” (S. 440).
Zu den Bemühungen einiger Gesellschaftswissenschaftler um den Aufbau einer Politikwissenschaft in der DDR, der von der Parteiführung letztlich immer wieder verhindert worden ist, siehe Wilhelm Bleek: Der Aufbau der Politikwissenschaft in der ehemaligen DDR, in: DA 1990/11, 1678–1688, besonders S. 1679–1682; Dieter Segert: Die langen Schatten der Vergangenheit. Warum es in der DDR doch eine Politologie gab, in: Experiment Vereinigung 1991, 111–122, vor allem 111–116; Frank Berg/Bärbel Móller/Rolf Reißig: Pro und contra politikwissenschaftliche Forschung in der DDR, in: PVS 1992/2, 256–277.
Bahnbrechend war die Arbeit von Herbert H. Hyman: Political Socialization - A Study in the Psychology of Political Behavior, New York 1959.
Vgl. Emile Durkheim: Les règles de la méthode sociologique, Paris 1895. Der Hinweis auf Durkheim badet sich bei Trommsdorff 1989, 9f.
Vgl. zum Begriff der politischen Sozialisation Sylvia Greiffenhagen: Politische Sozialisation, in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1981, 334344; Bernhard ClauBen: Was ist und wie erforscht man politische Sozialisation?, in: Handbuch der politischen Sozialisation 1982, 1–22; Behrmann 1983, 26–59; Dorothee Dickenberger: Politische Sozialisation, in: Westliche Industriegesellschaften 1983, 351–357; Bernhard Claußen: Politische Sozialisation, in: Politikwissenschaft 1985/1987, 776–781; Gisela Behr-mann: Politische Sozialisation, in: Handlexikon zur Politikwissenschaft 1986, 410–415; Bernhard Claußen: Politische Sozialisation Jugendlicher in Ost und West - Aspekte international vergleichender Studien, in: Politische Sozialisation Jugendlicher 1989, 13–23, hier 13; Dorothee Dickenberger: Politische Sozialisation, in: Wörterbuch Staat und Politik 1991, 533–539.
Vgl. zur Darstellung und Kritik der Kristallisationsthese Sylvia Greiffenhagen: Politische Sozialisation, in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1981, 334–344, hier 338–340; Günther Steinkamp: Politische Sozialisation: Familie, in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1981, 352–357; Klaus Wasmund: Ist der politische Einfluß der Familie ein Mythos oder eine Realität?, in: Handbuch der politischen Sozialisation 1982, 23–63; Behrmann 1983, 19–22; Bernhard ClauBen: Politische Sozialisation, in: Politikwissenschaft 1985/1987, 776–781, hier 778; Gisela Behrmann: Politische Sozialisation, in: Handwörterbuch zur Politikwissenschaft 1986, 410415, hier 413f.; Günter C. Behrmann: Wertwandel, Bildungsexpansion, Säkularisierung und politische Sozialisation in der Bundesrepublik, in: Politische Kultur in Deutschland 1987, 166–182, hier 166–182.
Vgl. zur Darstellung dieser extrem entgegengesetzten These Klaus Wasmund: Ist der politische Einflug der Familie ein Mythos oder eine Realität?, in: Handbuch der politischen Sozialisation 1982, 23–63, hier 24 und 53f.
Vgl. zu diesem Begriff M. Rainer Lepsius: Generationen, in: Handwörterbuch zur politischen Kultur in der Bundesrepublik Deutschland 1981, 172–175; Behrmann 1983, 20–22; Suzanne S. Schiittemeyer: Politische Generationen, in: Politikwissenschaft 1985/ 1987, 737f.
Sylvia Greiffenhagen: Politische Sozialisation, in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1981, 334–344, hier 340
Die einflußreiche Begriffsprägung far die nüchterne und ideologieferne Jugend der fünfziger Jahre geht zurück auf die Untersuchung von Helmut Schelsky: Die skeptische Generation. Eine Soziologie der deutschen Jugend, Düsseldorf, Köln 1958.
Vgl. Sylvia Greiffenhagen: Politische Sozialisation, in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1981, 334–344, hier 337; Hurrelmann 1986, 44f. Greiffenhagen verweist hier auf die systemtheoretische Untersuchung von David Easton und Jack Dennis: Children in the Political Systems. Origins of Political Legitimacy, New York 1969
Der allgemeinere Begriff der Sozialisation wurde in der DDR zwar verwandt, verstärkt in den achtziger Jahren, jedoch war auch dieser Terminus umstritten. Die “marxistische Sozialisationstheorie”, die die “gesellschaftliche Bestimmtheit” des Individuums betonte, grenzte sich von den “bürgerlichen” Sozialisationstheorien deutlich ab (vgl. Lemke 1991, 67–71).
Vgl. zur Problematik von Wertungen bei deutsch-deutschen Vergleichen: Wilhelm Bleek: Zwischendeutsche Vergleiche. Politische Probleme und politikwissenschaftliche Möglichkeiten, in: DA 1982/7, 717–739
Als erster hat Wolfgang Behr (1979/1985, hier 13) die systemimmanente Analyse zur Grundlage eines deutsch-deutschen Systemvergleichs gemacht.
Vgl. zu den Methoden der politischen Kultur-Forschung Almond/Powell 1966, 51; von Beyme 1972, 204; Jürgen Friedrichs: Methoden empirischer Sozialforschung, Opladen 1973, 198412, S. 189–375; Brown 1977, 10f.; Dittmer 1977, 554–581; Elkins/Simeon 1979, 135139; Manfred Kuchler: Demoskopie, in: Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland 1981, 133–137; Lutz Niethammer: Einfirhrung (S. 7–26) und Postscript. Über Forschungstrends unter Verwendung diachroner Interviews in der Bundesrepublik (S. 349–353), in: Lutz Niethammer (Hg. unter Mitarbeit von Werner Trapp): Lebenserfahrung und kollektives Gedächtnis. Die Praxis der “Oral History”, Frankfurt a. M. 1980; Berg-Schlosser 1985/1987, 749; Max Kaase: Demoskopie (S. 145–148) und Umfrageforschung (S. 1043–1045), in: Politikwissenschaft 1985/1987; Jürgen Kriz: Methodenprobleme in der empirischen Sozialforschung, in: Politikwissenschaft 1985/1987, 563–566; Dieter Nohlen: Vergleichende Methode, in: Politikwissenschaft 1985/1987, 1079–1085; Manfred G. Schmidt: Beobachtung (S. 79f.), Empirische Politikforschung, (S. 188–190), Inhaltsanalyse (S. 367f.) und Interview (S. 405f.), in: Politikwissenschaft 1985/1987; Rainer-Olaf Schultze: Erhebungstechniken, in: Politikwissenschaft 1985/1987, 208; Galkin 1986, 156; Pappi 1986, 289f.; Berg-Schlosser/Schissler 1987b, 18–21; von Beyme 1987, 84f.; Rohe 1990, 324–332; Wehling 1991a, 328.
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Bergem, W. (1993). Konzeptualisierung und Intention. In: Tradition und Transformation. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94246-3_3
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