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»Technologietransfer« als Praxis von Hochschulen

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Implizite Theorien in der Politik

Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 132))

  • 29 Accesses

Zusammenfassung

Nicht nur auf seiten der mittelständischen Wirtschaft, auch in der Wissenschaft stößt oder stieß das Konzept eines gezielten und regionalisierten Technologietransfers auf Vorbehalte.

Die folgenden Ausführungen beruhen auf Interviews mit den Transferstellen der Technischen Universität Berlin (TU), der Technischen Fachhochschule Berlin (TFH), den Technischen Beratungsdiensten an drei technischen Fachhochschulen in Baden-Württemberg (Aalen, Esslingen und Mannheim) sowie der Steinbeis-Stiftung (vgl. dazu auch Anhang). Die Besonderheit der Technischen Beratungsdienste in Baden-Württemberg besteht darin, daß diese von Professoren geleitet werden, weshalb hier nicht nur die Perspektive des Forschungsvermittlers, sondern auch die des Forschers untersucht werden konnte. Aus diesem Grunde rekurriert dieses Kapitel weitgehend auf die Aussagen der baden-württembergischen Transferstellen. An einigen Stellen wird zusätzlich auf Aussagen der von Kluge und Oehler interviewten (Universitäts-)Professoren zurückgegriffen, um die eigenen Beobachtungen zu untermauern und deren Verallgemeinerungsfähigkeit anzudeuten.

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Literatur

  1. Explizit danach gefragt wurde freilich auch nicht, weil für die Problematik der Anschlußfähigkeit unterschiedlicher Typen von Wissen und Kompetenz zum Zeitpunkt der Erhebung keine Sensibilität bestand.

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  2. Eine wenngleich sich wohl verringernde Zahl von Professoren lehnt Forschung und Entwicklung mit oder im Auftrag von Unternehmen generell ab, etwa weil darin kein ausreichender Nutzen, ein drohender Reputationsverlust, ein zu großer Handlungsdruck oder auch schlicht eine Einschränkung der Freizeit gesehen wird. Darüber hinaus verwehrt sich ein Teil der Hochschullehrer gegen eine staatliche bzw. strukturpolitische Indienstnahme der öffentlichen Forschung bzw. ihrer Interaktionsbeziehungen.

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  3. Im Gespräch mit einer Technologieberatungsstelle wurde das Problem folgendermaßen umrissen: Die meisten Unternehmen sind auch vom Tagesgeschäft überschattet. Wenn die mit uns ein neues Zukunftsprojekt andenken, aber denen platzt im Augenblick ein großer Auftrag, dann ist das ihr Problem. Der Unternehmer kämpft dann darum, daß er das Geld für die nächsten Wochen kriegt. […] Das ist ein zentrales Problem, diese Unwägbarkeit der Entwicklung [FuE ist gemeint, J.H.], und daß sie eigentlich mit einer viel zu knappen finanziellen und personellen Decke Innovationen machen. (E3, S. 5) Mittelständische Betriebe wirken hier wie ein - vom Standardtypus des Großbetriebs abweichender - seinen Aufgaben nicht recht gewachsener Sonderfall. Nicht wenige der hier wiedergegebenen Abstimmungs-und Verständigungsschwierigkeiten zwischen Beratern und Beratenen wurden ja auch von seiten der Unternehmen angesprochen. Aus deren Perspektive handelt es sich jedoch um normale, alltägliche Probleme, die ein anderes (Innovations-)Verhalten weder zulassen noch dringend erfordern.

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  4. Dickson (1984, S. 75) zufolge belaufen sich die Einkünfte amerikanischer Wissenschaftler aus Consultingdiensten in einigen Technikfeldern auf ein Vielfaches ihres hauptamtlichen Einkommens (vgl. zum akademischen Wertewandel in diesem Zusammenhang Etzkowitz 1983, S. 219 f.).

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  5. Im herkömmlichen Verständnis gilt die Bearbeitung einfacherer Probleme demgegenüber als Voraussetzung für den erwünschten Technologietransfer, sozusagen als Pflichtübung vor der Kür: Sie [die Hochschullehrer, J.H.] müssen allerdings dann auch bereit sein, sich das Vertrauen der mittelständischen Wirtschaft durch die Bearbeitung auch einfacher Probleme zu gewinnen, um darauf aufbauend dann anspruchsvolle Innovationen zu vermitteln. (Forschungskommission Baden-Württemberg o.J., S. 30)

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  6. Die Transferstelle an der Technischen Universität Berlin betrieb diesen Typ kombinierter Technik-und Förderungsberatung bis vor einigen Jahren unterhalb der Professorenebene. Aus Überlastungsgründen vermittelt sie solche Anfragen inzwischen an private Technologieberater weiter. Eine professionsspezifische Arbeitsteilung zwischen privaten und akademischen Anbietern im Beratungsbereich ließ sich nicht erkennen.

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  7. der Ingenieur wurde auch eingestellt, der Prototyp für rund 10 000 DM entwickelt; die Produktidee des Bäckers - eine Maschine, die Schokolade zur Verzierung von Torten zerkleinert und mit Hilfe eines Gebläses verstreut - scheiterte schließlich dennoch an dem zeitlichen und finanziellen Aufwand, den Werbung und Vertrieb erforderten.

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  8. Eine ungefähre Vorstellung über den Gegenwert vermittelt der Stundensatz der Fachhochschullehrer. Ende der achtziger Jahre lag dieser in Baden-Württemberg etwa bei 70 DM, in Berlin sollte er laut Empfehlungen der Transferstelle mindestes 70 bis 80 DM betragen. Hinzu kommen Nutzungsgebühren für Geräte und Gemeinkosten. An der Berlin TFH sind dies etwa 5 bis 15 Prozent, an den baden-württembergischen Fachhochschulen etwa 12 bis 20 Prozent.

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  9. Der Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist ein grauer, immer nur begrenzt zu erfassender Markt. Auch verschiedentliche Liberalisierungen des Nebentätigkeitsrechts ändern nichts daran, daß dieses einer Zusammenarbeit mit der Wirtschaft hinderlich ist und deshalb dazu verleitet, umgangen zu werden. Entsprechend läßt sich nicht klären, ob die vergleichsweise hohen Einnahmen der baden-württembergischen Fachhochschulen tatsächlich einer überdurchschnittlichen Kooperationsneigung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft oder aber zumindest zum Teil auch einer strengeren Kontrolle durch die zentralistische Organisation der Steinbeis-Stiftung geschuldet sind. Transferstellen vermitteln eben nicht nur Kontakte zwischen Unternehmen und Professoren, sie entheben diese zugleich ihres informellen halblegalen Charakters; ein Umstand übrigens, der ihrem Status und ihren Handlungsbedingungen innerhalb der Hochschule nicht eben förderlich ist.

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  10. Die eingeworbenen Drittmittel wurden im Jahr 1987 offiziell mit rund 1,6 Millionen DM ausgewiesen, wobei rund die Hälfte der Zuwendungen aus der Wirtschaft und ein Viertel aus Technologietransferprojekten stammen (vgl. Senator für Wissenschaft und Forschung 1988 ). Die Einnahmen aus Unternehmensaufträgen sollen sich infolge der Einrichtung einer Transferstelle an der TFH innerhalb von vier Jahren verdreifacht haben ( E4, S. 11 ).

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  11. Aus sozialkonstruktivistischer Sicht ist eine Unterscheidung zwischen wissenschaftlicher und produktionspraktischer Orientierung freilich nicht einmal mehr zu heuristischen Zwecken erlaubt. In ihrer Studie über die Fabrikation von Erkenntnis in einem Forschungslabor schreibt Knorr-Cetina ( 1984, S. 24 ): Falls es ein Prinzip gibt, das das Forschungshandeln steuert, so kommt es wohl am ehesten im Ziel der Wissenschaftler zum Ausdruck, Dinge zum Laufen zu bringen (to make things work). Die Beschäftigung damit, ob ein Versuch ‘läuft’, ’geht’ oder ’nicht geht’ und wie er zum Funktionieren gebracht werden kann, weist eher auf Erfolg als auf Wahrheit als handlungsleitendes Prinzip von Forschungsarbeit hin. […] Erfolgreich etwas ’hinzukriegen’ ist ein viel alltäglicheres Bestreben als das nach Wahrheit, und es kann überdies ständig mittels Publikation in Anerkennung und Kredit umgemünzt werden.

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  12. Abgesehen davon, daß eine kategoriale Unterscheidung zwischen Erfolg und Wahrheit systematisch betrachtet keinen Sinn ergibt und auch die Suche nach Wahrheit, so behaupte ich, ein durchaus alltäglicher, auch außerhalb der Wissenschaft stattfmdender Vorgang ist, muß ein Vergleich des Forschungshandelns etwa mit politischer Strategiebildung (ebenda, S. 25) in völliger Beliebigkeit enden, wenn anstelle der verworfenen idealtypischen nicht eine treffendere Unterscheidung gegenüber anderen sozialen Produktionsformen eingeführt wird.

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  13. Für Fachhochschullehrer ist diese obligatorisch, aber auch die Rekrutierungsregeln der Universitäten setzen Kluge/Oehler ( 1986, S. 98) zufolge für die angewandten Wissenschaftsdisziplinen Industrieerfahrung voraus.

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  14. Vgl. dazu insbesondere die Arbeiten von Rosenberg (1982) and Mowery/Rosenberg (1989): Science, after all, when considered as a social process in a social context, is an activity that is powerfully shaped by day-to-day human concerns. One does not need to be an economic determinist to believe that these concerns are, to a consider-able extent, shaped and even often defined by the needs of the economic sphere and by the technologies that prevail in any given social context. Indeed, the growth of scientific knowledge has itself been decisively shaped by technological concerns. ( Mowery/Rosenberg 1989, S. 22 )

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  15. Finanzielle Zuwendungen und die damit verbundene inhaltliche Einflußnahme Dritter auf jeweilige Themenstellungen sind offenbar auch für die technikwissenschaftliche Ausbildung (bzw. deren Gütekriterien) an den Universitäten kennzeichnend: Solche Dissertationsschriften, wie sie hier bei uns entstehen, das, glaube ich, ist typisch für alle ingenieurwissenschaftlichen Lehrstühle, sind ja selten ganz ohne Geld von Dritten entstanden […]. Dann muß man halt unter einen Hut bringen einmal die vorhandenen und daraus zu entwickelnden Forschungsvorhaben des Instituts, die Interessen und Fähigkeiten dieses Mannes und die Möglichkeit, irgendwo Geld dafür zu bekommen. Wenn nun die drei unter einen Hut gehen, dann kommt was Gescheites raus. (zitiert in Kluge/Oehler 1986, S. 90 f.; vgl. auch die Befunde bei Disco/ Rip/van der Meulen 1992, S. 495 )

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  16. Abhilfe habe ein Sonderprogramm der baden-württembergischen Landesregierung geschaffen, das zum Ziel hatte, den Fachhochschulen den verstärkten Zugang zu neuen Technologien zu öffnen sowie Ausbildung und Technologietransfer dem Strukturwandel anzupassen (Kommission Fachhochschule 2000 1990, S. 176). Zwischen 1984 und 1989 stellte das Land den Fachhochschulen in diesem Rahmen insgesamt 60 Millionen DM zur Verfügung. Verteilt auf alle Fachhochschulen und deren Labore erscheint diese Summe nicht eben reichlich, um einen zwanzig-bis dreißigjährigen Investitionsrückstand zu kompensieren; vgl. dazu auch Fußnote 17 sowie zur finanziellen Ausstattung der Fachhochschulen insgesamt die Angaben der Bundesregierung ( 1988, S. 10 ff.).

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  17. Hack berichtet von systematischen Förderungsprogrammen der Industrie zur Unterstützung der Hochschulen. So habe etwa Siemens über einen Zeitraum von fünf Jahren 100 Millionen DM für Kooperationsprojekte mit Hochschulen aufgewendet, wobei es insbesondere um die Modernisierung der apparativen und instrumentellen Ausstattung gegangen sei. Allein die Technischen Universitäten München und Berlin erhielten Hack zufolge bis zu 2 Millionen DM im Jahr (Hack 1988, S. 72 und 253).

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  18. Nach den Konditionen im Rahmen von Auftragsforschung befragt, gab einer der von Kluge und Oehler interviewten Professoren an: Wir nehmen das Problem so rein, daß seine Bearbeitung die Wissensbasis oder die Geräteausstattung des Instituts verbessert und sich die technologische Stufe verbessert. (zitiert in Kluge/Oehler 1986, S. 73, Hervorh. v. J.H.; vgl. dazu auch Blume 1987, S. 26 )

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  19. Kluge/Oehler ( 1986, S. 141) zitieren in diesem Zusammenhang einen Hochschullehrer, der seine Entscheidung für den Lehrstuhl als unumkehrbar beschreibt. Das Innovationstempo seiner Branche, der Elektroindustrie, sei so hoch, daß nicht nur eine Rückkehr in die Wirtschaft ausgeschlossen, sondern auch das entsprechende Fachgebiet nicht mehr in der Hochschule zu halten ist.

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  20. Um die Dimension dieser ungleichen Ressourcenverteilung an einem, wahrscheinlich längst überholten, Beispiel zu demonstrieren: Alle Institute der Max-Planck-und der Fraunhofer-Gesellschaft, der Deutschen Forschungs-und Versuchsanstalt für Luft-und Raumfahrt sowie der beiden Kernforschungszentren Jülich und Karlsruhe zusammen verfügten laut Hack/Hack (1985, S. 72) 1981 über ein halb so großes Forschungspotential wie der Siemens-Konzern. Es sei noch einmal hervorgehoben: Derartige Vergleiche ergeben nur unter der Bedingung einen Sinn, daß sich Wissenschaft und Wirtschaft vergleichbare Fragestellungen und Ziele setzen. Dies mag gegenwärtig in vielen Forschungsfeldern so sein, ist deshalb aber keineswegs zwingend.

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  21. Disco/Rip/van der Meulen ( 1992, S. 475) sprechen hier von meta-design als in fact the aspect that allows technical sciences to emerge and take on a life of their own. [Hervorh. v. J.H.]

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  22. Angesichts der gegenwärtigen Organisationsform des Technologietransfers, so auch die Beobachtungen von Schulte/Rüschenschmidt ( 1988, S. 113), ist die Gefahr gegeben und wird mit zunehmender Dauer immer größer, daß sich Aktivitäten der Professoren von Problemlösungen im Rahmen innovationsorientierten Transfers zu Routine-Dienstleistungen verlagern. Ein mit der Wahrnehmung von Routine-Dienstleistungen verbundenes Umsatzdenken läßt aber mittel-bis langfristig die Quelle versiegen, aus der innovationsorientierter Transfer […] gespeist werden [kann], da die angewandte Forschung zunehmend in den Hintergrund tritt […1.

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  23. Dies betrifft unter anderem die sogenannten technologieorientierten Unternehmensgründer, die anwendungsspezifische Systemlösungen entwickeln. Ein Vertreter der Industrie-und Handelskammer beschrieb die Situation folgendermaßen: Wir sehen das alles von seiten der Wirtschaft nicht uneingeschränkt positiv. Und zwar einfach deshalb, weil wir ja beide Seiten vertreten, sowohl die, die es in Anspruch nehmen, wie die, die es anbieten. Und die, die es anbieten, fühlen sich zum Teil - das hängt von der Branche ab und auch vom Standort - von diesen sehr starken Aktivitäten der Steinbeis-Stiftung in die Ecke gedrückt. Weil, man muß einfach sagen, die sind da Wettbewerber… es kann ja nicht sein, daß der Professor den Selbständigen an der Gurgel packt […] (RTS, S. 53)

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Hofmann, J. (1993). »Technologietransfer« als Praxis von Hochschulen. In: Implizite Theorien in der Politik. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 132. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94245-6_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94245-6_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12494-0

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