Zusammenfassung
Schwarz ist die Farbe der Melancholie. Entsprechend deuten Klibansky, Panofsky und Saxl in dem bekannten “Saturn und Melancholie” betitelten Buch Albrecht Dürers “Melencolia I” (Abb. 1):
Es ist das Motiv des beschatteten Antlitzes, aus dem der Blick der Melencolia beinahe gespenstisch hervorbricht. Erinnern wir uns, daß dieses ‘schwarze Gesicht’ ein weit häufiger belegter Zug der Überlieferung gewesen ist als die geschlossene Faust. Sowohl das Satumkind als auch der Melancholiker [...] galten schon der Antike als schwärzlich und von schwarzem Antlitz, und diese Vorstellung war dem Mittelalter der medizinischen Fachliteratur ebenso geläufig wie den Planetentexten der Astrologen und den populären Komplexionstraktaten. (Klibansky u.a. 1990, 413)
In einem alten Text etwa wird über die Melancholie berichtet, datß “Ir farb fast schwartz und erdfarb ist”.1 Dürer sei als erster auf den Gedanken gekommen, daß das, was in den Überlieferungen dem melancholischen Temperament an Dunidem und Schwarzem nachgesagt wird, “von einem Kiinstler wirksam zur Erzeugung eines Ausdrucks oder einer Stimmung eingesetzt werden konnte” (Klibansky u.a. 1990, 414).
“Der Maler der Zukunft ist ein Kolorist, wie es noch keinen gegeben hat.” Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo am 5. Mai 1888
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Deppner, M.R. (1996). Melancholie in Farbe. In: Koebner, T., Weigel, S. (eds) Nachmärz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94227-2_6
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