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Mit Lorbeer und Schwert

René Schickele über Heinrich Heine

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Nachmärz
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Zusammenfassung

In einer Zeit tiefster Resignation und Verzweiflung zitiert 1937 ein im französischen Exil lebender deutschsprachiger Schriftsteller Heinrich Heines berühmtberüchtigte Verse:

Denk ich an Deutschland in der Nacht Bin ich um den Schlaf gebracht.

und fügt fast neidvoll hinzu: “Dabei konnte Heine, wenn auch unter Schwierigkeiten, in D. erscheinen und bekam (sehr gute) Honorare” (Kolb/Schickele 1987, 313). Der Autor, der seine persönliche Situation mit Heines vergleicht, ist René Schickele. Es gibt meines Wissens nur noch einen weiteren Hinweis auf eine Beschäftigung Schickeies mit Heine: Aus dem Schickele-Nachlaß ist im Manuskript eine Rede zu Heine überliefert, leider ohne Hinweise auf Ort und Anlaß. Nur der Zeitpunkt der Niederschrift ist vom Herausgeber der Schickele-Werkausgabe mit “ca. 1910” angegeben (Schickele 1959, 841–848). Die Rede ist getragen von einem Grundton, der Sympathie für Heine anklingen läßt. Das ist insofern bemerkenswert, als daß dieser Ton im Widerspruch steht zur weitverbreiteten Heine-Kritik zu Beginn des Jahrhunderts in Deutschland. Diese ist durchdrungen von antisemitischen, nationalistischen und antifranzösischen Vorurteilen. Was mag also Schickele 1910 veranlaßt haben, sich einem derart verpönten Heine zuzuwenden? Dieser Zeitpunkt ist nicht ohne Bedeutung, ist doch in diesen Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine politische Umorientierung des elsässischen Autors zu beobachten.

Nicht die gesicherte, selbstverständliche und fraglose Existenz — die zusammengesetzte, übergängliche und fragwürdige, des Fragens würdige Natur, der geistige Grenzfall macht das literarische Genie.

(Thomas Mann)

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Thomas Koebner Sigrid Weigel

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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Post-Martens, A. (1996). Mit Lorbeer und Schwert. In: Koebner, T., Weigel, S. (eds) Nachmärz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94227-2_21

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