Zusammenfassung
Zur Archäologie der frühen 60er Jahre: das bruchlose Wirken der Tradition, vom Nierentisch zum weißen Schleiflackdesign, die Omnipräsenz von Vater und Onkel, Adenauer und Erhard, die Legende vom „Wohlstand für alle“, des Mercedes für wenige. Und die Jugend, die Mädchen in Petticoats und Pepitakleidchen, die Jungen in den viel zu weiten Anzügen? Sie machen alle irgendwie mit, äußerlich. Revolte intern. Der Kragenrand als Demarkationslinie. Bis hierher und nicht länger die Haare. Mögen die Mädchen auch kreischen beim Auftritt der Beatles im Star Club, die Jungens Dampf ablassen bei Mick Jaggers „Can’t get no satisfaction“, insgesamt bleiben sie noch brav und ruhig. Langeweile und Melancholie. „Eine ganze Generation ließ den Kopf hängen,/ gerade erst geboren, und schon traurig und müde./ Alles war uns um wenigstens einen Knopf an den Blusen/ der Frauen zu prüde.“ (Wondratschek 1986. 14) Es gibt kein richtiges Leben im falschen; die 50er Jahre sind nicht vergangen, nur älter geworden in den 60ern. Geändert hat sich wenig. „Solange sie sich erinnern konnten, die Trümmerkinder, wars eigentlich ziemlich fad gewesen, diese Fünfziger, dieser nahtlose Aufbau, Wirtschaftswunder, Wundertüte mit Pepita-Muster, ewige Sonntagnachmittage in den neuen Siedlungen mit Rasenmähen und Paul Anka, na gut, die paar vertrockneten Progressiven, Böll, Gott ja, Konkret so aufregend wie Kirchenfunk, die Rollkragenpullover bei der Humanistischen Union, na und? Kultur als Käsestulle.“ (Fauser 1978. S. 71)
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© 1994 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Jung, W. (1994). Stichproben. In: Schauderhaft Banales. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94202-9_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94202-9_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12565-7
Online ISBN: 978-3-322-94202-9
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