Zusammenfassung
Rechtsextremismus — als Sammelbezeichnung für ein weites Spektrum antidemokratischer nationalistischer, ethnozentrischer bzw. fremdenfeindlicher und autoritärer Ideologieelemente und für ein ebenso breites Handlungsund Organisationsfeld von „neuen Rechten“ bis zu Neonazis und der militanten Subkultur von Teilen der Skinheads — wird analytisch und politisch zumeist erst dann wahrgenommen, wenn er eine konkrete, zumeist gewaltbestimmte Gestalt angenommen hat. Die extremismusträchtigen Mentalitäten im Vorfeld entsprechender Verhaltensweisen wie der Wahl einer rechtsextremen Partei oder der Ausübung fremdenfeindlicher Gewalt werden nur insoweit rekonstruiert, wie sie linear als Vorgeschichte späterer Taten ins Auge zu springen scheinen. Daneben konzentriert sich die dominante gesellschaftliche Aufmerksamkeitshaltung bevorzugt auf die farbigsten Bilder — insbesondere auf die überwiegend von männlichen Jugendlichen begangenen Gewalttaten und auf das zugehörige martialische „Outfit“ einer besonderen Subkultur der Gewalt -, um dagegen die Abwehrmechanismen eines moralischen Aufschreis, d.h. die Stigmatisierung der Täter und Tatgeschichten, zu mobilisieren. Auf diese Art kann die Gesellschaft „den“ Rechtsextremismus aus ihrer Normalität ausgrenzen, die „Bearbeitung“ der rechtsextremen Potentiale kann dann auch z.B. an Polizei, Staatsanwaltschaft und Pädagogik delegiert werden.
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Hennig, E. (1994). Politische Unzufriedenheit — ein Resonanzboden für Rechtsextremismus?. In: Kowalsky, W., Schroeder, W. (eds) Rechtsextremismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94201-2_16
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