Zusammenfassung
Im vorangegangenen Kapitel wurde gezeigt, daß die Semantik der Deixis aus der Perspektive der aktiven Auseinandersetzung des Organismus mit der Umwelt behandelt werden muß. Eine Theorie der Repräsentation des Mentalen ohne mentale Theorie der Repräsentation kann die Semantik der Deixis nicht erklären. Die interne mentale Repräsentation muß in der konkreten Funktionsweise der psycho-physischen und -physiologischen Struktur und Dynamik des intentionalen Organismus begründet werden. Die Betrachtung des Zusammenwirkens einzelner relevanter Teilsysteme der inneren Organisation der menschlichen Natur bei der Auseinandersetzung mit der Umwelt bietet eine fruchtbare Basis zur Klärung der deiktischen Semantik. Die Lösung des Deixis-Problems ist nur in der organismischen Struktur und der informationellen Dynamik der architektonischen Organisation eines zielgerichteten intentionalen Verhaltenssystems zu finden. Deiktisches Verhalten ist als Produkt einzelner relevanter Akte eines solchen Systems aufzufassen, vor allem des koordinierten Verhaltens der sprachlichen und der visuellen Wahrnehmungssysteme, wobei der Aktionsaspekt der Wahrnehmung nicht vernachlässigt werden darf. Der Akt des Hinsehens bei der Orientierung des Systems, durch den die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Orientierungspunkt der Umwelt vollzogen wird, ist das semantische Korrelat der Deixis. Unter den beiden Mechanismen der Wahrnehmung bildet der Mechanismus des dezentrierten Sehens den physiologischen Grundrahmen im Rahmen der räumlichen Orientierung und der Blickbewegung bei der Orientierung. Das Produkt dieser Mechanismen, nämlich die Makrosaccaden, sind das peripher-organismische Korrelat der Semantik der Deixis. Und die zur Muskelbewegung des Auges benötigte Energie ist das neurophysiologische Korrelat der deiktischen Orientierung. In diesem Kapitel werden auf der Grundlage dieser Kenntnisse die relevanten Aspekte des deiktischen Aktes erörtert.
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Literatur
Die theoretische Konstruktion eines Zyklopenauges wurde ursprünglich von Hering vorgeschlagen. Vgl. dazu Bühler (1934/65), S. 129f.
Vgl. hierüber Noton/Stark (1971a, 1971 b).
Vgl. die sorgfältige Beobachtung der „ Objekteinführung“ durch Bruner (1983).
Über die Funktion der Rückkopplung für kognitive Prozesse: Vgl. Klix (1976), S. 25f.
Yarbus (1967), Stark/Ellis (1981) u.a. haben gezeigt, daß das aktive Sehen vom inneren kognitiven Modell gesteuert wird.
Vgl. Carnap (1969), S. 513.
Vgl. ibid, S. 514.
Für eingehendere Bemerkungen über die Konstruktion des Blaupausensystems: vgl. Schnelle (1985), S. 18f.
Vgl. Carnap (1969), S. 506.
Über Das Konzept der möglichen Welten von Leibniz: vgl. Ishiguro (1972).
Vgl. Wittgenstein (1921 /63), S. 11ff.
In der Enwicklung der logischen Semantik nach Carnap kann man im großen und ganzen zwei unterschiedliche Begriffsentwicklungen der möglichen-Welten erkennen; eine ist die der sogenannten Montague-Grammatik. Wie bereits im I. und II. Kapitel erwähnt wurde, weist ihre Entwicklung eine wesentlich andere Auffassung des Begriffs der möglichen Welten auf. Die mögliche Welt werden nicht als Zustandsbeschreibung, sondern als ein Komplex von Indexparameterisierungen aufgefaßt. Die Hauptbeiträge hierzu: vgl. Die Anmerkungen 11), 14) und 15) des I. Kapitels. Ein anderer Weg ist der von Quine (1969 u.a.). Quines Auffassung der möglichen Welten entspricht der ursprünglichen Idee Carnaps (s.u.). Lyons (1977) betont die Fruchtbarkeit der Zustandsbeschreibung als Repräsentationen möglicher Welten für semantische Analyse der Sprache.
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Cheang, K. (1990). Die organismische Analyse der Deixis. In: Semantik der Deixis. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94193-0_5
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