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Ökologische Sprachkritik und -Pflege

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Ökologische Linguistik
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Zusammenfassung

Sprache und sprachliches Verhalten gehören zu den Selbstverständlichkeiten jeder menschlichen Kultur.1 Wie ohne die Entstehung von Sprache-Welt-Systemen menschliche Kultur nicht möglich gewesen wäre, war die fortschreitende Sukzession von Sprache-Welt-Systemen die Voraussetzung dafür, daß der Mensch sich als „autonomes Wesen“ denken konnte. Die ökologische Krise wurde durch den Denkstil der radikalen Autonomie des menschlichen Subjekts in seiner Stellung in der Welt und aufgrund einer überproportional zunehmenden autogenen Sukzession von Sprache-Welt-Systemen vom Menschen selbst geschaffen. Wenn auch der anpassungsfähige Mensch dank seines potenten Gehirns und einer leistungsfähigen Sprache immer unabhängiger von den Selektionsdrücken der natürlichen Umwelt geworden ist und er sich teilweise eine synthetische Umwelt geschaffen hat, ist es ihm gleichzeitig gelungen, seine natürliche Umwelt für und stärker zu verändern, als es für sein Überleben gut wäre.2 Er vermag zwar mit Hilfe technischer Systeme immer mehr Informationen zu speichern, kommt aber dem Aussterben immer näher. Der moderne Mensch paßt sich nicht mehr seiner natürlichen Umwelt an, sondern versucht zunehmend, die natürliche Umwelt und seine eigene Natur ausgewählten, reduzierten Bedürfnissen und Werten anzupassen. Die Fähigkeit, die hierfür Voraussetzung war und ist, ist das Leben in Sprache-Welt-Systemen. In Sprache-Welt-Systemen müßten also Indikatoren der ökologischen Krise zu finden sein.

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Literatur

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  5. Hier sei auch auf die zeitweise einflußreichen Bestrebungen der allgemeinen Semantik hingewiesen, die kaum einer Disziplin eindeutig zuzuordnen ist. Ihr Begründer Alfred KORZYBSKI stellte drei Postulate auf: 1. Die Landkarte darf nicht mit dem Territorium verwechselt werden, d. h., Wörter dürfen nicht mit Dingen verwechselt werden. 2. Worte sagen nicht alles. 3. Worte können über Worte, über Worte usw. gewechselt werden. KORZYBSKI 1933, HAYAKAWA 1950, RAPOPORT 1982.

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  17. LYONS 1984: 43. Bei VON KUTSCHERA 1975: 23 heißt es: „Der Sprachwissenschaftler sieht seine Aufgabe darin, die Sprache zu beschreiben, so wie er sie vorfmdet, tatsächliche Normen sprachlicher Korrektheit zu erfassen, nicht aber darin, neue Normen aufzustellen. Seine Sätze wollen also deskriptiv, nicht normativ sein“.

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© 1990 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Trampe, W. (1990). Ökologische Sprachkritik und -Pflege. In: Ökologische Linguistik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94182-4_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94182-4_9

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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