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Ein Ökologisches Sprecher-Hörer-Modell

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Zusammenfassung

Das zentrale Thema einer ökolinguistischen Theorie ist die Erkenntnis der verschiedenen sprachlichen Relationen und Prozesse in ihrer Wechselwirkung mit Vorgängen in verschiedenen Umwelten. Die Wechselwirkung des Sprecher-Hörer-Individuums mit seiner Umwelt stellt die kleinste, selbständige ökolinguistische Einheit dar. Die sprachlichen, individuellen Umwelt-Interaktionen sind allerdings immer eingebettet in und vernetzt mit Sprecher-Hörer-Gemeinschaften. Obwohl Idiolekte normal sind, gibt es keine Privatsprachen. Sprache entsteht nur in Gemeinschaften verschiedener Sprecher-Hörer-Individuen. In der ökologischen Forschung wird bei der Untersuchung der Interaktionen/Kommunikation des Einzelorganismus mit der ihn umschließenden Umwelt von einer autökologischen Perspektive gesprochen. In der Linguistik entspricht diese Perspektive der der Psycholinguistik. Im weitesten Sinne geht es in einer autökolinguistischen Perspektive also um die Aufdeckung der ökologischen Bedingungszusammenhänge, denen sprachliche Prozesse des Individuums zugrundeliegen und die von sprachlichen Prozessen geschaffen bzw. beeinflußt werden.Das sprachbegabte Individuum für sich allein betrachtet, ist ein hochkomplexes System, das allerdings nicht komplexer strukturiert ist als seine Umwelt. Mit anderen Worten: Die jeweilige Umwelt des Sprecher-Hörer-Individuums ist immer komplexer als das Individuum für sich betrachtet. Die hier unterstellte Komplexität führt dazu, daß zwangsläufig Umgebungsbedingungen mehr oder weniger selektiv und reduziert in die sprachwissenschaftliche Untersuchung eingehen. Das seit BACON in die wissenschaftliche Praxis eingeführte Experiment ist das beste Beispiel einer bewußt vorgenommenen Reduzierung von Komplexität: Die Variablen, die in verschiedenen Situationen einen Einfluß ausüben können, werden je nach Versuchsanordnung als konstant, abhängig und unabhängig eingeordnet. Beispiele für solche reduktionistischen Tendenzen lassen sich in der behavioristischen Sprachforschung und in informationstheoretischen Ansätzen finden.

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Literatur

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© 1990 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Trampe, W. (1990). Ein Ökologisches Sprecher-Hörer-Modell. In: Ökologische Linguistik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94182-4_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94182-4_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-12134-5

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