Zusammenfassung
Wenn soziale Kontrolle funktionieren soll, dann muß sie sich jeweils auf dem aktuellen Niveau von Vergesellschaftung reorganisieren. Ihre regulativen Modalitäten müssen sich diesem Niveau anverwandeln. Was heißt das für eine Gesellschaft, die unter Kategorien wie „Risikogesellschaft“, „Individualisierung“ oder „Postmoderne“ rubriziert und für die die Erfahrung der Diskontinuität gegenüber bisherigen Normalformerwartungen als konstitutiv angesehen wird? Im Zusammenhang mit diesen Umbruchserfahrungen wird auch die Frage nach den korrespondierenden Subjektstrukturen gestellt. Wie die beschaffen sind, ist in den Subjektwissenschaften eine höchst strittige Frage. Klarheit scheint allein in dem Punkt zu bestehen, daß die zeitgenössische Identitätsbildung krisenhaft geworden ist und nicht mehr in der Übernahme traditioneller Identitätsformationen adäquat gelingen kann. Es scheint mir sinnvoll zu sein, danach zu fragen, ob aktuelle Modi sozialer Kontrolle nicht genau in diesen Prozeß alltäglicher Identitätspolitik eingreifen und deshalb auch genau auf dieser Ebene zu untersuchen sind.
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Keupp, H. (1993). Von der Fremd- zur Selbstvergesellschaftung — Gesundheitsdiskurse als Identitätspolitik. In: Frehsee, D., Löschper, G., Schumann, K.F. (eds) Strafrecht, soziale Kontrolle, soziale Disziplinierung. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie, vol 15. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94179-4_12
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