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Das Bild Frankreichs in der deutschen Reiseliteratur: Aspekte und Tendenzen

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Book cover Reiseziel Frankreich
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Zusammenfassung

“Die meisten Reisenden beurtheilen die Länder, wodurch sie kommen, nach den Wegen, Postanstalten und Wirthshäusern, die sie vorfinden; die Nationen selbst nach den Postbedienten und Gastwirthen; die Regierung eines Landes braucht also nur in ihrer Aufsicht über diese nachlässig zu seyn, und es ist um den guten Ruf ihrer Nation geschehen”.1 Als Joachim Heinrich Campe 1789 auf seiner Reise nach Paris diese Feststellung traf, kritisierte er keineswegs etwa eine beschränkte Wahrnehmungsperspektive seiner Zeitgenossen. Er hob vielmehr mit Nachdruck die allgemein unbestrittene Bedeutung hervor, die das Urteil über Verkehrswege wie Reisemodalitäten im Zeitalter der Aufklärung gewonnen hatte: längst waren diese Bereiche zu zentralen Indikatoren für die jeweilige, ohnehin nur indirekt beurteilbare Regierungspraxis eines Landes geworden, wie auch Johann Georg Krünitz 1794 feststellte: “Nichts kündigt lebhafter die Kultur eines Landes und den weisen Geist seiner Regierung, als wohl angelegte Land-Straßen”.2

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Literatur

  1. vgl. zum Urteil der deutschen Reisenden über das französische Verkehrswesen auch die knappen Bemerkungen bei: Jäger 1986, S. 209–211

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  2. Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts galt Martin Zeillers Feststellung, daß man nur der “armuet halber/[...] oder im nothfall zu fuß wandern muß” (Zeiller, 1651, S. 7), wenn man also “die Post oder Land =Kutsche nicht bezahlen könne” (Marperger 1733 c, S. 36). Erst die spat-aufklärerische Apodemik wertete im Zusammenhang mit ihrer Forderung nach einer standesunspezifischen Entgrenzung und universellen Ausweitung der Anschauungsbereiche des Reisenden die Fußreise auf: “Wer als Mensch reist, d.h. wer gute, vernünftige und glückliche Menschen aus allen Klassen, worunter denn auch die Landleute gehören, kennen lernen, und durch Betrachtung der mannigfaltigen Schönheiten der Natur [...] seinen Verstand, sein Herz und seinen Geschmack bilden will, der sollte vorzüglich zu Fuße reisen”, da dies die “beste Art, viel zu sehen, zu hören und zu lernen”, sei (Posselt 1795, Bd. 2, S. 179, 181). Daher reisten, was noch August Ludwig Schlözer in seinen vielgehaltenen “Vorlesungen über Land und Seereisen” hervorhob, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts denn auch in der Regel nur Studenten und Handwerksgesellen zu Fuß durch Frankreich (Schlözer 1795, S. 27), wie etwa der junge mittellose Studiosus Butenschoen (vgl. Butenschoen 17%, S. 21–27). Eine seltene Ausnahme bildete Heinrich Gottfried von Bretschneider, ehemaliger Major in Nassau-Usingischen Diensten, der Anfang der 1770er Jahre von England kommend fast mittellos in Calais landete und zu Fuß nach Paris wandern mußte, wo der Abenteurer einen Posten als Dechiffreur deutscher Depechen im Außenministerium erlangen konnte (vgl.: Bretschneider 1817, insbes. S. 1% — 236; zu Bretschneider (1739–1810) vgl.: NDB, Bd. 2, S. 602).

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  3. Nicht nur Markgraf Christian Ernst reiste 1659 von Lyon nach Orange auf dem Rhone (Bkken 41676, S. 115), auch Ferdinand Albrecht I. begab sich im gleichen Jahr per Schiff “von Lion aus [...] die Loire hinunter auff Orleans” (Ferdinand Albrecht I. 1678, S. 32 f.), eine Reiseroute, die 1715 auch F.A. von Uffenbach wählte und in 9 Tagen für 90 Frs. Fahrgeld zurücklegte (Uffenbach 1712/16, Fasz. 8, S. 35–45). Und Lambert Friedrich Corfey genoß angesichts der strapaziösen Wege auf seiner Reise von Toulouse an die Mittelmeerküste sichtlich “die Comoditet des berühmten Canals” (-des-Deux-Mers) (Corfey 1698/1700, S. 102). Dagegen riet Johann Peter Willebrandt 1758 auf Grund der mittlerweile deutlich verbesserten Straßenverhältnisse von einer Schiffsreise nachdrücklich ab: “Von Paris nach Rouen mit der Diligence zu reisen, kostet ungefehr 30 livres. [...] Sollte jemandem angerathen werden, um die Kosten zu ersparen, über Saint Roule auf der Seine nach Rouen zu reisen, so will ich einem jeden davon abrathen. Es ist diese Reise vielleicht etwas wohlfeiler, als die auf der ordentlichen Post=Straße; aber es fallen auch dagegen unglaubliche Verdrießlichkeiten auf diesem Wege vor” (Willebrandt 1758, S. 191 f.).

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  4. vgl. dazu: d’Avenel 1919, Cavaillés 1946, Vaillée, Bd. 5 und 6.1, 1951, Lenain 1965, Fouché 1975, Reverdy 1986, Arbellot/Lepetit/Bertrand 1987; zu den Reisemodalitäten im Mittelalter vgl.: Ohler 1986

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  5. So wählten die Route Straßburg — Paris u.a. Pöllnitz, Keyßler, Wille, Iselin, Grimm, Günderrode, Sander, Mayer, Richter, Hartig, Prosch, Storch, LaRoche, Steinbrenner und Kotzebue, da sie — bis auf Pöllnitz, Grimm und Kotzebue — direkt aus dem süd-deutschen Raum anrei- sten, während etwa Corfey, Sturm, Fürst, Willebrandt, Schaeffer, Humboldt/Campe, Rebmann und Merrem, aus dem Norden kommend, den für sie kürzeren Weg über Brüssel wählten. Erst 1802 wurde eine Diligence-Verbindung auf der nun modernisierten Route Nationale zwischen Mainz, Metz und Paris eingerichtet, so daß diese Strecke erst im 19. Jahrhundert an Bedeutung gewann (vgl.: Reichard 21803, S. S. 498–503). Die aus Italien anreisenden Passagiere, wie etwa Brockes, Uffenbach, Gerbert, Berenhorst, Lindemann und Arndt, pflegten über Marseille oder die Schweizer Alpen und Genf ebenso nach Lyon und von dort in die französische Kapitale zu reisen, wie die deutschen Passagiere, die, wie etwa Reichard, Halem und Reichardt, zuerst die Schweiz besucht hatten. Dagegegen ergab sich für die von England kommenden Reisenden — so für Limberg, Haller, Ebert, Sturz, Bretschneider oder Küttner — die Route Calais — Paris.

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  6. Gerbert 1767, S. 457, Günderrode 1783, Bd. 1, S. 30, Anonym: Briefe auf einer Reise 1791, S. 44, Storch 1787, S. 397; vgl. auch Sulzers Kritik an der Erschwerung wie Verteuerung des innerdeutschen Handels durch die dortigen schlechten Straßen: Sulzer 1780, S. 11

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  7. Willebrandt 1758, 147: “Wer sehr zu eilen hat, der reitet von Brüssel, mit einem Vorreiter, in anderthalb Tagen nach Paris; doch ist diese Reise=Arth mit viler Beschwerde verknüpfet [...]. Wer von Brüssel auf der Diligence nach Paris gehet, ist 5 Tage unter Weges”. Selbst der Kupferstechergeselle Wille reiste in den 1730er Jahren nicht per pedes, sondern per Kutsche nach Paris.

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  8. Günderrode 1783, Bd. 1, S. 27; Ausnahmen, entlegenere Provinzen, wie etwa das Languedoc, betreffend, bestätigten diese Regel; vgl. dazu etwa: Fisch 21795, S. 340, 492, 494

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  9. Grimm 1775, Bd. 1, S. 191; vgl. zur Kritik an der gemischten Reisegesellschaft auch: Iselin 1752, S. 12, Humboldt 1789, S. 98, Kotzebue 1790, S. 73 f., 81–91, Reichardt 1792/93, S. 101

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  10. Sander 1783/84, Bd. 1, S. 20; vgl. auch: ebd., S. 22, 26; 1723 hatte Baltasar Neumann noch aus Straßburg berichtet, daß “die Postkutschen vor hier ab 15 tag [...] vnter wegs bleibet” (Neumann 1911, S. 10).

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  11. Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 148; zum Verkehrswesen in Frankreich vgl.: ebd., S. 146–150; vgl. auch: Anonym: Bemerkungen 1797, S. 283

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  12. Storch 1787, S. 348; vgl. auch: Sander 1783/84, Bd. 1, S. 387, Anonym: Kurze Beschreibung 1788, S. 77, Humboldt 1789, S. 102, Campe 1790 a, S. 20, Campe 1790 b, S. 164 f., Merrem 1800, S. 102 f.

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  13. Reichard 21803, S. 168; Reichard bezog diese Angaben auf seine Erfahrungen, die er auf seiner Frankreich-Reise 1786 gesammelt hatte (vgl. dazu: Reichard 1787, Reichard 1788, Reichard 1877, S. 212). Dieses hohe Reisetempo konnte auch nach der Revolution trotz der sich durch die innenpolitischen Wirren verschlechternden Straßenverhältnisse nahezu erreicht werden, wie Ernst Moritz Arndt, aus Italien kommend, 1799 zwischen Marseille und Lyon feststellte: “wir machen täglich 12 bis 14 Meilen” (Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 101).

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  14. Sander 1783/84, Bd. 1, S. 387; vgl. etwa auch: Anonym: Briefe eines durch ElsaB Reisenden 1785, S. 275

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  15. Loen 1752, S. 443, Küttner 1792, S. 17; durch die gallopierende Inflation sanken die Kosten der Personenbeförderung in Frankreich zu Beginn der Revolution für die deutschen Passagiere nochmals erheblich, sie stiegen unter dem Direktorium jedoch rasch wieder an; vgl. dazu: Reichardt 1792/93, S. 102, Rebmann 1797/98, Bd. 1, S. 215, 228

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  16. Salzmann 1780, S. 23; vgl. dazu auch: Lindemann 1784, S. 56 f., sowie die lobende Anerkennung der Änderung dieser Praxis durch die Straßenbaufinanzierung per allgemeiner Steuer unter Turgot bei Storch 1787, S. 335–342

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  17. So notierte Iselin über die Strecke Metz — Paris, die er 1752 mit der “Landgutsche’ zurücklegte: ”Ich machte die Reise mit vielen Beschwärden und machte den dritten Teil derselben zu Fuße“ (Iselin 1752, S. 12).

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  18. Hartig 1786, S. 82, Sulzer 1780, S. 68 f.; Wegegebühren wurden — vorübergehend — erst 1798 eingeführt und verteuerten das Reisen entsprechend, wie Arndt beklagte: Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 101

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  19. Hensler 1795, S. 341: “Die Diligencen, mit denen ich vor zwey Jahren die Reise von Paris nach Bordeaux machte, sind jetzt nicht nur unmäßig theuer, sondern auch des Mangels und schlechten Zustandes der Postpferde (an vielen Orten nur Postochsen) wegen, so unangenehm, daß sehr viele Leute jetzt zu Fusse reisen. So geht ein guter Fußgänger von Bordeaux nach Paris leicht in fünfzehn Tagen, und die Diligence braucht 24 bis 28 Tage”; vgl. auch: Kerner 1797/98 b, S. 214 f., Rebmann 1797/98, Bd. 2, S. 233, Meister 1798, S. 13, Woyda 1798, Bd. 1, S. 142, Behn 1799, S. 12, Merrem 1800, S. 302

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  20. vgl. dazu etwa: Heinzmann 1800, Bd. i, S. 208: “Auf den Strassen durch Frankreich trifft man überall die Gensd’armes an, die zu Pferd, zwey Mann hoch, die Patrouillen machen und für die Sicherheit im Innern der Republik wachen”.

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  21. Johann Georg Fisch hatte diesen Aspekt bei seiner Durchquerung der Sevennen 1787 hervorgehoben: “Die schöne, sichere Strasse [...] ließ Ludwig der Vierzehnte anlegen, nachdem er die für Freyheit und Religion kämpfenden Sevenolen zur Ruhe gebracht; itzt ziehen die Werkzeuge des Despotimus ungehindert diese Wege, in die fernsten Thäler, über die steilsten Berge hin; und der Sevenole sieht sich des Schutzes seiner sonst unwegsamen Gebürge beraubt” (Fisch 21795, S. 252).

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  22. vgl. dazu: Rebmann 1797/98, Bd. 2, S. 15 f., Meyer 1798, Bd. 1, S. 3–7 oder: Anonym: Reminiszenzen 1799, 3. Stück, S. 268: “Nach den Pässen der Fremden fragt man gar nicht auf dem platten Lande, und nur selten in den Departements-Städten. Auf der ganzen Reise von Aachen bis Paris erkundigte man sich bey uns nur ein einzigesmal darnach, nämlich in der ersten Stadt in Altfrankreich, in Valenciennes. Desto aufmerksamer ist man dagegen in Paris auf diesen Gegenstand, sowohl bey der Ankunft als bey der Abreise. Die Papiere werden sowohl bey dem Seinedepartement als auch bey dem Centralbureaux auf das genaueste untersucht, und es ist zumal jetzt, da man allenthalben englische Spione wittert, jedem Fremden zu rathen, für genugsame Legitimationen zu sorgen, widrigenfalls er in die verdrießlichsten Weitläufigkeiten verwickelt werden kann. Auf die vor einigen Jahren gegebene Vorschrift, nach welcher alle Fremde ihre Pässe von einem auswärtigen Gesandten der Republik zuvor unterschreiben lassen sollten, wird indessen nicht mehr gesehen”.

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  23. Zschokke 1796 a, S. 148 f.; vgl. auch: Behn 1799, S. 21, Arndt 1802/03, Bd. 2, S. 105–109

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  24. Anonym: Des Herrn von S. Reise 1785, S. 179; vgl. etwa auch: Pöllnitz 1739, Bd. 1, S. 270 f.

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  25. Sander 1783/84, Bd. 1, S. 309; vgl. auch: Loen 1749, S. 99, Grimm 1775, Bd. 1, S. 365

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  26. Ebert 21724, S. 144; zum Primat der architektonischen Anlage vor der Hofgesellschaft vgl. auch: Corfey 1698/1700, S. 70–77

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  27. Lindemann 1784, S. 99; vgl. auch: Anonym: Kurze Beschreibung 1788, S. 87, Küttner 1792, S. 30, 32 (mit Bezug auf die Zustände vor der Revolution), Reichard 1877, S. 222

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  28. vgl. dazu etwa: Nemeitz 31728, S. 405–409, Grimm 1775, Bd. 1, S. 368–370, Bd. 2, S. 178–183, Meyer 1776, S. 99 f., Anonym: Beschreibung einer Reise 1780, S. 14, Sander 1783/84, Bd. 1, S. 308 f., LaRoche 1787, S. 403–405, Storch 1787, S. 309 f., Anonym: Kurze Beschreibung 1788, S. 85 f., Hirsch 1808, S. 271, Bretschneider 1817, S. 227–229, Neumann 1911, S. 12, Mannlich 21913, S. 33–35

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  29. vgl. zur egalitären bürgerlichen Raumwahrnehmung in der Reisebeschreibungspraxis der Spät-Aufklärung: Laermann 1976, S. 87 ff.; Laermann zog allerdings keine bürgerlichen Berichte über den höfischen Sozialraum heran und setzte auf Grund der Selektion seines Quellenmaterials die Diffusion dieser von ihm beispielhaft herausgearbeiteten wahrnehmungsleitenden Komponenten insgesamt zu spät an.

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  30. Willebrandt 1758, S. 180 f.; vgl. im Gegensatz dazu Willebrandts allgemeine apodemische Hinweise für “unerfahrne Reisende, welche sich am Hofe eine Zeitlang aufhalten wollen’, die sich an den Zuständen in den deutschen Residenzen orientierten, so daß er hier etwa empfahl, sich immer ”auf das genaueste nach den Rangordnungen“ zu erkundigen, ”sich jedesmal um die sogenannte Etiquette zu bekümmern“, ”der Herrschaft nicht frech ins Angesicht [zuj schaue[n]“ und sich bei dieser ”nicht über 8 Minuten aufizu]halte[n]“ (ebd., S. 41–47).

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  31. Reichard 1871, S. 221; vgl. auch: Anonym: Des Herrn von S. Reise 1785, S. 208, Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 34

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  32. vgl. dazu etwa: Meyer 1776, S. 99, Richter 1781, S. 69, Sander 1783/84, Bd. 1, S. 308 f., Lindemann 1784, S. 99, LaRoche 1787, S. 403 f., Storch 1787, S. 310, Anonym: Kurze Beschreibung 1788, S. 85 f., Campe 1790 a, S. 200, Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 41, Berenhorst 1845/47, S. 592, Reichard 1877, S. 221 f.

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  33. So verglich Konrad Engelbert Oelsner, der der öffentlichen Annahme der Konstitution durch den Monarchen im Sommer 1792 vor dem Tuilerien-Palast beiwohnte, ihn direkt mit einer lediglich tragikkomischen Comedia-dell-Arte-Figur: “Ich sahe also ziemlich genau den König, den Rücken gegen das Fenster gekehrt, mit einem rothen Mützchen gekrönt, auf dem eine Nationalkokarde saß. In meinem Leben einen tragisch-komischeren Anblick gehabt zu haben, erinnere ich mich nicht: der ehemalige Gebieter vieler Millionen Menschen, die mehr taugten als er, der Schiedsrichter von Europa saß da — sie kennen die bourbonische Ungestalt — mit einer erzwungenen heitern Miene, wie Polichinello, wenn er trotz seiner heftigen Kolik im Fastnachtsspiele lustig seyn muß’ (Oelsner 1797/99, Bd. 1, S. 433).

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  34. vgl. dazu etwa: Anonym: Viatorium Germaniae 1671, S. 589, Birken 41676, S. 234 f., Limberg 1690, S. 710 f., Nemeitz 31728, S. 38, Berger 1734, S. 14, Fürst 1739, S. 217, Grimm 1775, Bd. 1, S. 278, Anonym: Des Herrn von S. Reise 1785, S. 187, Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 16, Zschokke 17% a, S. 152 u.ö.

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  35. vgl. dazu — neben den bereits genannten Lexika-Artikeln — etwa: Anonym: Viatorium Germaniae 1671, S. 588–593, Schöndörffer 1674, S. 269–365, Birken 41676, S. 235 f., Limberg 1690, S. 711–724, Corfey 1698/1700, S. 33–36, Pöllnitz 1735 a, Bd. 3, S. 34 f., Fürst 1739, S. 218

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  36. vgl. zur literarisch dokumentierten Großstadtwahrnehmung im 18. Jahrhundert: Riha 1970, Wuthenow 1983, Brüggemann 1985; zu Paris in der deutschen Reiseliteratur: Jäger 1983, Die-zinger 1986 sowie — mit spezifischen Akzentsetzungen — neuerdings: G. Oesterle 1988, 1. Oesterle 1988; auf die Divergenzen zwischen adeliger und bürgerlicher Stadterfahrung und das komplexe Zusammenspiel zwischen den sich wandelnden Reiseformen, Besichtigungsprogrammen, Fremderfahrungsweisen und Beschreibungsintentionen gehen diese Studien allerdings nicht — oder nur am Rande — ein.

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  37. Richter 1780, S. 62 f.; vgl. dazu auch: Haller 1727/28, S. 28, Sander 1783/84, Bd. 1, S. 72, 128, 248, 254, 268, 329, 332, 351 f., LaRoche 1787, S. 64, Schulz 1791, S. 35 f., Campe 1790 b, S. 197, Anonym: Interessante Bemerkungen 1793, S. 54, Reichard 1877, S. 214

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  38. vgl. dazu etwa Steinbrenners Empfehlungen für Paris-Reisende: “Ich für meine Person würde den Sommeraufenthalt dem Winter in Paris vorziehen. Für den der blos der Gesellschaft wegen dahin kommt, möchte der letztere wohl brillianter seyn, aber die Naturschönheiten [...] sind alsdann ungenießbar. Es wird zwar der neugefallene Schnee im Winter sogleich aus der Stadt geschafft, aber zum Gehen mag es bey alledem ziemlich schmutzig seyn. Das Holz ist auch ein gar zu kostbarer Artikel” (Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 3).

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  39. vgl. zur demographischen Entwicklung Frankreichs im 18. Jahrhundert: Reichardt 1977, S. 166, 170–172

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  40. vgl. zur Großstadterfahrung aus sozialpsychologischer Sicht: Milgram 1970, Kruse 1976, Mel-bin 1978

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  41. Sander 1783/84, Bd. 1, S. 27; vgl. auch: Grimm 1775, Bd. 1, S. 274, Campe 1790 b., S. 206, Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 225

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  42. Lindemann 1784, S. 75, LaRoche 1787, S. 65, Schulz 1791, S. 43; vgl. etwa auch: Corfey 1698/1700, S. 33, Uffenbach 1712/16, Fasz. 8, S. 64, Rebmann 1798 a, Bd. 1, S. 73 f.

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  43. Anonym: Interessante Bemerkungen 1793, S. 79 f.; vgl. die analoge Kritik bei: Humboldt 1789, S. 129: “Alle Laster entspringen beinah aus dem misverhältniss der armuth gegen den reichthum. In einem lande, worin durchaus ein allgemeiner wohlstand herrschte, würde es weniger oder gar keine verbrechen geben’.

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  44. Anonym: Beschreibung einer Reise 1780, S. 11; vgl. auch: Willebrandt 1758, S. 89; Campe 1790 b, S. 267 f.

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  45. vgl. zum Einfluß der französischen Architektur in Deutschland: Colombier 1930, Colombier 1938, Réau 1938, Lossky 1958

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  46. Anonym: Interessante Bemerkungen 1793, S. 22; vgl. auch: Lindemann 1784, S. 75

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  47. Sander 1783/84, Bd. 1, S. 50; vgl. zu den Gemäldesammlungen etwa: Ebert 21724, S. 125, Grimm 1775, Bd. 1, S. 319–336, Bd. 2, S. 8–13, LaRoche 1787, S. 170 f., 185–202, Volkmann 1787/88, Bd. 1 S. 267 f., 280–292, 428–434, Halem 1791, Bd. 2, S. 279 ff., Meister 1798, S. 105 ff., Meyer -1798, Bd. 2, S. 184–200, Rebmann 1798 a, Bd. 1, S. 260 f., Woyda 1798, Bd. 1, S. 246 ff., Bd. 2, S. 308–346, Heinzmann 1800, Bd. 1, S. 107 ff., Merrem 1800, S. 118 ff., 198 ff., Arndt 1802/03, Bd. 2, S. 252, 263–280, Hirsch 1808, S. 269 f.

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  48. vgl. dazu beispielsweise: Haller 1727/28, S. 40, Iselin 1752, S. 48 f., Sander 1783/84, Bd. 1, S. 96 ff., Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 268–278, Schulz 1790 h

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  49. Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 291; vgl. auch: Corfey 1698/1700, S. 39 f., Ebert 21724, S. 133 f., Haller 1727/28, S. 37, Iselin 1752, S. 128, 142, 151–155, 161, Grimm 1775, Bd. 1, S. 371–375, Bd. 2, S. 109–111, Richter 1780, S. 80, LaRoche 1787, S. 387–392, Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 322–325, Kotzebue 1791, S. 246, Steinbrenner 1792/93, Bd. 2, S. 282 ff., Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 47–52, Heinzmann 1800, Bd. 1, S. 96 ff., Merrem 1800, S. 276 ff., Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 262 f., Hirsch 1808, S. 286 f.

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  50. vgl. dazu u.a.: Corfey 1696/1700, S. 45, LaRoche 1787, S. 153 ff., Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 393, Humboldt 1789, S. 129 f., Halem 1791, Bd. 2, S. 283 ff., Steinbrenner 1792/93, Bd. 2, S. 119 f., Rebmann 1798 a, Bd. 1, S. 101–105, Merrem 1800, S. 255–267

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  51. vgl. dazu etwa: Grimm 1775, Bd. 2, S. 16–22, Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 394 f., Steinbrenner 1792/93, Bd. 2, S. 119–125, Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 57–60, Heinzmann 1800, Bd. 1, S. 99 f., Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 259–262

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  52. vgl. dazu etwa: Corvey 1698/1700, S. 48, Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 418–420, Campe 1790 b, S. 236–239, Steinbrenner 1792/93, Bd. 2, S. 140 ff., Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 77 f., 81 ff.

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  53. vgl. dazu insbesondere: Corfey 1698/1700, S. 44, 49, Ebert 21724, S. 123, Gerbert 1767, S. 458–473, Meyer 1776, S. 84–87, Sander 1783/84, S. 69 f., Lindemann 1784, S. 83, LaRoche 1787, S. 81 f., 102–106, 377 f., 383 f., Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 233–241, Campe 1790 b, S. 221–232, Kotzebue 1791, S. 266 f., Steinbrenner 1792/93, Bd. 2, S. 143–170, 179–184, 222–238, 245–249, 260 f., 271–277, 303–308 u. ö., Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 79 f., Jager 1925

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  54. LaRoche 1787, S. 106; vgl. zu dieser Anstalt auch: Ilselin 1752, S. 36, Grimm 1775, Bd. 1, S. 293–299, Sander 1783/84, Bd. 1, S. 241 ff., 270 f., Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 241–245, Humboldt 1789, S. 124–128, Halem 1791, Bd. 2, S. 267 ff., Steinbrenner 1792/93, Bd. 2, S. 218–222, Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 140–157, Rebmann 1798 a, Bd. 2, S. 224 ff., Behn 1799, S. 41 ff.

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  55. “Ungeachtet die Einnehmer bei allen Hauptspektakeln nur eine gewisse Anzahl Zettel ausgeben sollen; so suchen sie jedoch allezeit noch einige fortzuschaffen. Dadurch wird schon der Platz in den Logen ziemlich enge, und für die Zuschauer unbequem; in dem Paterre aber der Aufenthalt gar gefährlich; nicht einmal zu erwähnen, daß man drey bis viertehalb Stunden zu stehen hat: eine Ungemächlichkeit, die eine Art Leibesstrafe ausmacht” (Grimm 1775, Bd. 2, S. 127). Auch Heinrich Sander, der keine 12 Livres für einen Logenplatz aufbrachte, sondern für 40 Sous im Paterre weilte, beklagte sich hier über “die Ausdünstungen so vieler zusammengedrängter Menschen”, wohingegen ein Freiherr von Günderrode amüsiert aus seiner Loge auf das Gedränge hinunterblickte und die “gute Ordnung in denen Schauspielhäusern” lobte (Sander 1783/84, Bd. 1, S. 71 f., Günderrode 1783, Bd. 1, S. 115 f.).

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  56. Storch 1787, S. 200 f.; vgl. zur Pariser Oper auch: Ebert 21724, S. 134, Haller 1727/28, S. 39, Nemeitz 31728, S. 78 ff., Iselin 1752, Willebrandt 1758, S. 154, Grimm 1775, Bd. 2, S. 126–137, LaRoche 1787, S. 113 -. 117, 173–176, Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 212–214, Anonym: Kurze Beschreibung 1788, S. 89 f., 105 f., Campe 1790 b, S. 308–313, Kotzebue 1791, S. 114–118, 216–222, 283 f., Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 82–85, Küttner 1792, S. 101 f., Anonym: Interessante Bemerkungen 1793, S. 64, Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 66–76, Meyer 21798, Bd. 1, S. 84–99, Woyda 1798, Bd. 2, S. 204–244, Behn 1799, S. XIX, 236–241, Arndt 1802/03, Bd. 3, S. 150–168, Hirsch 1808, S. 257, 272 f., Berenhorst 1845, S. 535 f., 599, Reichard 1877, S. 220

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  57. Anonym: Interessante Bemerkungen 1793, S. 67; vgl. auch: ebd., S. 69, Storch 1787, S. 159, Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 41 f., 86, Meister 1798, S. 126 f.

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  58. Meyer 21798, Bd. 1, S. 77; vgl. vor allem auch: Humboldt 1789, S. 123, Halem 1791, Bd. 2, S. 190, Kotzebue 1791, S. 147, Reichardt 1792/93, S. 183–187, Woyda 1798, Bd. 2, S. 304

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  59. Günderrode 1784, Bd. 1, S. 102, Hirsch 1808, S. 266, Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 26, 79 f.; vgl. auch: ebd., S. 76 f., Bd. 3, S. 1 f., LaRoche 1787, S. 48

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  60. Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 189; zum Stadt-Land-Gefälle vgl. ebenso: Grimm 1775, Bd. 1, S. 249, Bd. 2, S. 27, Hartig 1786, S. 61, Storch 1787, S. 378 f.

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  61. vgl. dazu: ebd., S. 91–93: “Die Städte scheinen in Frankreich mehr Aufklärung zu besitzen als in Teutschland, wiewohl es in Teutschland vielleicht eine größere Zahl einzelner Personen giebt, die man aufgeklärt nennen darf. Allein Gesellschaftlichkeit ist noch in ihrer Wiege unter den Teutschen. Oelsner 1797/99. Die so gelehrten Leute kennen nur den schriftlichen Verkehr, lauschen und geben an bürgerlichem Umgange wenig Begriffe aus. Wenn es darauf ankömmt, den Grad der öffentlichen Aufklärung einer Gesellschaft zu bestimmen, so müssen vorzüglich zween Gesichtspunkte betrachtet werden. Einer ist: Beschaffenheit der Ideen; der andre: die Lebhaftigkeit ihres Umlaufs. [...] Der französische Städter hat deren ohnstreitig weniger als der teutsche — aber seine Kenntnisse sind brauchbarer und er weiß damit umzugehn. [...] Was Frankreich aber besonders auszeichnet, ist die unglaubliche Thätigkeit womit um Ideen geworben, womit Ideenkommerz getrieben wird. Kein Ort in der Welt [...] darf sich in dieser Hinsicht mit Paris messen. Neue Begriffe, Einfälle, Maximen, praktische Wahrheiten haben für die Neugier dieses geistreichen Volks einen Reiz, den kein sinnliches Vergnügen aufwiegt. Ein gesunder Gedanke vervielfältigt sich hier im hui, wie der Blitz in einem Spiegelsaale. Man kann daher sagen: daß die französische Aufklärung durch Geschwindigkeit ersetze, was ihr an Masse fehlt. Leider gilt dies nur von den Städten, und keineswegs vom Landvolk”.

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  62. Rebmann 1797 d, S. 97; vgl. auch: Hensler 1795/97, 2/1796, Bd. 1, S. 38: “Ich finde noch in meinem Kopfe dasselbe Chaos, das mich rund umgiebt”.

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  63. ebd., Bd. 1, S. 4; vgl. dazu: ebd., S. 221–223: “In Deutschland sind fünf bis sechs Hauptstädte, und vielleicht dreihundert kleine Centralstädte, wo überall eine Art von Kollegium anzutreffen ist. Jede Hauptstadt verbreitet Licht um sich her [...]. Hier sind Protestanten, dort Katholiken; hier herrscht das Preussische Gesetzbuch, dort die Karoline; hier blüht Dänemark, dort schmachtet Hannover; hier treibt man Schöngeisterei, dort Kameral = Wissenschaften [...]. Man beneidet sich, man macht sich lächerlich, man denkt über einander nach [...]. Der Berliner, der Hamburger, der Jenaische, der Göttingische Gelehrte rivalisiren, es herrscht keine litterärische Mode. [...] Unterdessen verbreitet jeder kleine Centralfunke Licht um sich her. [...] eine Thorheit kann nicht so leicht allgemein werden [...]. Kurz, es ist überall wohlthätige, sich immer mehr erhellende Dämmerung, indes in Frankreich hier blendende Massen von Licht, dort dikke Finsternisse herrschen”; vgl. dazu auch: Garber 1988

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  64. vgl. dazu etwa: Zschokke 1842, S. 72, Gärres 1858, S. 3–24, Woyda 1798, Bd. 2, S. 199, 201; vgl. zum Wandel des Reiseverhaltens wie zur — gleichwohl ambivalenten — Kunsterfahrung im “neuen Rom”: Grosser 1988, S. 190 f., insbes. Anm. 104–111, vor allem aber: I. Oesterle 1988

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  65. vgl. dazu vor allem: Storch 1787 oder die programmatische Abkehr vom höfischen Bildungsparadigma bei Sturz 1779, S. 68: “Die Hauptstadt vollendet den Mann von Geschmack”.

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  66. vgl. dazu etwa: Schulz 1791, S. 534: “Die Menge von Waaren und Vergnügungen aller Art, die in den Ringmauern zusammengedrängt sind, waren sonst über ganz Paris vertheilt, und brachten einzelnen Märkten, Straßen, Spaziergängen und Quartieren Unterhalt und Lebhaftigkeit. Eine Menge Künstler, Handwerker und Kaufleute, die größtentheils von den Fremden lebten, sind genöthigt, sich in das P.[alais] R.[oyal] oder in die Nähe desselben zu ziehen, um das günstige Vorurtheil, das man für dasselbe gefaßt hat, zu nützen; sie müssen aber einen fünffachen Miethzins für Gewölbe und Wohnung bezahlen, deshalb ihre Preise erhöhen und mehr jüdisch als kaufmännisch handeln”.

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  67. Woyda 1798, Bd. 1, S. 176, 180, Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 34 f.; vgl. etwa auch: Kotzebue 1791, S. 131; zur Notwendigkeit ökonomischer Unabhängigkeit in Paris und zur dortigen Prävalenz des Geldes vgl. auch: Pöllnitz 1739, Bd. 1, S. 469, Sander 1783/84, Bd. 1, S. 29, Lindemann 1784, S. 80, Storch 1787, S. 249, Berenhorst 1845, S. 535

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  68. Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 27 f.; vgl. zur Pariser Prostitution: Anonym: Die rechte Reise = Kunst 1674, S. 25, Nemeitz 31728, S. 102, 112, 297, Iselin 1752, S. 56, 110 f., 124, 145 f., 154, 158, 168, Grimm 1775, Bd. 2, S. 100–108, Sander 1783/84, Bd. 1, S. 39, 43, 137–139, 157 f., 178, Hartig 1786, S. 41, LaRoche 1787, S. 97, Storch 1787, S. 133–152, Kotzebue 1791, S. 128, 134, 152 ff., Schulz 1791, S. 500 ff., Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 174 f., Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 40–42, Rebmann 1797/98, Bd. 2, S. 7, 91–104, Rebmann 1798, Bd. 1, S. 49–54, Arndt 1802/03, Bd. 2, S. 270–330

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  69. Schulz 1791, S. 430, Woyda 1798, Bd. 1, S. 176; vgl. auch: Schulz 1791, S. 427: “Das Auge wirdhier zuerst gewonnen, und die übrigen Sinne folgen demselben übereilt nach”; sowie: ebd., S. 420, Kotzebue 1791, S. 131, Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 45, Behn 1799, S. 23 oder Reichard 1877, S. 216: “es war ein Anblick, der auf mich wirkte, wie niemals im Leben wieder etwas auf mich gewirkt hat”.

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  70. So notierte etwa Isaak Iselin indigniert über die “Contrebandiergesichter’, denen er dort begegnete: ”Es ist, als ob dise Leüte nicht nach Paris gehöreten“ (Iselin 1752, S. 150). Und Johann Friedrich Carl Grimm meinte etwa mit Blick auf das sich oft aus Tagelöhnern rekrutierende Dienstleistungspersonal, daß er zuweilen in Anspruch nehmen mußte: ”Mir ist allezeit bange, wenn ich sie brauche (Grimm 1775, Bd. 1, S. 287).

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  71. vgl. dazu etwa: Rebmann 1797/98, Bd. 2, S. 104, 152 f., Rebmann 1798 a, Bd. 1, S. 82–84, Arndt 1802/03, Bd. 2, S. 211–242; in negativer Akzentuierung: Meyer 21798, Bd. 1, S. 10 f.

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  72. vgl. dazu etwa: LaRoche 1787, S. 101, 386, 490, Storch 33–36, Berenhorst 1845, S. 595; mehr noch aber resultierte daraus ihre Vorliebe für die Handelsstädte der französischen Provinz: vgl. dazu etwa: Ebert 21724, S. 292 f., Loen 1749, S. 90, Willebrandt 1758, S. 186, Salzmann 1780, S. 249, Fisch 21795, S. 134, Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 94 f.

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  73. vgl. zu der traditionellen Bevorzugung natürlicher Umwelten vor dem künstlichen Großstadttreiben und der daraus resultierenden ‘innerstädtischen Stadtflucht’ der deutschen Passagiere in die Vororte, Gärten und abgelegenen Teile der Kapitale etwa: Iselin 1752, S. 79 f., 109, Sander 1783/84, Bd. 1, S. 31 f., 175 f., 207 f., 272, LaRoche 1787, S. 141 f., Woyda 1798, Bd. 1, S. 340, Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 256 f.

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  74. vgl. dazu etwa: Mayer 1785; LaRoche 1787, S. 205–227, Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 530–533, Humboldt 1789, S. 135–139, Campe 1790 a, S. 213 f., 257–323, Halem 1791, Bd. 2, S. 131–136, Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 163–167, Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 139

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  75. vgl. dazu vor allem die älteren Studien, die einseitig diesen Aspekt betonen: Oertel 1899, Müller 1905, Kammerer 1909, Flemming 1931, Anger 1957, Müller 1955

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  76. Birken 41676, S. 242; zum Bild des ländlichen Frankreichs in den deutschen vor-revolutionären Reiseberichten des 18. Jahrhunderts vgl. auch den kurzen Überblick bei: Jäger 1786, S. 211–213

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  77. Fürst 1739, S. 253 f.; vgl. auch: ebd., S. 276 f.; zur aristokratischen Perzeptionshaltung, Natur und Landschaft vornehmlich als Kulisse für einen repräsentationsorientierten Lebensstil wahrzunehmen, vgl.: Eberle 1980, S. 65

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  78. Dies konstatierte deutlich ein anonym gebliebener Passagier, der sich mit einer kleinen Reisegesellschaft in unwegsamer süd-französischer Berglandschaft verirrt hatte: “Wir befanden uns zwischen zwey Ketten von Felsen eingeschlossen, und von einer dritten aufgehalten, deren Wände und ein großer Fichtenwald unsern Schritten Schranken setzten. Wie schön sind diese Wüsten! rief einer von unserer Gesellschaft, zu welchen erhabenen und neuen Ideen begeistern sie nicht den Menschen! Ja, meine Herren; aber um das Vergnügen dieses auffallenden Schauspiels in dem fürchterlichen Chaos dieser Berge, und unter diesen ungeheuern Felsen-massen, deren erhabene Difformität eben so viel Entsetzen als Erstaunen einflößt, recht genießen zu können, muß man auch gewiß seyn, einen Weg zu finden, der einen wieder herausführt, und uns verkündigt, bald wieder menschliche Wesen anzutreffen” (Anonym: Briefe auf einer Reise 1791, S. 59 f.; zur Naturbeherrschung als historischer Voraussetzung ästhetischen Naturerlebens vgl.: Ritter 1963, S. 30, H.J. Schneider 1981, S. 296).

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  79. Anonym: Briefe eines durch Elsas Reisender, 1785, S. 296 f.; gemeint ist in diesem Zusammenhang die vierbändige Beschreibung des Engländers John Marshall über seine “Reisen durch Holland, Flandern, Deutschland, Dänemark, Schweden, Russland, Polen, Preussen, Frankreich und Spanien...., die 1768/78 in deutscher Übersetzung in Danzig erschienen war.

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  80. Grimm 1775, Bd. 1, S. 259; vgl. etwa auch: ebd., S. 231 (über die Region um Amiens), Sulzer 1780, S. 92, 173 f. (die Zustände in der Provence betreffend), LaRoche 1787, S. 346 (über die Armut im Umland von Bordeaux), Brun 1799, Bd. 1, S. 6 (über die Verhältnisse in Südwest-Frankreich)

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  81. Fisch 21795, S. 279, Hartig 1786, S. 19, Fisch 21795, S. 632; vgl. auch: Storch 1787, S. 440: “Das platte Land, wo das Elend am häufigsten ist und welches am wenigsten Unterstützung findet, bietet [...] von allen Seiten den mitleidenswürdigsten Anblick dar; zur Kritik Hartigs am französischen Steuersystem, das die Bauern fiskalisch am weitaus meisten belastete, vgl.: Hartig 1786,5.61–71

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  82. Anonym: Die Reise nach Paris 1794, S. 46, Steinbrenner 1791/92, Bd. 2, S. 75, LaRoche 1787, S. 255; vgl. zur Perzeptionshaltung eines ‘Landschaftsmalers’ auch: Sulzer 1780, S. 37, LaRoche 1787, S. 351 f., Humboldt 1801, S. 32, Goethe 1822, S. 276

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  83. zu diesem Motivationskomplex, der auch der Landschaftsmalerei ein wachsendes Interesse bescherte, vgl.: Ebene 1980, S. 22 f.

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  84. Lindemann 1784, S. 62; vgl. neben den analogen Feststellungen Wageners oder Laukhards auch: Sulzer 1780, S. 172, Anonym: Reisen 1796, S. 61; oder: Anonym: Kurze Beschreibung 1788, S. 105: “die Nation, ja sogar der gemeine Bauer, ist höflich und weit mehr wohlbelebt wie ein teutscher Bauer, dabey aber sind die mehrsten dieser Leute arm; die Großen und der Adel des Reichs besitzen alle Schätze”.

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  85. vgl. dazu etwa: Ebert 21724, S. 292 f., Loen 1749, S. 90, Willebrandt 1758, S. 186, Salzmann 1780, S. 249, Fisch 21795, S. 134, Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 94 f.

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  86. Allein Johann Jacob Ferber beispielsweise stattete dem Industriestandort Le Creusot einen Besuch ab, widmete sich dort allerdings nur den technologischen Innovationen, wobei deren gesellschaftliche Auswirkungen für ihn nicht von Interesse waren.

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  87. Wilhelm Ludwig Steinbrenner, der in und um Verviers die “ansehnlichen Wollentuchmanufakturen” in Augenschein nahm, pries geradezu deren Enklavierung in einem agrarischen Umfeld und meinte, “daß Fabriken, Manufakturen und Industriegeist, überhaupt auf dem platten Lande, in Dörfern und kleinen Städten viel besser, als in grossen Städten oder gar in Residenzen gedeihen’, da hier eine gesellschaftspolitische Destabilisierung als Folge der neuen Produktionsweisen auf Grund der Isolation und noch intakten agrarischen Prägung der Arbeiter kaum eintreten könne: ”So viel ist gewiß, der Arbeiter auf dem platten Lande, welcher all’ den Tand, der in den Städten unter der viel umfassenden Benennung Aufklärung verkauft wird, nicht kennt, ist eben deswegen glücklich zu preisen, weil er weniger der Versuchung ausgesezt ist, mit seiner Lage unzufrieden zu werden. [...] Uebrigens erinnern Sie sich noch, was ich Ihnen von den patriarchalischen Thälern des Jura und seinen glücklichen und industriösen Bewohnern gesagt habe. Diese Leute befinden sich in Lock und Chaux de Fonds in allem Betracht besser, als in dem theuren Genf [...]. In Genf liest der Handwerker schon den contrat social und Voltaires Schriften, aber dafür ist auch seit einigen Jahren nichts als bürgerlicher Krieg“ (Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 256, 261; zur zeitgenössischen Wahrnehmung der Industrie-Enklaven vgl. auch: Michel 1983).

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  88. So urteilte auch Fisch in bezeichnender Weise: “Der Fabrickarbeiter ist, nach der gewöhnlichen Erfahrung, zum Stehlen und zum Betriegen geneigt; die Reichthümer, die er für andere behandelt, reizen seine Begierden: er ist ungenügsam; das nahe Beyspiel der städtischen Verschwendung, das er täglich vor Augen hat, verleitet ihn ihn unnöthige Bedürfnisse zu fühlen; er denkt knechtisch und niederträchtig, weil er immer vom Reichen abhängt, der ihm jeden Augenblick sein Brodt entziehen kann; er ist unmäßig, weil er oft mit wenig Mühe viel gewinnt; er ist wollüstig und ausschweifend, weil seine gewöhnlich sitzende Lebensart alle seine Nahrungs-und Nervensäfte im Unterleibe zusammendrängt; er ist dumm, oder unruhig und tückisch, weil seine maschinenmässige Arbeiten seine Seele ganz unbeschäftigt lassen. — Hingegen der hiesige Bergbauer ist treu und redlich; keine verführerische Gelegenheit reitzt seine Begierden; die Güter seines Nachbarn lassen sich nicht leicht wegtragen [...]; er ist mässig: der geringe Gewinn, und das allmälige Eingehn des Ertrags seiner Arbeit geben ihm keinen momentanen Ueberfluß; er ist genügsam, indem er nur die natürlichen Bedürfnisse kennt, die immer leichter als die künstlichen zu befriedrigen sind; er ist arbeitsam, weil sein geringer Verdienst und sein tägliches Bedürfnis sich gewöhnlich aufwägen; unverdrossen endlich, weil er sein eigenes Gut zu seinem eigenen Vortheil bearbeitet” (Fisch 21795, S. 216 f.; vgl. auch: ebd., S. 134 f.).

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  89. So blickte etwa Fisch 1787 vom Mont Cecitre mit einer völlig nützlichkeitsorientierten Wahrnehmungsperspektive auf Lyon hinab, wobei ihm die Stadt wie ein “Kunstmodell” erschien: “Auf den Hauptplätzen wimmelt es von geschäftigen Fußgängern, und ein dumpfes Geräusche, das sich aus allen Theilen der Stadt erhebt, zeugt von der allgemeinen Thätigkeit auf diesem Schauplatze des Gewerbefleisses. Ueber die Stadt hinaus erblickt man unzählbare Landhäuser und Gärten; überall zeigen sich Schöpfungen der Menschen, Denkmäler ihres Fleisses; die ganze Gegend ist seiner Arbeit zinsbar, oder frohnt seinem Vergnügen. Man wird dieser Aussicht nicht satt, immer zeigt sich etwas neues; und am Ende wird der Anblick der grossen volckreichen Stadt feyerlich und rührend” (Fisch 21795, S. 625). Friederike Brun hingegen bot sich nur drei Jahre später von exakt der gleichen Stelle aus hingegen nur “ein buntes unruhiges Gemische dar”, von dem aus sie ihren geradezu re-agrarisierten Blick in die zweckfreie, nur dem Vergnügen dienende Natur schweifen ließ: “So wie man die Stadt verläßt, und ihre Nebel, und ihre wimmelnden Beschäftigungen, öffnet sich der Geist dem seligen Empfinden ländlicher Ruhe und Freyheit. Der Strom, der in der Stadt schnell in kleinen Wirbeln strömt, um ungeduldig dem Stadtkerker und dem Lerm zu enteilen — schlingt sich hier sanftspiegelnd zwischen die aufsteigenden Ufer. Mit Wohlgefallen scheint er unter den freundlichen Scenen der freyen Natur zu verweilen. Lange standen wir an diesem Ufer, und übersahen die ganze unaussprechlich anmuthig verbreitete Gegend jenseits; diese lachenden, weinbedeckten Hügel, geschmückt mit den elegantesten Landhäusern der reichen Lyoneser; diese schönen Gärten, die sich in wehende Hainwipfel verlieren! [...] Hier setzten wir uns alle in eine heimliche Laube, und liessen unsre Blicke in der ganzen, still verbreiteten Gegend weiden, wie Lämmer auf stiller Blumen-Au” (Brun 1799, S. 126 f.).

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  90. So war etwa Ferdinand Albrecht I. 1658 in Straßburg nur deshalb “biß in die Crone des Münsterthurns gestiegen”, um “von dem herunter die Leute als Schwalben anzuschauen’ und neben seiner Lust an exzentrisch-curieusen Perspektiven auch an diesem ungewöhnlichen Ort vor allem seine Repräsentationsbegierde zu befriedigen: ”Er hat zum Gedächtnis einen [...] Atlasband an einen Schlüssel/der schon droben [...] dahin gebunden/mit einem Zettel“ (Ferdinand Albrecht I. 1678, S. 7). Und noch Freiherr von Günderrode, der sich Anfang der 1770er Jahre hier heraufgewagt hatte, meinte an so exponierter Stelle: ”es grauete mir, mich so deplaciret, so hoch zu sehen“ (Günderrode 1783, Bd. 1, S. 17). Heinrich August Ottokar Reichard hingegen genoß 1786 bereits sichtlich die freie Aussicht, die sich ihm hier eröffnete: ”der Blick in die Tiefe, auf die Kartenhäuser und das Gewimmel des so kleinen Menschengeschlechts [...] — wie viele Gegenstände zu Betrachtungen, zum Staunen, zum Entzücken! Man steigt gewöhnlich bis zur Platteforme, meine Neugier trieb mich noch höher auf der Schneckentreppe, bis nah zur äußersten Spitze hinauf. Der Flug, welchen der Blick von hier aus auf die umliegende Landschaft nimmt, ist unabsehbar. [...] Meine Augen verfolgten bald den Lauf des Rheines, bald verweilten sie auf der Gegend und Straße, die nach Paris führt“ (Reichard 1788, S. 266 f.). Und Wilhelm Ludwig Steinbrenner meinte schicht und ergreifend: ”Die Aussicht [...] oben ist über alle Beschreibung“ (Steinbrenner 1791/92, Bd. 1, S. 263).

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  91. Hensler 1795/97, 1/1795, S. 345; vgl. auch: Küttner 1792, S. 91; vgl. dagegen etwa die negative Charakterisierung der selten besuchten Bretagne bei: Anonym: Beschreibung einer Reise 1780, S. 19 f.

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  92. Diese wurden — der avantgardistischen Funktion ästhetischer Erfahrungsformen entsprechend,- zuerst in der zeitgenössischen Literatur und Poetik aufgewertet (vgl. dazu: Begemann 1984, S. 109).

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  93. Charakteristisch dafür ist etwa Steinbrenners “Annäherung” an die “ungeheuren Gebürgsketten” der französischen Alpen: “Bey dem ersten Anblick erregen diese beautés horribles, wie sie Rousseau zu nennen pflegt, so wie alles ungeheuer Grosse, mehr schaudervolles Staunen und stumme Bewunderung, als eigentliches Vergnügen. [...] Man muß nach und nach die einzelnen Schönheiten, darauf die mannigfaltigen Gruppen dieser Naturscenen betrachten, dann erst, mit ihnen bekannt und vertraut, gewährt die Uebersicht des Ganzen dem Geist wahrhafte Wonne” (Steinbrenner 1791/92, Bd. 1, S. 156 f.; vgl. etwa auch: Lindemann 1784, S. 54, Fisch 21795, S. 591).

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  94. So schwankte etwa Friederike Brun, die 1791 auf Marseille hinabsah, noch deutlich zwischen dem Verlangen nach einer umrahmenden Begrenzung ihrer Perzeption und dem Wahrnehmungsbedürfnis nach Ferne und Weite: “Wir erstiegen nun den ins Meer vorragenden Felsen. Als ich oben war, that ich einen lauten Freudenschrey, so sehr überraschte mich die Majestät der um mich aufgethanen Scenen! Rechter Hand der vom Meer einlaufende Hafen, von schönen Gebäuden, wie von einem Rahmen eingefasst; über die Häusermassen der Stadt, ihre Kirchen und Thürme, die mächtigen Madeleine-Felsen kühn in die blaue Luft hinaufgezeichnet. Mein Blick folgte erst dem Gewühl der Schiffe, und dann einigen Segelbooten, in das schöne Becken der See hinaus, das noch immer rechts aus schwellend, von einem hohen Ufer umzirkelt wird, welches eine reizende Mannigfaltigkeit von Gemählden ländlicher Anmuth darbietet. Jetzt stieg ich schnell noch einige Schritte bis auf die Kuppel des Felsens, und das weite unbegränzte, lebendig wallende Meer that sich unter mir auf. Die ferne Fläche verschmolz in sanftes Himmelblau” (Brun 1799, Bd. 1, S. 67 f.; vgl. zum rationalistischen Prinzip der ‘Rahmenschau’: Langen 1968, S. 28–44; vgl. zu der zuvor offensichtlich gemiedenen Wahrnehmung des offenen, unbegrenzten Meeres: Anonym: Reisen 17%, S. 274 f., Brun 1799, Bd. 1, S. 72, 78, Humboldt 1801, S. 29–31, 40).

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  95. Fisch 21795, S. 237; vgl. auch den analogen Gipfelblick in: Anonym: Fragment einer Reise 1790, S. 209

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  96. Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 102 f.; zur Landschaft als Projektionsraum vgl.: Lobsien 1981, S. 98

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  97. Sander 1783/84, Bd. 1, S. 383 f.; zur Abkehr vom geometrischen Gartenideal vgl. auch: Anonym: Herbstreise 1776, S. 700; Halem 1791, Bd. 2, S. 131 f., Sander 1783/84, Bd. 1, S. 317, Mayer 1785, S. 152, Storch 1787, S. 312, Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 161, Küttner 1792, S. 215, Oelsner 1797/99, Bd. 2, S. 194; zur Übertragung des Wahrnehmungsparadigmas ‘englischer Garten’ auf die Wahrnehmung der freien Landschaft vgl. vor allem: Anonym: Lustreise 1776, S. 527 f.

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  98. vgl. dazu etwa: Laukhard 1793/95, Bd. 1, S. 119, 129–132, Bd. 2, S. 23–34, Bd. 4, S. 9 u.ö., Wagener 1795 a, S. 318–320, Anonym: Reisen 17%, S. 55, 63 f., 239–246

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  99. Lenz 1800/01, Bd. 2, S. 560 f.; zu den Bauern als eigentlichen Gewinnern der Revolution vgl. auch: Anonym: Bemerkungen 1797, S. 279, Rebmann 1797/98, Bd. 2, S. 137, Meyer21798, Bd. 2, S. 286–289, Rebmann 1798 a, Bd. 2, S. 18 f., Behn 1799, S. 4, 8, Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 119 f., 154 f.

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  100. So notierte sie auf dem Wege von Marseille nach Aix-en-Provence: “Ich entfloh nach gewohnter Art dem engen Kutschkasten, und gieng lustig vorweg, indem ich mich wie ein Vogel in den Sonnenstrahlen badete! Eine selige Unbefangenheit, ein Traum aus dem Morgenroth der Kindheit, ergoss sich sanft über mich! Gleich fern von Vergangenheit und Zukunft, ward mein ganzes Wesen im harmlosen Genuss der Gegenwart aufgelöst. [...] Die mild erwärmte Erde tath sich unter mir zur Fruchtbarkeit auf; über mir war der heitere Himmel in wonniger Klarheit verbreitet. Wie fühlte ich so mächtig den Einfluss des glücklichen Klimas! Wie trug mich die Luft der Provence empor, auf unsichtbarem Fittig” (ebd., S. 52). 432 ebd., S. 140; vgl. dazu etwa auch die analoge Schilderung des “unnachahmlichen Zauber[sJ” der Küste von Le Pasage in der Biscaya durch Wilhelm von Humboldt, in der — den nun symptomatischen, evasiven Erlebnisbedürfnissen entsprechend — Einsamkeit, Ruhe und Abgeschiedenheit positiv akzentuiert wurden: “Abgeschieden von der übrigen Welt fühlt man sich wie festgewurzelt in diesem könsdichen Uferthal, [...] kann sich nicht sättigen an dem Genuss dieser freundlichen Einsamkeit, in der alle furchtbaren Massen [der Berge] nur als Schutzwehren gegen das Meer gekehrt scheinen, damit nichts die himmlische Ruhe dahinter unterbreche” (Humboldt 1801, S. 44).

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  101. vgl. dazu etwa die Schlußfolgerungen, die Johann Georg Heinzmann aus seinem Aufenthalt im Paris des späten Directoire zog: “Der Mensch sorgt am besten für seine Ruhe, für seine Freyheit und Unabhängigkeit, der auf das äusserste seine Verhältnisse mit andern Leuten einschränkt, sich zurückzieht wo er kann, so einfach wie möglich seine Arbeiten verrichtet, an den meisten Dingen gar keinen Antheil nimmt, wornach blos die Ehrgeizigen, die Stolzen trachten. Sein Gewissen rein erhalten, ein frohes Herz nähren, das ist die höchste Belohnung, die ein Mensch sich selbst geben kann. Das Landleben hilft vorzüglich dazu. Man muß sich entfernen — aus den Augen der Leute seine Person bringen, von ihrem Urtheile sich unabhängig machen; dann genießt man Glückseligkeit, Ruhe des Geistes” (Heinzmann 1800, Bd. 1, S. 34).

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  102. vgl. dazu: Grosser 1988, S. 193–195, insbes. Anm. 119–122, Grosser 1989 b, insbes. Anm. 1617

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  103. vgl. dazu (neben den wenig differenzierten Ausführungen bei: Diezinger 1986, S. 314–317 und Jäger 1986, S. 216–219) vor allem die grundlegende, reiseliterarische Quellen allerdings nicht berücksichtigende Analyse: Fink 1983

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  104. vgl. dazu: ebd., S. 606: “Jede Nation kann als ein Ganzes betrachtet werden, das aus verschiedenen Meilen zusammengesetzt ist. Diese Theile sind die verschiedenen Klassen und Stände von Menschen, die theils in der Hauptstadt, theils in den Provinzen wohnen. Will sich demnach der reisende Philosoph eine genaue, gründliche und vollständige Kenntniß von dem Charakter der Nation unter der er sich aufhält, verschaffen: so muß er sich bemühen, erst die verschiedenen Klassen und Stände von Menschen, woraus die Nation besteht, kennen zu lernen. Das Gemeinschaftliche in dem Charakter dieser verschiedenen Klassen und Stände wird dann endlich den Charakter der ganzen Nation geben’ 1978.

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  105. vgl. zur Funktion von Vorurteilen aus der Sicht der modernen Sozialpsychologie: Ostermann/Nicklas 1976, insbes. S. 4–10, Schäfer/Six 1978, insbes. S. 28–30, 37

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  106. vgl. zum Phänomen einer historisch unterschiedlichen Bewertung und Funktionalisierung konstant bleibender Segmente nationaler Images: Fischer 1979, insbes. S. 41 f.

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  107. Herder 1769 a, S. 106 f.; vgl. auch: ebd., S. 108: “Die Hofmine hat die Sprache von innen und außen gebildet und ihr Politur gegeben”.

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  108. Campe 1790 b, S. 319; vgl. auch: Anonym: Beschreibung einer Reise 1780, S. 9: “die Höflichkeit gegen Fremde [...] ist die Haupttugend der französischen Nation”; vgl. darüber hinaus zu diesem Topos: Anonym: Die rechte Reise = Kunst 1674, S. 49 f., Limberg 1690, S. 684 f., Willebrandt 1758, S. 151, Lindemann 1784, S. 62, 93, Campe 1790 b, S. 203, Küttner 1792, S. 31, Fisch 21795, S. 130, Woyda 1798, Bd. 2, S. 401, Lenz 1800/01, Bd. 2, S. 602

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  109. vgl. dazu etwa: Sturz 1779, S. 110: “Ueberhaupt ist ihre Meinung von uns, wir wüßten alles, was andere wissen, aber wenig aus uns selbst, unser Geschmack sei ganz unbildbar, unsere Sprache zu rauh für die Dichtkunst. Um es zu beweisen, haben sie irgend ein hartes Wort in Bereitschaft, und geberden sich dabei, als im Kinnbackenzwang”.

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  110. Richter 1781, S. 83 f.; vgl. auch: Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 31 oder Loen 1749, S. 94: “Die Pariser sind so eingenommen von sich, daß sie sich nicht einbilden können, wie man artig seyn kann, wenn man sich nicht eine Zeitlang in Paris aufgehalten hat”.

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  111. Anonym: Beschreibung einer Reise 1780, S. 9 f.; vgl. auch: Loen 1750, S. 399 f., Sturz 1779, S. 55–61

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  112. “Ihre Lebhaftigkeit äußert sich auch in ihrer Unbeständigkeit, sowohl in den Gesinnungen, als in den Moden. In Ansehung der letztem wird eben diese Veränderlichkeit ein Vortheil für sie, so lange nämlich andere Nationen ihnen in diesem Stücke zinsbar bleiben” (Volkmann 1787/ 88, Bd. 1, S. 48).

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  113. Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 31, Sander 1783/84, Bd. 1, S. 275; vgl. zur oftmals generalisierten ‘Unwissenheit’ auch: Iselin 1752, S. 73, Grimm 1775, Bd. 2, S. 28 f., Sturz 1779, S. 111, Kotzebue 1791, S. 205, Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 5, Reichardt 1792/93, S. 221, Woyda 1798, Bd. 2, S. 398 f., Wardenburg 1798/1801, Bd. 1, S. 10, Bcrenhorst 1845, S. 534

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  114. Steinbrenner 1791/92, Bd. 3, S. 5; vgl. auch: Storch 1787, S. 291: “Der Hang zur Seichtigkeit ist allgemein, so wie die Ablehung gegen alles, was gründlich heißt. Jede Kopfarbeit, die die mindeste Anstrengung kostet, ist verhaßt”.

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  115. vgl. dazu etwa: Günderrode 1783, Bd. 1, S. 55 f., Storch 1787, S. 32, Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 160, Berenhorst 1845, S. 534 oder Sturz 1779, S. 85 f.: “Ich weiß nicht, wo sich die Fabel herschreibt, daß sich die Franzosen an die Fremden drängen, und zuvorkommend gastfrei und höflich sind. Es mag von den Spielern und Glücksritter, von den Kuplern und Ciceronen wahr sein; die bessere Gesellschaft ist spröde genug. In ihre Familienzirkel wird selten ein Fremder eingeführt”.

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  116. Dies war nicht nur bei Isaak Iselin der Fall. Auch Ernst Moritz Arndt stellte an sich und anderen die — nicht nur sprachlichen, sondern vor allem mentalen — Kommunikationsbarrieren fest, die hierbei zum Tragen kamen und die negativen Urteile der Reisenden über die französische Geselligkeit und den Konversationsstil oft bedingten: “Einem Teutschen, der es so nicht gewohnt ist und dem es selten so gut wird, oft einer Gesellschaft zu genießen, worin der freie Ton neben dem feinen brüderlich besteht, wird hier oft um seine Brust, als wüchsen ihm Adlersflügel, so leicht und entzückt fühlt er sich in diesem menschlichen Kreise; oft aber kann es ihm auch begegnen, daß er zufällig beim Sitzen eine Nachbarschaft erhält, die ihn in eine teutsche Verlegenheit setzt, weil er sich in ihrer Urbanität nicht heimisch genug fühlt, um es recht mit ihr aufnehmen zu können’ (Arndt 1802/03, Bd. 2, S. 365 f.).

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  117. Denn insbesondere persönliche Kontakte waren dazu geeignet, einen grundlegenden Einstellungswandel hervorzurufen. Dies hob nicht nur Sophie von LaRoche hervor: “Die gute Meynung einzelner Personen von einander stiftet Liebe, und die Achtung, welche Nationen für einander fassen, giebt der Nationalfreundschaft und den Bündnissen einen dauerhaften Grund” (LaRoche 1787, S. 177). Auch Berenhorst, der 1768/69 in Paris weilte, revidierte sein Urteil über die französische Geselligkeit und die Franzosen in grundlegender Weise. Zu Beginn seines Aufenthaltes hatte er festgestellt: “Sie sind falsch und boshaft, und kaum daß man ihnen den Rücken gekehrt hat, lassen sie uns sofort, durch die guten und schlechten Witze, die sie über uns machen, ihnen die kleinen Dienste entgelten, die sie uns in unserer Gegenwart geleistet haben”. Am Ende seines Aufenthaltes jedoch urteilte er auf Grund seiner mittlerweile in der Pariser Gesellschaft gesammelten Erfahrungen in umgekehrter Weise: “Bevor ich Frankreich verlasse, muß ich einige Punkte meiner Mittheilungen darüber berichtigten, in denen ich zu voreilig abgesprochen habe. Alles wohl erwogen, muß man den Franzosen doch die Gerechtigkeit angedeihen lassen, daß sie das gastfreieste Volk des civilisirten Europas sind. Ihre Gastfreiheit ist nur eben eine besonnene und frei von der charakterlosen Schwäche der unseren, die wir uns mit abgeschmacktem Entzücken auf alles Fremde ohne Unterschied stürzen” (Berenhorst 1845, S. 533, 595).

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  118. vgl. dazu etwa: Grimm 1775, Bd. 2, S. 46 f., Storch 1787, S. 289 f., Steinbrenner 1791/92, Bd. 1, S. 295

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  119. Gerbert 1767, S. 457; vgl. auch: Loen 1749, S. 87: “Sie wissen nichts von einem großen Zwang; sie sind im Gegentheil nur zu frey’.

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  120. Sander 1783/84, Bd. 1, S. 330, 348, 38; doch selbst er mußte zugeben, daß die in Paris nicht selten anzutreffende Prostitution kein spezifisch französisches Phänomen war: vgl. dazu: ebd., S. 158

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  121. Fisch 21795, S. 131, Lindemann 1784, S. 64 f.; vgl. auch: Loen 1749, S. 96, Storch 1787, S. 407; im Zuge der Revolutionskriege sollte sich diese Perspektive nachhaltig verkehren, sahen die Reisenden doch nun das französische Selbstwertgefühl in einem wahren patriotischen Engagement begründet, so daß sie — ohne nationale Vorbehalte — an den Franzosen deren “warme Liebe zu ihrem Vaterlande” bewunderten, “eine Liebe, die der Deutsche deswegen nicht kennt, weil er als Deutscher kein Vaterland mehr hat. Der Enthusiasmus für ein Phantom verraucht bald, aber der Enthusiasmus für ein wahres Gut dauert” (Laukhard 1796/97, Bd. 4.1, S. 71).

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  122. Archenholtz 1792 a, S. 6, Archenholtz 1792 c, Februar, Heft 2, S. 327; vgl. dazu auch: Küttner 1792, S. 94: “Ueberhaupt genommen hat man sich auf eine sonderbahre Weise den Engländern genähert, dieß beweißt deutlich, daß nicht das Klima, sondern die Regierungs = und Staatsverfassung den Menschen zu dem macht, was er ist”.

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  123. Campe 1790 a, S. 18; vgl. auch: Halem 1791, Bd. 2, S. 311 f.: “Daß die Französische Nation die lebhafteste, jedes Eindrucks am meisten empfängliche sey, daß dort die größte Masse von mannigfaltigen Kenntnissen in Umlauf, kurz daß dieses Volk das gebildetste der Erde sey, dies bezweifelte keiner. Es kam nur darauf an, ihren unterdrückten Geist, der sich in seiner Fülle mit Raffinements des Luxus aller Art beschäftigte, auf ernstere Gegenstände zu lenken. Es kam nur darauf an, den Aeusserungen ihres richtigen Gefühls vollen Ausbruch zu verstatten, um auf diesem Boden ächte politische und moralische Freyheit gedeihen zu sehn”.

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  124. vgl. dazu etwa: Richter 1781, S. 82: “Der Franzos freut sich nie von ganzer Seele: er vergißt zwar öfter, daß er Mensch ist, er fühlt aber nie, was es ist, ein Mensch zu seyn. Sein Herz ergießt sich nie. Immer beschäftigt ihn der eingeführte Wohlstand. Er sucht immer witzig zu seyn, und opfert einem witzigen Gedanken gern die wahre Empfindung seines Herzens auf; vgl. dazu auch: Herder 1769 a, S. 106 f., 115 u.ö., Schaeffer 1794, Bd. 1, S. 23 f.

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  125. Oelsner 1797/99, Bd. 2, S. 189, 369 f., 271; vgl. in diesem Zusammenhang auch: ebd., S. 189: “Ich kenne kein Land, wo die moralischen Bewegungen epedemischer waren”; sowie — zur Augenblicksfixiertheit -: ebd., Bd. 1, S. 295: “Ich kenne keine unvorsichtigere, keine sorglosere Nation als die französische — man beschäftigt sich hier zu Lande weder mit der Vergangenheit, noch mit der Zukunft, es ist die Insel der Zirze, wo man nur den gegenwärtigen Augenblick kennt”.

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  126. Rebmann 1797/98, Bd. 2, S. 215; vgl. auch: ebd., S. 216: “Niemand ist noch bei ihnen auf die wahre Grundursache aller ihrer Uebel gefallen — Mangel an Moralität aus erkannten Grundsäzzen’.

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  127. Selbst dieses Phänomen projizierte mancher Beobachter alleine auf die französische Situation, ohne es auf seine eigenen Urteilsmuster zurückzubeziehen: “Jetzt wird man mit Erstaunen gewahr, wie wenig Aufklärung die Revolution über die Masse des Volkes verbreitet hat. Die alten Vorurtheile, die man mit der Wurzel ausgerottet zu haben glaubte, treten nun mit neuer Stärke wieder hervor” (Woyda 1798, Bd. 1, S. 156).

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  128. Woyda 1798, Bd. 1, S. 262; vgl. auch: Cramer 1795/1800, 3/1798, B. Stück, S. 310: “Wie dem auch sei, in Frankreich, in Paris vornämlich, folgt alles schnell aufeinander, vergißt sich Alles. [...] Dieser National=Character ist ein grosses Unglück! Was wird man nicht alles vergessen, wenn ein und derselbe Schwamm es vermag, die Grundsätze wie die Verirrungen auszulöschen”.

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  129. Arndt 1802/03, Bd. 2, S. 125; vgl. auch: ebd., S. 124, Rebmann 1797/98, Bd. 1, S. 271: “Alles hat man bei dieser Nation gewonnen, sobald man ihre Aufmerksamkeit durch etwas Auffallendes, Neues, Schreiendes, zu reizen weis. Alles muß in Phrases gehüllt seyn.

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  130. Rebmann 1797 d, S. 60; vgl. zum kompensatorisch idealisierten Selbstbild auch: Rebmann 1797/98, Bd. 2, S. 217: “Es ist durchaus unmöglich, daß bei einer Revolution in Deutschland solche Sottisen, wie in Frankreich, vorfallen könnten, weil unter unserm Volk tausendmal mehr klare Begriffe vertheilt sind, und weil unsre Moralität, und unsre Neigung zum Recht und zur Billigkeit, unser reiner Republikanism den französischen weit übertrifft”.

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  131. Anonym: Bemerkungen 1797, S. 2 f.; vgl. auch: Laukhard 1796/97, Bd. 4.1, S. 119: “Man muß jedem sein Recht wiederfahren lassen, dem Deutschen und dem Franzosen, und das darum, damit wir selbst billiger und toleranter werden, und uns so gegenseitig desto eher wieder aussöhnen”; vgl. auch: Lenz 1800/01, Bd. 2, S. 602

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  132. vgl. dazu beispielsweise: Loen 1750, S. 413: “Sie sind von Natur aus viel lebhafter und aufgeräumter, als wir, aber auch geneigter zu allerhand Ausfällen und Thorheiten: wir sind schwerer und phlegmatischer, aber auch gründlicher und vernünftiger. Wir hätten nicht Ursache, ihre Gaben zu beneiden, wenn wir die unserigen wohl zu gebrauchen wüßten. Sie bilden sich so viel auf ihren Verstand, als wir auf unsre Wissenschaften ein. Ein wenig mehr Demuth und Bescheidenheit, so wären wir beyde klüger; sowie: LaRoche 1787, S. 175, 490

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  133. vgl. dazu etwa: Loen 1749, S. 87: “Man kann die Franzosen überhaupt nicht wohl caracterisiren. Die Völker in Languedoc, Provence und Dauphine, werden für aufrichtiger und edelmüthiger gehalten, als die nordischen Gallier. Die Bretannier werden für Lügner, die Normänner für Zänker, die Gasconier für Grossprecher, die Limosiner für Abgeschmackte, die Burgunder und Champagner für Schwelger und s. f. gehalten”; vgl. auch die Bemerkungen über den “Unterschied des Charakters der Franzosen in einigen Provinzen” in: Volkmann 1787/88, Bd. 1, S. 49 f.

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  134. Arndt 1802/03, Bd. 1, S. 2; vgl. dazu — allerdings mit anderer Akzentsetzung — neuerdings: G. Oesterle 1988, S. 69. Nicht nur Arndt bediente sich bei seiner Einschätzung, die sich an Schillers Spieltrieb-Theorie anlehnte, eines ästhetischen Bildungsparadigmas. Auch Georg Wardenburg griff dabei auf ein poetologisches Konzept zurück: in diesem Fall auf das von Friedrich Schlegel entworfene Programm einer sich selbst entgrenzenden ‘progressiven Universalpoesie’.

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Grosser, T. (1989). Das Bild Frankreichs in der deutschen Reiseliteratur: Aspekte und Tendenzen. In: Reiseziel Frankreich. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94171-8_5

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