Zusammenfassung
„Verantwortung“ bedeutet dem Wortsinne nach, ebenso wie das englische Wort „responsibility“, daß man Antwort zu geben habe auf Fragen, die einem vorgehalten werden, und zwar Fragen, die sich auf Korrektheit des Handelns beziehen, nämlich auf ein Versagen vor einer Sollensanforderung.1 Wegen anderer Tatsachen, etwa wegen seiner Hautfarbe oder wegen seiner Dummheit, kann man zwar benachteiligt, nicht aber im herkömmlichen Sprachsinne zur Verantwortung gezogen werden. Verantwortlich im moralischen Sinn kann man nur für etwas sein, was man vermeiden konnte. Die Frage der moralischen Verantwortlichkeit ist daher mit der Frage des Determinismus verknüpft. Man hat viel darüber gestritten, ob es Entscheidungsfreiheit, als Bedingung moralischer Verantwortlichkeit und Schuld, überhaupt gebe2 und ob sie notwendige Bedingung auch für den strafrechtlichen Schuldvorwurf sei (s.u.1).
Karl Engisch zu seinem 90. Geburtstag in Dankbarkeit gewidmet.
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Anmerkungen
K. Larenz, Richtiges Recht, 1979, S. 93.
Nachw. bei R. Zippelius, Rechtsphilosophie, 21989, § 25.
Vgl. A. Kaufmann, Das Schuldprinzip, 21976, S.127ff., 208f., 263ff. Die Annahme einer Charakter-oder besser: Lebensfihrungsschuld (vgl. K. Engisch, Die Lehre von der Willensfreiheit in der strafrechtsphilosophischen Doktrin der Gegenwart, 21965, S. 44ff.) verschiebt das Freiheitsproblem nur auf die vorangegangenen Lebensentscheidungen, in denen der Charakter schrittweise “verantwortlich” gebildet wird.
H. Blei, Strafrecht, Allg. Teil, 181983, § 47; P. Bockelmann, Willensfreiheit und Zurechnungsfähigkeit, ZStW 75 (1963), S. 388ff.; C. Rotin, Zur jüngsten Diskussion über Schuld, Prävention und Verantwortlichkeit im Strafrecht, in: Festschr. f. P. Bockelmann, 1979, S. 297f.; w. Nachw. bei E. Dreher, Die Willensfreiheit, 1987, S. 43ff.
H. Henkel, Die Selbstbestimmung des Menschen als rechtsphilosophisches Problem, in: Festschr. f. K. Larenz, 1973, S. 22ff.
Vgl. E. Dreher (FN 4), S. 29ff.
Zum folgenden: R. Zippelius, Die Rechtswidrigkeit von Handlung und Erfolg, AcP 157 (1958/59), S. 390ff.; D. Zielinski, Handlungs-und Erfolgsunwert im Unrechtsbegriff, 1973, S. 137f.; Ch. Mylonopoulos, Über das Verhältnis von Handlungs-und Erfolgsunwert im Strafrecht, 1980.
H. H. Roeder, Die Erscheinungsformen des Verbrechens, 1953, S. 13, verweist hierzu auf den Satz Hadrians: “in maleficiis voluntas spectatur, non exitus”.
Vgl. A. Wimmer, Das Zufallsproblem beim fahrlässigen Verletzungsdelikt, NJW 1958, S. 521 ff.
Zum folgenden insbes. Zielinski (FN 7), S. 200ff.
H. H. Jescheck, Lehrbuch des Strafrechts, Allg. Teil, 1978, § 49 II 3, V 2; Zielinski (FN 7 ), S. 208.
Vgl. Zielinski (FN 7), S. 210f.; H. Weise!, Fahrlässigkeit und Verkehrsdelikte, 1961, S. 21.
H. Welzel, Das Deutsche Strafrecht, “1969, § 24 I 5 b.
Vgl. A. Köhler, Der Vergeltungsgedanke und seine praktische Bedeutung, 1909, S. 20f.; F. Bauer, Das Verbrechen und die Gesellschaft, 1957, S. 140; Zielinski (FN 7 ), S. 207.
E. Kaufmann, Das Wesen des Völkerrechts, 1911, S. 226; J. Esser ordnete demgegenüber bei Zufallsschäden die Ausgleichspflicht des Schädigers gegenüber dem Geschädigten der distributiven Gerechtigkeit zu (Grundlagen und Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1941, S. 73 ).
K. Larenz (FN 1), S. 111f.
Vgl. Larenz (FN 1), S. 109.
K. H. Friauf, in: I. von Münch (Hg), Besonderes Verwaltungsrecht, 81988, S. 235f.
Die folgenden Ausführungen schließen sich an U. Scheuner an, Verantwortung und Kontrolle in der demokratischen Verfassungsordnung, in: Festschr. f. G. Mutier, 1970, S.385ff.
The Federalist, Nr. 70.
G. Macaulay Trevelyan, Geschichte Englands, 4. deutsche Aufl., 1949, Bd. II, S. 630; K. Kiuxen, Geschichte Englands,’ 1985, S. 474f., 562.
D. Wilke, Ober Verwaltungsverantwortung, DÓV 1975, S. 511.
Vgl. K. Vogel, Zur Verantwortlichkeit leitender Organwalter, in: Festschr. f. F. Schack, 1966, S. 188.
Vogel (FN 23), S. 189.
Nachweise bei Vogel (FN 23), S. 186f.
Auszüge aus dieser Debatte finden sich in der Zeitschrift “Das Parlament”, 1985, Nr. 37, S. 8ff.
Vgl. auch P. Saladin, Verantwortung als Staatsprinzip, 1984, S. 91f.
K. Eichenberger, Die politische Verantwortlichkeit der Regierung im schweizerischen Staatsrecht, in: Festschr. f. H. Huber, 1961, S. 121.
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Zippelius, R., Lübbe-Wolf, G., Schott, R. (1989). Varianten und Gründe rechtlicher Verantwortlichkeit. In: Lampe, EJ. (eds) Verantwortlichkeit und Recht. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94169-5_15
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