Zusammenfassung
Der Schweizer Psychologe Jean Piaget hat in jahrzehntelanger Arbeit nachgewiesen, daß das Zeitbewußtsein jedes Menschen durch sein Handeln aufgebaut und geformt wird. Was für den einzelnen gilt, erweist sich in anderen Dimensionen auch in der Geschichte der Menschheit: indem die Menschen jagen, sammeln, Ackerbau, Handel und Handwerk treiben, die Arbeitsteilung ständig ausweiten und schließlich industriell produzieren und ihr Zusammenspiel rational organisieren, entwickeln sie auch ihr Verhältnis zur Zeit. Sie beginnen mit der Vorsorge für die Ernährung in den nächsten Tagen, erweitern ständig den Spielraum in die Zukunft und beziehen über die Grundbedürfnisse hinaus immer mehr Möglichkeiten, ihr Leben zu bereichern, in ihre Planung ein. Es gibt keine klare Grenze, an der die Existenzsicherung erfüllt ist und der Vorstoß in jenen freien Raum beginnt, der als „Lebensluxus“ bezeichnet werden könnte und eine Steigerung der Lebensqualität meint. Wirtschaftliches Handeln erfolgt immer im Angesicht der Zukunft: Man will sich gegen deren Gefahren absichern oder sie gegenüber Vergangenheit und Gegenwart als eine Steigerung erleben. Dies ist eine Grunderfahrung in allen Kulturen. Wie weit solche Entwicklung von Wirtschaft und Zeitbewußtsein jeweils führt, hängt vom Gesamtcharakter der Zivilisation ab.
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© 1988 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Wendorff, R. (1988). Zeit und Wirtschaft. In: Der Mensch und die Zeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94168-8_14
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94168-8_14
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12046-1
Online ISBN: 978-3-322-94168-8
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