Zusammenfassung
Das Problem der Umweltverschmutzung hat entgegen der Einschätzung zahlreicher Politiker — der maßgeblichste war vermutlich Helmut Schmidt, der dieses Problem noch Mitte der siebziger Jahre als ein Modethema gelangweilter Mittelständler abtat1 — nichts an Dringlichkeit eingebüßt. Weder bezogen auf die fortschreitende Störung der natürlichen Lebensbedingungen noch im Bewußtsein der Bundesbürger hat dieses Problem an Bedeutung verloren, eher ist von der gegenteiligen Entwicklung auszugehen: Ereignisse mit massiven Auswirkungen auf die Natur und die Gesundheit der Menschen sind wohl kaum seltener geworden, und die Bedeutung von Umweltschutz ist in der Sicht der Bürger 1985 gegenüber 1981 noch gestiegen; einzig die Massenarbeitslosigkeit wird als das noch wichtigere gesellschaftspolitische Thema angesehen2. Im Gegensatz zu anderen politischen Problemen handelt es sich beim Umweltschutz um ein Issue, so Max Kaase, das nach spektakulärer Karriere einen Dauerplatz in der politischen Diskussion erobert hat3.
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Literatur
Vgl. Norbert Plötzl, Riesenhaft dimensioniertes Stückwerk — Die Umweltpolitik der sozialliberalen Koalition, in: Wolfram Bickerich (Hrsg.), Die 13 Jahre, Reinbek b. Hamburg: Rowohlt/Spiegel 1982, S. 103–124, hier S. 108
Vgl. Max Kaase, Die Entwicklung des Umweltbewußtseins in der Bundesrepublik Deutschland, in: Rudolf Wildenmann (Hrsg.), Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft — Wege zu einem neuen Selbstverständnis, im Auftrag des Staatsministeriums Baden-Württemberg 1985, S. 289–316, hier S. 303f.
Vgl. ebd., S. 293.
Nach Schätzungen von Lutz Wicke werden jährlich Werte in Höhe von etwa 100 Milliarden DM durch Umweltverschmutzung vernichtet. Das sind sechs Prozent des Bruttosozialprodukts oder — anders ausgedrückt — etwa das doppelte des Bonner Verteidigungsetats. Vgl. Lutz Wicke, Die ökologischen Milliarden, München: Kösel-Verlag 1986.
Talcott Parsons, Zur Theorie sozialer Systeme, Opladen: Westdeutscher Verlag 1978, S. 136.
In der Diskussion über Probleme und Ziele der Technikfolgen-Abschätzung wird die politische Einwirkung auf die Technik-Wahl ebenso — in ökologischer wie in sozialer Perspektive — als Notwendigkeit angesehen. Vgl. Meinolf Dierkes, Technikfolgen-Abschätzung als Interaktion von Sozialwissenschaften und Politik, in: Meinolf Dierkes/Thomas Potermann/Volker von Thienen (Hrsg.), Technik und Parlament, Berlin: edition sigma 1986, S. 115–145, hier S. 143.
Schon Pigou, Nationalökonom und Schüler Marshalls, wies Anfang dieses Jahrhunderts am Beispiel der Rauchbelästigung darauf hin, daß die Güterproduktion die Gesellschaft mit Kosten belaste, die nicht von den Verursachern getragen wurden und die nicht in die Preise eingingen. Hierin sah er einen schwerwiegenden Fehler im System des laissez-faire. Er ist der erste gewesen, der explizit auf Unterschiede zwischen privaten und sozialen Kosten hingewiesen hat (Wealth and Welfare, 1912. Vgl. Joan Robinson/John Eatwell, Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Frankfurt a.M.: Fischer 1977, S. 430f.).
Inzwischen ist die Literatur beträchtlich. Richtungweisend war der Aufsatz von Robert M. Solow aus dem Jahre 1970: Umweltverschmutzung und Umweltschutz aus der Sicht eines Ökonomen, in: Hans Möller/Rigmar Osterkamp/Wolfgang Schneider (Hrsg.), Umweltökonomik, Königstein/Ts.: Anton Hain 1982, S. 30–42. Einen guten Überlick über die Ansätze der Umweltökonomie gibt Lutz Wicke (unter Mitarbeit von Wilfried Franke), Umweltökonomie, München: Vahlen 1982. Konkrete Vorschläge zu “fungiblen Emissionsrechten” macht u.a.
Holger Bonus, Kommerzialisierung von Umweltqualität?, in: Günter Kunz (Hrsg.), Die ökologische Wende, München: dtv 1983, S. 189–209.
Denn nicht von vornherein ist Umweltpolitik eine Politik für die Erhaltung ökologischer Gleichgewichte. Sie kann durchaus andere Kalküle verfolgen.
Arnim Bechmann, Leben wollen: Anleitungen für eine neue Umweltpolitik, Köln: Kie-penheuer&Witsch 1984, S. 54.
Sachverständigenrat für Umweltfragen, Umweltgutachten 1974, BT-Drucksache 7/2802.
Klaus-Georg Wey, Umweltpolitik in Deutschland, Opladen: Westdeutscher Verlag 1982, S. 152–155.
Achim Ulrich Posse, Föderative Politikverflechtung in der Umweltpolitik, München: Minerva 1986, S. 46–50; Bechmann, Leben wollen (Anm. 9), S. 54–77, Zitat S. 77.
Bundesverband der Deutschen Industrie, BDI-Jahresbericht 1952/53, S. 139.
Vgl. Wey, Umweltpolitik (Anm. 11), S. 173.
BDI-Jahresbericht 1952/53, S. 139.
BDI-Jahresbericht 1954/55, S. 78.
BDI-Jahresbericht 1952/53, S. 137.
Wey, Umweltpoliäk (Anm. 11), S. 175.
BDI-Jahresbericht 1952/53, S. 141.
BDI-Jahresbericht 1954/55, S. 87.
Vgl. Peter Schindler, Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1949 bis 1982, hrsg. v. Presse- und Informationszentrum des Deutschen Bundestages, Bonn 1983, S. 306.
BDI-Jahresbericht 1955/56, S. 70.
So die Einschätzung von Wey, Umweltpolitik (Anm. 11), S. 175.
Vgl. zum Ausgeführten Wey, Umweltpolitik (Anm. 11), S. 175ff.; BDI-Jahresbericht 1954/55, S. 83; BDI-Jahresbericht 1956/57, S. 89f.; BDI-Jahresbericht 1957/58, S. 97f.
Der BDI äußerte jedoch Bedenken wegen des weitgehenden Ermessenspielraums der Behörden bei der Entscheidung über eine beantragte Erlaubnis oder Bewilligung und der Festlegung von Auflagen (vgl. BDI-Jahresbericht 1957/58, S. 97). Später wurde aufgrund der nicht erfüllten Erwartung, die entsprechenden Landeswassergesetze könnten zur gleichen Zeit in Kraft treten, auch die nach wie vor existierende Rechtszerplitterung kritisiert; eine Folge — so der BDI — der verpaßten Chance des Bundestages 1957, die Vollkompetenz im Wasserrecht dem Bund zuzuweisen (vgl. BDI-Jahresbericht 1958/59, S. 162f.).
Vgl. Chronik Deutscher Bundestag 1961–1965, hrsg. v. Presse- und Informationszentrum des Deutschen Bundestages, Bonn, S. 164, 223; Chronik 1965–1969, S. 97.
Vgl. Wey, Umweltpolitik (Anm. 11), S. 178f.; Gerd Michelsen, Kompetenzfragen der Umweltpolitik in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt a.M./Bern/Las Vegas: Lang 1979, S. 120.
Vgl. zu den Staatsfunktionen Martin Jänicke, Staatsversagen, München/Zürich: Piper 1986, S. 19–22.
Vgl. Edda Müller, Die Innenwelt der Umweltpolitik, Opladen: Westdeutscher Verlag 1986, S. 55.
Deutscher Bundestag, Stenographischer Bericht, 6. Wahlperiode, 5. Sitzung, Dienstag, den 28. Okt. 1969.
Günter Küppers/Peter Lundgreen/Peter Weingart, Umweltforschung — die gesteuerte Wissenschaft?, Frankfurt a.M. 1978, S. 114ff. Auch unter den Bürgern war das Thema selbst im September 1970 noch relativ unbekannt: Nur 41 Prozent hatten schon einmal etwas von Umweltschutz gehört. Ein Jahr später (Nov./Dez. 1971), etwa einen Monat nach Bekanntmachung des Umweltprogramms der Bundesregierung waren es bereits 92 Prozent. Zahlen von Infas, zit. nach Umwelt, Nr. 13 (53.1972).
Vgl. hierzu Müller, Die Innenwelt der Umweltpolitik (Anm. 29), S. 85.
Vgl. ebd., S. 58.
Die Umweltsituation war selbstverständlich nicht besser geworden. Im Umweltprogramm der Bundesregierung von 1971 wurde der Zustand als zum Teil besorgniserregend bezeichnet. Dem zugehörigen “Aktionsprogramm” (Teil B) kann man aber entnehmen, daß es eine dramatische Verschlechterung in den einzelnen Bereichen (Natur und Landschaft, Abfallbeseitigung, Umweltchemikalien, Wasser, Hohe See und Küstengewässer, Luft und Lärm) nicht gegeben hat. Vgl. Umweltschutz: Das Umweltprogramm der Bundesregierung, Stuttgart u.a.:Kohlhammer 1972 (Orig.: BT-Drucksache IV, 2710 v. 14. Okt. 1971).
Umweltprogramm der Bundesregierung, S. 29; Hans-Dietrich Genscher im Vorwort zum Umweltprogramm der Bundesregierung, S. 17.
Umweltschutz, Nr. 14 (19.5. 1972), S. 5, 9.
Kundgebungen und Beschlüsse des Außerordentlichen Parteitags in Dortmund, 12.–13. Oktober 1972, abgedr. in: Jahrbuch der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 1970–1972, S. 507–547, hier S. 523; s. auch Wey, Umweltpolitik (Anm. 11), S. 160f. Unverkennbar ist hier die Abstimmung der Reformpolitik mit der Programmatik des DGB. Die IG-Metall hielt vom 11.4.–14.4.1972 ihren “Lebensqualitäts-Kongreß” ab, und die Leitsätze des DGB zum Umweltschutz vom 293.1972 weisen eine hohe Übereinstimmung mit dem Regierungsprogramm auf. Diese Abstimmung existierte nicht nur in der Umweltpolitik, sondern auch in allen anderen Bereichen der Reformpolitik. Vgl. Manfred G. Schmidt, Die ‘Politik der inneren Reformen’, in: Christian Fenner/Ulrich Heyder/Johano Strasser (Hrsg.), Unfähig zur Reform?, Köln/Frankfurt a.M.: EVA, S. 30–81, hier S. 38.
Vgl.Umwelt, Nr. 50 (12.8.1976), S. 16f.
Vgl. BDI-Jahresbericht 1969/70, S. 40.
Vgl. ebd., S. 118.
Einzig das “Verursacherprinzip” wurde im Umweltprogramm der Bundesregierung als Prinzip genannt. Gleichwohl hatten die Gesichtspunkte der Prävention und der Kooperation von Anfang an prinzipiellen Charakter.
Präambel des BDI-Jahresberichtes 1969/70, S. 37.
Ebd., S. 41.
Alle Zitate BDI-Jahresbericht 1969/70, S. 42
So erklärte der spätere Umweltkoordinierungsreferent des Bundeswirtschaftsministeriums die geringe Einflußnahme der Wirtschaftinteressen auf umweltpolitische Belange, insbesondere das Bundesimmissionsschutzgesetz, mit der damaligen Ahnungslosigkeit der Industrie. Vgl. Müller, Umweltpolitik (Anm. 29), S. 234. Auch Müller schließt sich dieser Ansicht insoweit an, als auch nach ihrer Einschätzung die Industrieverbände in dieser Phase “die Tragweite der neuen Gesetzgebung noch nicht voll erkannt” hätten (ebd., S. 489). Michelsen — Kompetenzfragen (Anm. 27), S. 111–113 — stellt fest, daß der BDI keine im Zusammenhang formulierten umweltpolitischen Vorstellungen habe und lediglich reaktiv handle.
Vgl. Bruno S. Frey, Die politischen Durchsetzungschancen einer Umweltpolitik, in: Bruno S. Frey/Werner Meißner (Hrsg.), Zwei Ansätze der politischen Ökonomie, Frankfurt a.M.: Athenäum 1974, S. 223–240, hier S. 228f.
Vgl. hierzu die Stellungnahmen zum Gesetzvorhaben von Seiten des BDI im Jahresbericht 1970/71, S. 105f.; 1971/72, S. 101; 1972/73, S. 95f.
Müller, Umweltpolitik (Anm. 29), S. 90
BDI-Jahresbericht 1972/73, S. 95.
Der BDI erweiterte seine Forderungen nach Rechtsharmonisierung gleichzeitig auf Europa. Vgl. z.B. BDI-Jahresbericht 1970/71, S. 104; 1971/72, S. 103.
Ebd. S. 100.
Vgl. Schmidt, ‘Politik der inneren Reformen’ (Anm. 37); vgl. auch Bernhard Weßels, Federal Republic of Germany: Business Profits from Politics, in: Rinus van Schendelen/Robert Jackson (Hrsg.), The Politicization of Business in Western Europe, London & Sidney: Croom Helm 1987.
Vgl. Müller, Umweltpolitik (Anm. 29), S. 51. Wey, Umweltpolitik (Anm. 11), S. 205.
Vgl. Horst W. Schmollinger, Veränderung und Entwicklung des Parteiensystems, in: Gert-Joachim Glaeßner/Jürgen Holz/Thomas Schlüter (Hrsg.), Die Bundesrepublik in den siebziger Jahren — Versuch einer Bilanz, Opladen: Westdeutscher Verlag 1984, S. 32–52, hier S. 43.
Zunächst bereitete die Abteilung Wirtschaftspolitik die Tagung vor. Nach kanzleramtsinternen Auseinandersetzungen und Protesten der Gruppe für Umweltangelegenheiten ging die Vorbereitungsarbeit auf letztere über. Vgl. Müller, Umweltpolitik (Anm. 29), S. 97f.
BDI-Jahresbericht 1974/75, S. 91. Absurderweise gereichte nicht nur in der Bundesrepublik, sondern beispielsweise auch in den USA die Energiekrise den Gegnern des Umweltschutzes als probates Mittel, Forderungen nach dem Zurückfahren von Auflagen durchzusetzen. Warum es gelungen ist, die in den Umweltschutz nahtlos passende Notwendigkeit des Ener-giesparens als Argument gegen den Umweltschutz zu wenden, ist wohl ein Geheimnis der Ideologen. Vgl. Cynthia H. Enloe, The Politics of Pollution in a Comparative Perspective, New York: McKay 1975, S. 145–189.
BDI-Jahresbericht 1974/75, S. 91.
In Preisen von 1962. Wirtschaft und Statistik (1977), H.2.
Umwelt Nr. 42 (25.7.1975), S. 1.
Vgl. Plötzl, Stückwerk (Anm. 1), S. 109f. Der BDI argumentierte 1972 zur Abwasserabgabe noch: “Gegen die Forderung einer Abwasserabgabe (kann) kaum etwas eingewandt werden, soweit diese zum Ausgleich von Vorteilen dient, die Abieiter nicht genügend gereinigter Abwässer gegenüber solchen Betreibern haben, die ihre Abwässer ausreichend reinigen… “(BDI-Jahresbericht 1972/73, S. 97). Bereits 1973, noch schärfer 1974, wandte der BDI gegen die geplante Abwasserabgabe ein, daß sie in zahlreichen Fällen die Existenz von Betrieben gefährde und eine “Fehlentscheidung” sei (1973/74, S. 130; 1974/75, S. 92).
BDI-Jahresbericht 1975/76, S. 125.
BDI-Jahresbericht 1976/77, S. 130.
BDI-Jahresbericht 1977/78, S. 146.
Vgl. Müller, Umweltpolitik (Anm. 29), S. 134.
Vgl. Joachim Scharioth, Gesellschaftliches Engagement der Bürger, in: Hans Matthöfer (Hrsg.), Bürgerbeteiligung und Bürgerinitiativen, Villingen: Neckar-Verlag, S. 332–343;
Udo Kempf, Bürgerinitiativen — Der empirische Befund, in: Bernd Guggenberger/Udo Kempf (Hrsg.), Bürgerinitiativen und repräsentatives System, Opladen: Westdeutscher Verlag 1978, S. 358–374.
Vgl. Roland Roth, Neue soziale Bewegungen in der Bundesrepublik, in: Karl-Werner Brand (Hrsg.), Neue soziale Bewegungen in Westeuropa und den USA, Frankfurt a.M.: Campus 1985, S. 20–83, hier S.49ff.
BDI Jahresbericht 1977/78, S. 147.
1979 in Bremen, 1980 in Baden-Württemberg, 1981 in Berlin und 1982 in Hessen und Niedersachsen.
Vgl. Abschlußbericht der Projektgruppe “Aktionsprogramm Ökologie”, in: Umweltbrief, Nr. 29 (28.10.1983).
Umwelt, Nr. 69 (12.3.1979), S. 1.
BDI-Jahresbericht 1979/80, S. 158,160.
Müller, Umweltpolitik (Anm. 29), S. 129f.
BDI-Jahresbericht 1980–82, S. 146.
BDI-Jahresbericht 1982–84, S. 111.
Ebd., S. 105.
Ebd., S. 104.
Vgl. Umwelt, Nr. 104 (24.7.1984).
Vgl. Harald Müller-Witt, Der Pollution-Rights-Ansatz und seine Auswirkungen auf die amerikanische Luftreinhaltepolitik, in: Zeitschrift für Umweltpolitik, 3/81, S. 371–398.
BDI-Jahresbericht 1982–84, S. 105.
Abgedruckt in: Umwelt, Nr. 2 (17.4.1985).
Stitzel stellt in seiner Analyse von vier Eingaben des BDI zu Umweltregelungen ebenfalls fest, das eine durchaus “flexible Kritikhaltung” vorliegt und es keine eindeutig standardisierten argumentativen Vorgehensweisen des BDI gibt. Michael Stitzel, Unternehmerverhalten und Gesellschaftspolitik, Stuttgart usw.: Kohlhammer 1977, S. 112.
Vgl. analog zu diesem Argument für die USA V. O. Key, Key, Politics, Parties, and Pressure Groups, New York: Cowell 1958, S. 83. Key schreibt über die Ziele der Unternehmerverbände der USA: “the goals should provide a microcosmic indicator of the common values of American business”.
Karl Otto Hondrich, Die Ideologie von Interessenverbänden, Berlin: Duncker & Humblot 1963, S. 152.
Vgl. hierzu die Aktivitäten und Analysen von Hans-Dieter Klingemann und Andrea Volkens über das Verhältnis von Regierungs- sowie Parteiprogrammen und Policy Output bzw. Einstellungen politischer Eliten, von denen dieses Vorhaben inspiriert wurde.
Dabei ist anzumerken, daß der BDI bis zum Jahresbericht “1969/70” die Abschnitte ressour-cen- und entsorgungsbezogen betitelte (z.B. “Wasserwirtschaft, Immissionsschutz und Abfallbeseitigung”) und erst danach mit “Umweltfragen” überschrieb. Der Berichtszeitraum, der hier analysiert wird, umfaßt exakt den Zeitraum von Mai 1960 bis November 1986.
Vgl. Ulrich Beck, Risikogesellschaft, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986, S. 29, 35ff.
Die Wissensabhängigkeit wurde auch auf dem jüngsten Umweltformum (1988) wieder deutlich. Der nordrhein-westfälische Umweltminister Matthiesen prognostizierte für das Altlastenproblem, daß die Menge des in der Bundesrepublik anfallenden Sondermülls bis zum Jahre 2000 noch steigen werde, denn durch verfeinerte Analyseverfahren würden heute mehr chemische Stoffe als gesundheitsgefährlich erkannt
Umweltprogramm der Bundesregierung (Anm. 34), S. 37.
Staatssekretär Hartkopf auf dem “1. Koordinierten Umweltdialog”: “Ohne den sachverständigen Rat und die Anregungen der Experten der Wirtschaft hätte das Umweltprogramm der Bundesregierung nicht die Fassung erhalten, die es heute hat. In allen Projektgruppen haben Vertreter der Wirtschaft mit Rat und Tat mitgewirkt…”, Umweltschutz (29.5.1972),14/5
Als Problem wurde in dieser Analyse jede Äußerung des BDI in den Jahresberichten klassifiziert, die in positiver oder negativer Form eine Defizitaussage, sei sie auch implizit, enthält. Immer dann, wenn etwas als zu wenig, zu viel, zu groß, zu klein, zu schwach, zu stark o.a. bezeichnet wurde, galt dies als Defizitaussage, als Aussage über eine Differenz zwischen Sein und Sollen bzw. zwischen zu Erwartendem und zu Wünschendem.
Vgl. hierzu und zu folgendem Tab. 1.
Vgl. Heinz Hartmann, Authority and Organization in German Management, New Jersey: Princeton Univ. Press 1959, S. 228.
Beck, Risikogesellschaft (Anm. 86), S. 31.
Schon in den fünfziger Jahren wurde sich der BDI angesichts des geringen Enthusiasmus in der Bevölkerung für traditionelle Werte in den Nachkriegsjahren der Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit bewußt. Nicht zuletzt diese Auffassung war Anlaß für die Gründung des Deutschen Industrieinstituts 1951 durch BDI und BDA. Angesichts neuer Problemlagen und mit einer weniger kapitalismus- (wie damals) als wachstumskritischen “Gegenöffentlichkeit” konfrontiert, haben der BDI und die Industrieverbände ihre Public-Relations-Aktivitäten erneut verstärkt. Vgl. zur Öffentlichkeitsarbeit des BDI in den fünfziger und sechziger Jahren Gerard Braunthal, The Federation of German Industry in Politics, Ithaca, N.Y.: Cornell University Press 1965, S. 65–87.
Schon Braunthal (ebd., S. 86) stellte zur Öffentlichkeitsarbeit des BDI in den fünfziger und sechziger Jahren fest: The success of the BDI in the public relations field cannot be measured statistically because of the many factors involved — for example, the state of the economy, political crisis, and the effectiveness of the opposition.”
So jüngst im BDI-Jahresbericht 1984–86: “Gerade im Wettbewerb stehende Unternehmen sind schon aus Gründen der Selbsterhaltung und wegen ihrer Einbettung in Märkte, die vielfältige Wertvorstellungen widerspiegeln und laufenden Wertveränderungen unterworfen sind, gegenüber gesellschaftlichen Strömungen sehr sensibel.” Ebd., S. 131 (Hervorhebung; der Verf.).
Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. 2, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1981, S. 200ff.
Vgl. Claus Offe, Krisen des Krisenmanagements, in: Martin Jänicke (Hrsg.), Herrschaft und Krise, Opladen: Westdeutscher Verlag 1973, S. 197–223.
Adam Smith, An Inquiry Into the Nature and Causes of Wealth of Nations, Chicago usw.: Encyclopaedia Brittannica 1977, S. 300ff, auch S. 63, 403. “According to the system of natural liberty, the sovereign has only three duties to attend to;…: first, the duty of protecting the society from violence and invasion of other independent societies; secondly, the duty of protecting,…, every member of the society from the injustice or oppression of every member of it…; and, thirdly, the duty of erecting and maintaining certain public works and certain public institutions…” (Ebd, S. 300.)
BDI-Jahresbericht 1969/70, S. 37.
Wobei der BDI sich hier gegen “monopolistische Formen der Betätigung, sei es Privater oder der öffentlichen Hand” ausspricht und für die Eingliederung in die Wettbewerbswirtschaft, “und sei es nur in der Form des Als-ob-Wettbewerbs”, plädiert. Ebd., S. 40.
Ebd.
Ebd.
Ebd., S. 41.
Heidrun Abromeit, Staat und Wirtschaft, Frankfurt a.M./New York: Campus 1981.
Vgl. ebd., S. 54.
Vgl. ebd., S. 58–61.
Vgl. ebd., S. 68–70.
Vgl. ebd., S. 70–71.
Vgl. ebd. S. 87.
Ebd., S. 90–92.
Ebd., S. 93–94.
Vgl. ebd., S. 102–104.
Ebd., S. 114–115.
Ebd. S. 116–118.
Siehe Übersicht 1.
Vgl. auch Abromeit, Wirtschaft und Staat (Anm. 105), S. 39.
Vgl. ebd., S. 38.
Walter Huppert, Industrieverbände, Berlin: Duncker & Humblot 1973, S. 39.
Vgl. Ulrich von Alemann/Rolf G. Heinze (Hrsg.), Verbände und Staat, Opladen: Westdeutscher Verlag 1979, und die dort angegebene Literatur.
So konstatiert Herbert von Beckerath in Zeiten wirtschaftlicher Rezession einen verstärkten Wunsch der Unternehmer nach staatlicher Koordination und Kontrolle des volkswirtschaftlichen Prozesses. Vgl. Abromeit, Wirtschaft und Staat (Anm. 105), S. 163.
So in der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Ruhrindustrie 1919/20. Die Industriellen “waren mittlerweile an einem Punkt angelangt, wo sie rücksichtslos ihre eigenen Interessen voranstellten, selbst auf die Gefahr hin, die Regierung vor den Kopf zu stoßen”. Gerald D. Feldman/Heidrun Homberg, Industrie und Inflation: Studien und Dokumente zur Politik der deutschen Unternehmer 1916–1923, Hamburg: Hoffmann und Campe 1977, S. 78–93, Zitat S. 86.
Abromeit, Wirtschaft und Staat (Anm. 105), S. 163ff.
Vgl. zu folgendem Tab. 2.
Hierzu vermerkt Volker Berghahn: Die “wachsende Distanzierung der Industrie von Schillers liberal-korporatistischen Experiment [ist] nur zu verstehen, wenn man die ‘Konzertierte Aktion’ zugleich in einen breiteren Zusammenhang der innenpolitischen Entwicklung zwischen 1966 und 1973 stellt”. Gerald D. Feldman/Heidrun Homberg, Unternehmer und Politik in der Bundesrepublik, Frankfurt a.M.: Suhrkamg 1985, S. 290–318, hier S. 301.
Sie trug die Überschrift “Wir dürfen nicht länger schweigen”. Vgl. Volker Berghahn, Unternehmer (Anm. 125), S. 319f.
Vgl. zur Verknüpfung von inhaltsanalytischen und “externen” Variablen in zeitreihen-analytischer Perspektive: Phillip J. Stone/Exter C. Dunphy/Marshall S. Smith/Daniel M. Ogilvie, The General Inquirer: A Computer Approach to Content Analysis, Cambridge, Mass./London: M.I.T. Press 1966, S. 251–262. Das dort beschriebene Problem: “In the analysis of relationships of content variables to other outer variables, there may be some doubt about which variable precedes the other” (S. 253), besteht in dieser Analyse nicht. Hier gibt es ein deutliches zeitliches Nacheinander: Die Jahresberichte reflektieren die jeweils unmittelbare Vergangenheit.
Beide Datenreihen werden um ein Jahr gegenüber den Jahresberichten zurückversetzt (Lag = 1 Jahr), weil ein derartiger Bericht eine etwas verzögerte Reaktion auf eine vergangene Realität ist. Ein Jahr dürfte die reale Reaktionszeit vielleicht nicht ganz treffen. Methodisch sind durch die Jahresberichte jedoch Jahresabstände vorgegeben. Daten aus verschiedenen Quellen: u.a. Werner Glastetter/Rüdiger Paulert/Ulrich Spörel, Die wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik 1950–1980, Frankfurt a.M./New York: Campus 1983; Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Datenreport 1985, Bonn: Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 226, 1985.
Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Spiegel der Wirtschaft 1975/76 sowie 1984/85, Frankfurt/New York: Campus 1976 und 1985.
Gerechnet wurde das Modell mit LVPLS, einem von Jan-Bernd Lohmöller entwickelten Programm. Vgl. ders., LVPLS-program Manual: Latent Variables Path Analysis with Partial-Least-Squares Estimation, Köln: Zentralarchiv für empirische Sozialforschung 1984.
Siehe Schaubild 1. Fit und Rehabilität des Modells sind von hinreichender Güte. Der Anteil erklärter Varianz des Gesamtmodells (Redundanz entspricht einem R2) beträgt immerhin 32 Prozent.
Empirisch ist dabei weiter zu verstehen als quantifizierend. Gerade die empirische Erfassung des Kontextes wird vielfach erst durch zeitgeschichtliche Analyse möglich.
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Weßels, B. (1989). Politik, Industrie und Umweltschutz in der Bundesrepublik: Konsens und Konflikt in einem Politikfeld 1960–1986. In: Herzog, D., Weßels, B. (eds) Konfliktpotentiale und Konsensstrategien. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94166-4_9
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