Zusammenfassung
Das folgende Kapitel zeigt auf, welche Ursachen dem sozialen Prozeß einer Befragungssituation zugrunde liegen, welche Wechselwirkungen zwischen Interviewer, Befragtem und Instrument evaluierbar und explizierbar sind und inwieweit sich daraus systematische Einflüsse auf Befragungsergebnisse ableiten lassen. Kontrollfördernde Maßnahmen, wie Standardisierung möglicher Erhebungssituationen (vgl. die in Abschnitte 2.1 und 2.2 aufgeführten Strategien) sollen dem Objektivitätsanspruch der analytischen Wissenschaftsauffassung entsprechen. Der soziale Charakter des Interviews wird zwar häufig betont, aber das Handeln der beteiligten Personen wird selten Gegenstand einer theoretischen Betrachtung. Eine solche theoretische Betrachtung setzt voraus, daß die Verzerrungsursachen klar voneinander abgegrenzt werden. So werden im folgenden die Effekte, die auf den Befragten zurückzuführen sind (vgl. Abschnitt 3.1) von den Effekten unterschieden, die auf den Interviewer zurückzuführen sind (vgl. Abschnitt 3.2).1
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Literatur
Diese Definition bezieht sich eher auf “Response Style”. Zur Unterscheidung zwischen “Response Sets” und “Response Style” siehe Jackson/Messick (1958: 244).
Vgl. die Argumente für ein Verwerfen bei Phillips (1973) und gegen ein Verwerfen bei Esser (1983c).
Für die Erhebungsmethoden der qualitativen Sozialforschung stellen sich diegleichen Fragen nach Zuverlässigkeit und Gültigkeit der Untersuchungsergebnisse. Methodologische Probleme werden z. B. diskutiert bei Boos-Nünning (1986).
Ähnliche Ergebnisse wurden bei der Srole-Skala festgestellt, vgl. Carr (1971).
Den negativen Zusammenhang zwischen Bildung und ACQ-RS machen Jackman (1973) und Lenski/Legett (1960) deutlich.
Diese Position wird von Edwards vertreten und ist von Phillips/Clancy weiterentwickelt worden, vgl. Phillips/Clancy (1970) und Phillips/Clancy (1972a, 1972b).
Kunz (1969) unterscheidet den Begriff “Interviewer Bias” von dem Begriff “Interviewer Error”, wobei der erstere sich auf systematische Verzerrungen und der zweite sich auf unsystematische Verzerrungen bezieht. Beide Begriffe werden von Hyman et al. (1954) synonym gebraucht, während Cannell/Kahn (1968) den Begriff “Interviewer Bias” nur für die unerkannte Einflußnahme des Interviewers verwenden. Im Rahmen dieser Arbeit werden die systematischen Einflüsse des Interviewers behandelt werden, zumal unsystematische Einflüsse durch die Verwendung von Strukturgleichungsmodellen mit latenten Variablen (vgl. Jöreskog 1973, 1977, 1981) kontrolliert werden können.
Cantril (1947) konnte zeigen, daß Antworten eher in Richtung auf soziale Erwünschtheit geäußert wurden, wenn weiße Interviewer Schwarze befragten, als wenn Schwarze von schwarzen Interviewern befragt wurden.
In einer Untersuchung zum unterschiedlichen Kaufverhalten von Mann und Frau ergaben sich signifikante Unterschiede zwischen den Interviewern in der Antwortverteilung. Die Interviewer, die in ihrem eigenen Haushalt geschlechtsuntypisches Kaufverhalten dokumentiert hatten, erhielten einen höheren Prozentsatz von geschlechtsuntypischem Kaufverhalten bei den Befragten, vgl. Hyman et al. ( 1954: 112 ).
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© 1991 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Reinecke, J. (1991). Verzerrungsursachen von Befragungsergebnissen. In: Interviewer- und Befragtenverhalten. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 106. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94163-3_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94163-3_4
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12290-8
Online ISBN: 978-3-322-94163-3
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