Zusammenfassung
Sozialwissenschaftliche Befragungen sind in einer arbeitsteiligen Gesellschaft unter bestimmten Voraussetzungen nur dann möglich und sinnvoll, wenn sich Wissenschaft nach entsprechendem administrativen Bedarf professionalisiert und etabliert hat, vor allem: Theorie und Methodik der Instrumentenhandhabung soweit entwickelt sind, daß fundierte und aussagekräftige Ergebnisse unter dem Primat analytisch-nomologischer Wissenschaftsauffassung gesellschaftliche Reflektion nicht nur gewährleisten, sondern primär praktische Konsequenzen in den Vordergrund stellen.1 Der Erhebungsvorgang, d. h. die Ermittlung von Daten aus einer nach Auswahlkriterien zu bestimmenden Anzahl von Untersuchungspersonen, wird hier als Teil des Prozesses der Formulierung und Überprüfung allgemeiner, empirisch abgesicherter Gesetzesaussagen an die methodologischen Postulate der analytisch-nomologischen Wissenschaftstheorie und als Teil der Verbindung dieser Postulate im Meßvorgang zu bestimmten sozialen Vorbedingungen verstanden (vgl. Esser 1975a: 15).2 Diese Vorbedingungen sollen hier überblickartig expliziert werden und eine Überbaufunktion in der Verdeutlichung des sozialen Charakters von Erhebungsinstrumenten erhalten.
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Literatur
Die vorliegende Arbeit wird sich innerhalb des analytisch-nomologischen Paradigmas (d. h. Sozialwissenschaft wird als erklärende Wissenschaft aufgefaßt) bewegen, zum Paradigma vgl. Esser/Klenovits/Zehnpfennig (1977a: 252ff).
Zu den methodologischen Postulaten vgl. Esser/Klenovits/Zehnpfennig (1977a: 101ff).
Zu den Testkriterien bezüglich interner und externer Validität, vgl. Campbell/Stanley (1963: 13ff).
Verschiedene Studien über Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit werden erörtert in Bell (1971).
Rosenthal/Rosnow unterstreichen die untergeordnete Bedeutung externer Validität in.der psychologischen Forschung: “The fact that volunteers differ from nonvolunteers in their scores on the dependent variable may be quite irrelevant to the behavior experimenter” (Rosenthal/Rosnow 1969: 101).
Mit reaktiv ist hier die Reaktion des Befragten auf den Situationskontext gemeint. Bei Orne werden situationsspezifische Variablen als “demand characteristics” und die Verfahren zur Kontrolle von reaktiven Strategien als “Quasi Controls” bezeichnet. Die Effizienz der Quasi-Controls beschränkt sich auf die situationsspezifische Feststellung von “demand characteristics”, vgl. Orne (1969: 176). Die Fehleranfälligkeit von “Quasi-Controls” wird auch von Orne nicht ausgeschlossen, vgl. Orne ( 1971: 118 ).
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Reinecke, J. (1991). Soziale Bedingungen sozialwissenschaftlicher Umfrageforschung. In: Interviewer- und Befragtenverhalten. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 106. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94163-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94163-3_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12290-8
Online ISBN: 978-3-322-94163-3
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