Zusammenfassung
Die von R. W. Müller anhand von Subsistenz-Produktionsgemeinschaften festgestellten Besonderheiten des konkreten Denkens lassen sich kurz zusammenfassen als Einheit von Subjekt und Objekt, von Denken und Handeln, von Planung und Entscheidung, von kollektiver Erfahrung und Zeit. Wie wir bereits gesehen haben, weist R. W. Müller außerdem auf das Fehlen einer linearen Zeitlogik, einen „an reflektierte Kontinuität gebundene(n) Zeitbegriff“62 hin. Sowohl für die auf unmittelbare Lebenserhaltung gerichtete Produktion der homerischen Welt als auch für die „unterentwickelte“ vietnamesische Gesellschaft stellt er fest, daß die kollektive Praxis, nicht vereinzelte Denkakte und Handlungen, eine entscheidende Rolle spielen:
„...es gibt nicht die für uns selbstverständliche Trennung von Subjekt und Objekt, es gibt kein Bewußtsein einer eigenen Identität gegenüber einer objektiven Umwelt und es gibt daher auch nicht jene auf die persönliche Identität begründeten logischen Formen der ‚Weltauffassung‘ ... Für die auf die notwendige Lebenserhaltung gegründete Produktions- und Lebensweise gilt also nicht das Ich als vereinzelte, selbstreflektorische Instanz der Sicherheit innerhalb einer sich verändernden und verunsichernden Umwelt, mit der das Bewußtsein des Ausgeliefertseins an die Unbeständigkeit der objektiven Verhältnisse ‚aufgehoben‘ wird, sondern Sicherheit wird hier in der kollektiven Identität gesucht: Zwingend ist die Existenzweise als Mitglied der Gemeinschaft, als Gruppen-Individuum; damit zusammen hängt auch die Gleichzeitigkeit dem Handelnden gegenüber. Entscheidend ist, daß jemand aus der Gruppe handelt, nicht wer handelt.“63
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© 1992 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Bublitz, H. (1992). Abstraktion der Wissenschaftlichen Kategorien von der „Inneren Beziehung“ zur Klassenlage und der Komplexen Struktur des Alltagswissens. In: ErkenntnisSozialstrukturen der Moderne. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 112. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94154-1_10
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12307-3
Online ISBN: 978-3-322-94154-1
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