Zusammenfassung
Zur Zeit wird viel über Technikfolgenabschätzung geredet. Seit Jahren arbeitet z.B. eine Enquete-Kommission des Bundestages an diesem Thema. Im Bereich der Telekommunikation ist Technikfolgenabschätzung jedoch noch kein etabliertes Feld, nicht in der Wissenschaft, und erst recht nicht in Industrie und Politik. Es gibt auch kein einheitliches Verständnis davon, was Technikfolgenabschätzung in diesem Bereich sein und leisten soll. Ein ordnungspolitisch interessierter Ökonom kann mit gutem Recht für sich in Anspruch nehmen, daß er Technikfolgenabschätzung macht. Auch ein Unternehmen wie die Firma SEL wird, wenn es Marktpotentiale ermittelt, eine bestimmte Art von Technikfolgen, nämlich Folgen für seinen Umsatz, abschätzen. Für mich bedeutet Technikfolgenabschätzung in erster Linie Risikoabschätzung und zwar aus der praktischen Absicht heraus, möglichst frühzeitig Risiken erkennen zu können, um dann Maßnahmen vorzuschlagen oder auch zu provozieren, die darauf gerichtet sind, diese erwarteten Risiken zu vermeiden oder zu verringern. Sozialwissenschaftlich methodisch gesprochen geht es in erster Linie um sich selbst widerlegende Prognosen. D.h. wir sagen, wenn die Pläne der Post und Hersteller realisiert werden, dann muß man mit diesem oder jenem Problem rechnen. Aber man kann die Pläne ändern oder flankierende Maßnahmen ergreifen, damit diese Risiken nicht eintreten. Diese Zielsetzung ist sehr schwierig herüberzubringen, weil zunächst einmal die Risikobeschreibung erfolgen muß, und viele, deren Handlungen diesen Risiken zugeordnet werden, solche Aussagen als Technikfeindlichkeit mißverstehen. In Wahrheit denke ich, ist diese Art von Forschung der eigentliche Wegbereiter für technischen Fortschritt. Denn je mehr Risiken aus dem Weg geräumt werden, um so besser wird eine Techniklinie dann auch aus der Sicht derer, die sie betreiben und vermarkten wollen. Wir werden dazu von Herrn Klumpp (in diesem Band) später noch etwas hören.
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© 1991 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Kubicek, H. (1991). Telekommunikationspolitik und die Folgen für Privatsphäre und Arbeitswelt. In: Grande, E., Kuhlen, R., Lehmbruch, G., Mäding, H. (eds) Perspektiven der Telekommunikationspolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94150-3_12
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