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Die Emotionalisierung und Ideologisierung der Muttersprache

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Muttersprache — Vaterland
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Zusammenfassung

In der Sprachgeschichtsschreibung der letzten zwanzig Jahre wird den Entwicklungen der deutschen Sprache in den letzten zwei Jahrhunderten verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei wird der Stand der Forschung immer wieder bitter beklagt. “Mit der Erforschung der Sprachgeschichte im 19. Jahrhundert (sic!) liegt es im argen.”249, behauptet Mattheier 1986a. Helmut Langner 1981 charakterisiert den Forschungsstand so:

“In diesem Zusammenhang rückt in der Gegenwart auch die sprachliche Entwicklung seit 1800 stärker in das Blickfeld sprachhistorischer Untersuchungen. Doch gegenwärtig muß der Forschungsstand noch als unbefriedigend eingeschätzt werden.”250

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Literatur

  1. Mattheier 1986a, 223. Dies ergänzt er in einer Fußnote zu diesem Satz folgendermaßen: “Man vgl. hierzu die meist sehr kurzen Abschnitte, die sich in den führenden deutschen Sprachgeschichten mit dem 19. Jahrhundert oft in Verbindung mit sprachhistorischen Aspekten des 20. Jahrhunderts beschäftigen:… Selbst in dem sehr umfangreichen Handbuch ‘Sprachgeschichte’ ist das 19. Jahrhundert nur am Rande behandelt.”

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  2. Langner 1981, 156

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  3. Cherubim/Objartel 1987, 33f.

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  4. Die Entwicklung der Syntax des 19. und 20. Jahrhunderts ist wohl besser aufgearbeitet als die der vorhergehenden Jahrhunderte — die Grammatikhistoriker konnten sich aber auch auf die Veränderung der Standardsprache beschränken!

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  5. Cherubim/Objartel 1987, 334

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  6. Vierhaus 1987, 250

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  7. Vgl. Wolf 1984, 814: “Wie in anderen historischen Wissenschaften wird bei der Beschäftigung mit der dt. Sprachgeschichte die Periodisierung verwendet [sic!]. Jede Periodisierung ist ein subjektives Sinngebilde, das aus der Retrospektive heraus einerseits die Gesamtheit des realen zeitlichen Ablaufs gegliedert (oder Teile davon eingrenzt), andererseits eine Vielzahl der im Laufe der Zeit auftretenden Einzelerscheinungen (zumeist als Veränderungen, aber auch als Verluste und Neuerungen) unter einem Nenner zusammenfaßt… 2. Hauptkriterien: Die Geschichte des Dt. wird wie die anderer Sprachen nach sprachinternen (= intralinguistischen) und sprachexternen (= extralinguistischen) Kriterien periodisiert;…” Weder sind die bisherigen Periodisierungsvorschläge einfach “subjektive Sinngebilde”, sondern sie transportieren Ideologie, noch ist die Gegenüberstellung von internen und externen Kriterien (wird… periodisiert) notwendig. Einen besseren Überblick über Periodisierungsproblematiken gibt Wolf selbst 1971.

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  8. Lerchner 1983, 36: “Begnügt man sich mit dieser definierenden Festsetzung, bietet sich eine sprachhistorisch einigermaßen überraschende Einsicht an: Denn wenn man die kommunikativen Bedingungen ihrer Verwendung, speziell die für sie festgelegten kommunikativen Bereiche, ihre soziale Geltung einerseits und bestimmte sprachliche Handlungsvorschriften für diese Bereiche andererseits in Betracht zieht, müssen für das 17. und weit bis in das 18. Jahrhundert hinein die verschiedenen nebeneinander existierenden Erscheinungsformen der deutschen Literatursprache m. E. folgerichtig als Soziolekte bestimmt werden, als soziale Varietäten also, die im sozial-kommunikativen System des Deutschen dieses Zeitabschnitts noch rein koordinativ verbunden sind… Vgl. auch Lerchner 1983, 39.

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  9. Wiesinger faßt denn auch seine Untersuchung der österreichischen Sprachentwicklung folgendermaßen zusammen: “Brechen wir hier diesen knappen Überblick ab und lassen zahlreiche, zweifellos nicht minder aufschlußreiche weitere grammatikalische Erscheinungen beiseite, so wird trotzdem deutlich, welch ungeheuren Einfluß Gottscheds Normierungstendenzen und damit seine ‘Deutsche Sprechkunst’ auf die Gestaltung der deutschen Schriftsprache in Österreich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts im Zeitalter Maria Theresias ausgeübt haben. Damit endet in Österreich erst zu dieser Zeit die noch landschaftlich differenzierte frühneuhochdeutsche Sprachperiode. Es wäre jedoch damals zu diesem Beitritt Österreichs zu einer einheitlichen deutschen Schriftsprache nicht gekommen, hätten nicht die führenden Persönlichkeiten in Österreich den Fortschritt der Aufklärung gewünscht und gefördert, der ja dann in den allerdings nicht immer glücklichen Reformen Kaiser Josefs II. (1780–90), des Sohnes und Nachfolgers von Maria Theresia, gipfelte. Wären damals jedoch in Österreich die konservativen und patriotischen Kräfte zum Zug gekommen, als deren eine wir Josef Freiherrn von Fetrasch kennengelernt haben, so hätte dies sprachlich zweifellos die Absonderung Österreichs vom deutschen Kulturraum nach sich gezogen.” (Wiesinger 1983, 243)

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  10. von Polenz 1989, 18: “Ich lasse diese Epoche also in meinem Plan mit einem sehr langen Übergang zwischen 1770 und 1850 beginnen. Die zeitliche Überschneidung bedeutet, daß die neue Epoche in bestimmten Bevölkerungsschichten und Textsorten bereits im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts einsetzte, die breite Masse der Bevölkerung aber noch weit ins 19. Jahrhundert hinein in sprachkulturellen Verhältnissen der absolutistischen Zeit lebte.”

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  11. Vgl. dazu von Polenz 1990.

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  12. Vgl. Luden 1814, 8.

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  13. Docen 1814, 274

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  14. Docen 1814, 293

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  15. Docen 1814, 301

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  16. Docen 1814, 408f.

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  17. Heyse 1814, 2, § 2

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  18. Heyse 1814, 30–33

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  19. Seit Leibniz und vor allem Lambert ist die Einheit von Wort und Gedanke, von Begriff und Bedeutung Diskussionsgegenstand. Vgl. Schmidt 1986.

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  20. Neumann 1989, 500

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  21. Schlieben-Lange 1983, 66

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  22. Schlieben-Lange 1981, 97

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  23. Vgl. nur die neueste Zusammenstellung von Walther Dieckmann 1989.

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  24. Docen 1814, 297

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  25. Jahn 1979, 39

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  26. Kolbe 1804, XVIII

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  27. Kolbe 1818, 20

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  28. Schlegel 1962, 221

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  29. Schlegel 1962, 221f.

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  30. Kolbe 1818, 20

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  31. Johann Gottlieb Fichte, Reden an die deutsche Nation, 41, zitiert nach Johnston 1990, 54.

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  32. Weber 1991, 31f.

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  33. Vgl Weber 1991, 42f.: “Dieses läßt sich inhaltlich nach den politischen Zielvorgaben beschreiben, die als ‘Programm’ oder als Ausdruck eines kollektiven Wollens den Gedichten zu entnehmen sind. Der meinungs- und willensbildende Gebrauch gilt einer Reihe z.T. einander ausschließender Wirkungsabsichten: Aktivierung der Bereitschaft, für die Freiheit’ zu kämpfen und Opfer zu bringen, ob man nun den Krieg als nationalen ‘Volkskrieg’ oder als Verteidigungs- bzw. Befreiungskrieg im Interesse des jeweiligen Territorialstaates verstand; Weckung und Ausbildung eines staatsbürgerlichen Bewußtseins, gleichviel, ob der einzelne die deutsche Nation als sein ‘Vaterland’ ansah oder sich ausschließlich mit dem Territorialstaat identifizierte; damit eng verbunden die Vermittlung eines Geschichtsbewußtseins, das jeden an das Schicksal des Staates band, um die Abhängigkeit durch eine geistige Bindung zu ersetzen; und schließlich die Propagierung spezifisch bürgerlicher Verhaltens- und Wertnormen, um von dort her die Einheit’ zu erreichen, eine Einheit, die sich potentiell als Machtfaktor gegen die bestehenden Strukturen einsetzen ließ. So gegensätzlich im einzelnen auch die politischen Absichten waren, letztlich bewirkte der publizistische Gebrauch vor allem eines: die Politisierung des Untertanen mit affektiven Mitteln. Die Erregung über den Usurpator Napoleon schuf die psychischen Voraussetzungen dafür, daß die (bürgerliche) Idee einer nationalen Identität aller Deutschen, die die Lieder ‘einzureden’ versuchten, auf breite Resonanz bei einem Publikum stieß, das noch nicht gelernt hatte, die Belange des Staates als seine eigenen zu betrachten. Als Teil eines umfassenden, auch von publizistischen Medien wie Zeitungen und Zeitschriften und von literarischen Gattungen wie Festspiel, Drama und Predigt getragenen Meinungs- und Willensbildungsprozesses bewirkte die Lyrik der Befreiungskriege eine politische Emanzipation breiter Bevölkerungsschichten mit affektiven Mitteln.”

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  34. Weber 1991, 118

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  35. von Schenkendorf 1814, zitiert nach Pietsch 1915, 171.

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  36. Weber 1991, 120f.

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  37. Siehe nur L. Busse 1862/63 in Pietsch 1915, 243: “O Muttersprache, heilig und liebereich…”; F. K. Keil 1866 in Pietsch 1915, 254: “Der Muttersprache süßer Klang/Knüpft uns an Volk und Vaterland”; F. K. Keil 1866 in Pietsch 1915, 255: “Dem Treulaut der Mutter -so innig und voll —/Gebühret der erste und innigste Zoll.”

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  38. Weinheber 1960, 36

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  39. Vgl. Weber 1991, bes. 74–78; Johnston 1990 passim.

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  40. Vgl. Ahlzweig 1992

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  41. Siehe hierzu Frank 1976, 153: “Diese langwährende Unsicherheit in der Begriffsbestimmung des Deutschunterrichts spiegelt sich in der Vielfalt seiner älteren Bezeichnungen. Denn die Bezeichnung ‘Deutschunterricht’, von der die vorliegende Darstellung Gebrauch macht, war der pädagogischen Literatur noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fremd. Stattdessen findet man Bezeichnungen wie ‘Unterricht im Deutschen’, ‘Unterricht in der Muttersprache’, ‘Muttersprachlicher Unterricht’, ‘Deutschsprachlicher Unterricht’, ‘Deutscher Sprachunterricht’ oder zumeist nur ‘Deutscher Unterricht’.”

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  42. Johnston 1990, 56f.; Glück 1979, 196–207

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  43. Altenburg 1822 zitiert nach Glück 1979, 204. Zu den preußischen Schulreformen insgesamt vergleiche König 1960, 298–356.

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  44. Heyse 1814, III

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  45. Heyse 1814, III

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  46. Heyse 1814, 3

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  47. Heyse 1814, 18

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  48. Heyse 1814, 30

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  49. Heyse 1814, 33

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  50. Götzinger 1836, 6f.

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  51. Götzinger 1836, 10

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Ahlzweig, C. (1994). Die Emotionalisierung und Ideologisierung der Muttersprache. In: Muttersprache — Vaterland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94137-4_6

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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