Zusammenfassung
Wie wissenschaftliche Beschäftigung mit Kommunikationsstrukturen und Medien auf der lokalen Ebene ist seit Mitte der 80er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland — nach einer »Boom-Phase« — jetzt rückläufig205. In den 70er und frühen 80er Jahren wurde der Entwicklung der lokalen Demokratie, insbesondere auch unter dem Aspekt der partizipationsfördernden Informations- und Kommunikationstechnologien (interaktive Medien, lokaler Kabelrundfunk)206, in vielfältiger Weise Aufmerksamkeit geschenkt207. Auch die Entwicklung der lokalen Printmedien, vorrangig der Konzentrationsprozeß bei den Regional- und Lokalzeitungen, war Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Analysen und kommunikationspolitischer Kontroversen (z. B. um die »publizistische Vielfalt«208 oder um die Absicherung »innerer Pressefreiheit« 209 durch Redaktionsstatute). Im Zusammenhang mit der Entstehung und Entwicklung von Bürgerinitiativen und »Neuen Sozialen Bewegungen« fanden ebenso die Medien der »Alternativpresse« verstärkt Aufmerksamkeit210.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Einen systematischen Überblick über den Forschungsstand vermittelt aktuell N. Jonscher, Einführung in die lokale Publizistik, Opladen 1991.
Vgl. dazu H. Dunckelmann, Kabelfernsehen im Modellversuch. Konzept für eine sozialwissenschaftliche Begleitforschung, Berlin 1977; C. Eurich (Hrsg.), Lokales Bürgerfernsehen und die Erforschung seiner Wirkungen, München 1980.
Aktuell dazu O. Jarren, Neue Politik durch Neue Medien? Zur Bedeutung lokaler elektronischer Medien für die Politische Kultur in der Kommune — Ergebnisse einer Feldstudie, in: B. Blanke (Hrsg.), Stadt und Staat. Systematische, vergleichende und problemorientierte Analysen <>dezentraler« Politik (Sonderheft »Politische Vierteljahresschrift«), Opladen 1991, S. 422–439.
Vgl. W. Hoffmann-Riem, Innere Pressefreiheit als politische Aufgabe. Über die Bedingungen und Möglichkeiten arbeitsteiliger Aufgabenwahrnehmung in der Presse, Neuwied — Darmstadt 1979.
Vgl. dazu die Beiträge in G. Rager/B. Weber (Hrsg.), Publizistische Vielfalt zwischen Markt und Politik. Mehr Medien — mehr Inhalte? Düsseldorf u. a. 1992.
Zu den »Neuen Sozialen Bewegungen« grundlegend J. Raschke, Soziale Bewegungen. Ein historisch-systematischer Grundriß, Frankfurt a. M. — New York 1985; R. Roth/D. Rucht (Hrsg.), Neue soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 19912.
Vgl. dazu die Datenerhebungen von W.J. Schütz, Deutsche Tagespresse 1991, in: Media Perspektiven, 2 (1992), S. 74–108.
Unter dem Aspekt Kommunikation analysiert diese Frage R. Roth, Kommunkationsstrukturen und Vernetzungen in neuen sozialen Beziehungen, in: ders./D. Rucht (Anm. 210), S. 261–279.
Vgl. dazu O. Jarren, Publizistische Vielfalt durch lokale und sublokale Medien?, in: G. Rager/B. Weber (Anm. 209), S. 65–84.
Vgl. dazu die empirischen Befunde in der Studie von O. Jarren/R. Bendlin/T. Grothe/D. Storll, Die Einführung des lokalen Hörfunks in Nordrhein-Westfalen, Opladen 1993.
Vgl. R. Weiß/W. Rudolph, Das Lokale in Information und Unterhaltung. Analysen über den Beitrag des Lokalradios zur kommunalen Kommunikation, Hamburg 1992 (unveröffentlichter Forschungsbericht im Auftrag der »Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen«).
Dies zeigt der Blick in den Band von B. Blanke (Anm. 207).
J.J. Hesse (Hrsg.), Erneuerung der Politik »von unten«? Stadtpolitik und kommunale Selbstverwaltung im Umbruch. Opladen 1986. — Vgl. R. Roemheld/H. Zielinski (Hrsg.), Kommune im Aufbruch. Analysen zum Spannungsverhältnis zwischen kommunaler Identität und Verwaltung, Frankfurt a. M. 1983.
Vgl. zur Entwicklung der Presse in der ehemaligen DDR zusammenfassend J. Grubitsch, Presselandschaft der DDR im Umbruch. Ausgangspunkte, erste Ergebnisse und Perspektiven, in: Media Perspektiven, 3 (1990), S. 140–155 sowie H. Röper, Die Entwicklung des Tageszeitungsmarktes in Deutschland nach der Wende in der ehemaligen DDR, in: Media Perspektiven, 7 (1991), S. 421–430. Zur aktuellen Marktentwicklung der Tagespresse in den ostdeutschen Bundesländern liegt eine umfassende Studie (Gutachten für das Bundesministerium des Innern) von Beate Schneider vor. Auf dem «Zehnten Wissenschaftlichen Gespräch« des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung am 11./12.6. 1992 führte sie aus: »Denn schon zu diesem Zeitpunkt, als der Markt noch stark in Bewegung und wenig transparent war (zur »Wende«-Zeit, Anm. d. Verf.), ließ sich erkennen, daß: — die Monopolstrukturen der hochauflagigen früheren SED-Bezirkszeitungen mit ihren überdimensionierten Verbreitungsgebieten auf Dauer erhalten bleiben würden; — als Folge davon in Ost- und Westdeutschland unvergleichbare Presselandschaften nebeneinander bestehen würden: Lokale Pressevielfalt würde es in den neuen Bundesländern nicht geben. (…) Die Treuhandanstalt hatte nämlich bereits westdeutsche Großverlage ausgewählt, die die ehemaligen SED-Bezirkszeitungen mit ihren Druckereien übernehmen sollten, und hatte dabei die Besonderheiten von Konzentrationstendenzen auf dem Zeitungsmarkt nicht berücksichtigt. Alle Veränderungen des Pressemarktes Ost innerhalb des vergangenen Jahres — die meisten von ihnen waren vorauszusehen — sind weitgehend auf diese schwerwiegende Entscheidung zurückzuführen. Mit dieser Vergabepolitik der Treuhandanstalt, bestehende Monopolbetriebe lediglich zu privatisieren, nicht aber zu entflechten, konnten Marktmechanismen nie zum Tragen kommen«. Dies., Pressemarkt Ost II: Nur die Konzentration macht Fortschritte, in: W. A. Mahle (Hrsg.), Pressemarkt Ost. Nationale und internationale Perspektiven, München 1992, S. 35.
Vgl. die Arbeit von O. Jarren, Kommunikationsraumanalyse - ein Beitrag zur empirischen Kommunikationsraumforschung?, in: Rundfunk und Fernsehen, 3 (1986), S. 310–330.
Vgl. dazu J. Raschke (Hrsg.), Bürger und Parteien. Ansichten und Analysen einer schwierigen Beziehung, Bonn 1982.
A. Benz, Probleme und Perspektiven der Kommunalpolitik im Strukturwandel, in: J.J. Hesse (Hrsg.), Zur Situation der kommunalen Selbstverwaltung heute. Stadtpolitik und kommunale Selbstverwaltung im Umbruch, Baden-Baden 1987, S. 169.
Vgl. dazu K. Schönbach, Die isolierte Welt des Lokalen, in: Rundfunk und Fernsehen, 3 (1978), S. 260–277, aufmerksam gemacht.
G. Rager, Publizistische Vielfalt im Lokalen, Tübingen 1982; W.A. Fuchs, Presse und Organisation im lokalen Kommunikationsraum, Augsburg 1984.
Vgl. M. Begemann, Auf der Suche nach der Leserschaft. Die Tageszeitung vor der Herausforderung eines veränderten Leseverhaltens, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 26/90, S. 20–28.
Vgl. W. Helmke/K.-H. Naßmacher, Organisierte und nicht-organisierte Öffentlichkeit in der Kommunalpolitik, in: R. Frey (Hrsg.), Kommunale Demokratie, Bonn 1976, S. 182–240.
Grundlegend U. Saxer, Lokale Kommunikation — Anspruch und Realität. Bilanz der Forschung, in: Media Perspektiven, 5 (1987), S. 367–379.
Vgl. dazu die frühe Arbeit von F. Ronneberger/H.-W. Stuiber, Lokale Kommunikation und Pressemonopol, in: dies./E. Noelle-Neumann, Streitpunkt lokales Pressemonopol, Düsseldorf 1976, S. 59–168.
Vgl. dazu die zahlreichen Veröffentlichungen von H. Schneider. Zusammenfassend: ders., Kommunalpolitik auf dem Lande, München 1991.
Zur Begründung vgl. O. Jarren, Kommunale Kommunikation, München 1984, insbesondere S. 74–82.
Vgl. F. Ronneberger, Wandel von Raumvorstellungen durch Medienkommunikation, in: Publizistik, 3 (1990), S. 257–266. Wichtige Studien dazu: W. Stofer, Auswirkungen der Alleinstellung auf die publizistische Aussage der Wilhelmshavener Zeitung, Nürnberg 1975; U. Meister/M. Reith/K. Vogel, Probleme publizistischer Einseitigkeit. Analyse der politischen Berichterstattung der Frankenpost/Hof, Nürnberg 1980; B. Koller, Lokalredaktion und Autonomie. Eine Untersuchung in Außenredaktionen regionaler Tageszeitungen, Nürnberg 1981; dies., Lokalzeitungen in Wettbewerbs- und Monopolsituation. Bedingungen in den Redaktionen und das Verhältnis zu den Lokalhonoratioren, in: M. Rühl/J. Walchshöfer (Hrsg.), Politik und Kommunikation, Nürnberg 1979.
Vgl. dazu die Beiträge in G. G. Kopper (Hrsg.), Marktzutritt bei Tageszeitungen — zur Sicherung von Meinungsvielfalt durch Wettbewerb, München u. a. 1984.
Daten dazu bei W.J. Schütz (Anm. 211); dort auch weitere Hinweise zu älteren Untersuchungen des Autors.
Vgl. dazu O. Jarren (Anm. 229).
Vgl. dazu zusammenfassend T. Wilking, Strukturen lokaler Nachrichten. Eine empirische Untersuchung von Text- und Bildberichterstattung, München u. a. 1990.
W. Bergsdorf, Einleitung, in: W. A. Mahle (Hrsg.), Pressemarkt Ost, München 1992, S. 32 f.
Grundlegend 4. Knoche, Einführung in die Pressekonzentrationsforschung. Theoretische >und empirische Grundlagen — Kommunikationspolitische Voraussetzungen, Berlin 1978.
Vgl. dazu H.J. Hippler/A. Kutteroff, Medien und Macht im lokalen Kommunikationszusammenhang, in: H.-J. Siewert (Hrsg.), Kommunale Macht- und Entscheidungsstrukturen, München 1982, S. 231–251; M. Murck. Macht und Medien in den Kommunen, in: Rundfunk und Fernsehen, 3/4 (1983), S.370–380; D. Wolz, Die Presse und die lokalen Mächte, Düsseldorf 1979. Vgl. auch die Fallstudie am Beispiel eines Themenfeldes von H. Pöttker, Lokalpresse und demokratische Kultur. Zum Beispiel die Berichterstattung der »Badischen Zeitung« über Hausbesetzungen in Freiburg, in: Medium, 6 (1991), S. 5–10 oder von M. Bauer, Regulierter Journalismus. Spielregeln lokaler Wahlkampfberichterstattung, München 1989.
Vgl. dazu K. Schönbach (Anm. 222); K. Arzberger, Bürger und Eliten in der Kommunalpolitik, Stuttgart u. a. 1980.
Vgl. die inhaltsanalytischen Befunde bei G. Rager (Anm. 209).
Vgl. dazu insbesondere G. Rager (Anm. 209), sowie J.-P. Benzinger, Lokalpresse und Macht in der Gemeinde, Nürnberg 1980.
Besonders T. Rombach, Lokalzeitung und Partizipation am Gemeindeleben, Berlin 1983.
Vgl. zusammenfassend die Darstellung in N. Jonscher (Anm. 205), insbesondere S. 203–231.
Vgl. dazu zusammenfassend E.W. P. Grimme, Zwischen Routine und Recherche. Eine Studie über Lokaljournalisten und ihre Informanten, Opladen 1991.
Vgl. dazu die Angaben in A. Endres, Strategien kommunaler Öffentlichkeitsarbeit. Mit Bürger und Presse im Kontakt, Stuttgart — München — Hannover 1984.
Vgl. dazu G. G. Kopper, Anzeigenblätter als Wettbewerbsmedien. Eine Studie zu Typologie, publizistischem Leistungsbeitrag, Entwicklung von Wettbewerbsrecht und Wettbewerbsstrukturen auf der Grundlage einer Gesamterhebung im Werbemarkt Nielsen II, Nordrhein-Westfalen, München u. a. 1991.
Exemplarisch ist der Hinweis von A. Biskupek, Die »Leipziger Rundschau« — Anzeigenblatt mit Trend zur lokalen Wochenzeitung, in: H. Baier (Hrsg.), Medienstadt Leipzig, Berlin 1992.
Vgl. dazu Zentralausschuß der Werbewirtschaft (Hrsg.), Werbung in Deutschland 1992, Frankfurt a. M. 1992, insbesondere S. 15.
Vgl. dazu die Daten bei O. Jarren (Anm. 229); zu Parteizeitungen: S. 159–200; zu Pfarrund Gemeindebriefen: S. 200–207.
Zur frühen Entwicklung der »Alternativpresse« vgl. die zahlreichen Beiträge von W. Beywl, hier insbesondere: Die Alternativpresse — ein Modell für Gegenöffentlichkeit und seine Grenzen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 45/82, S. 18–31.
Vgl. dazu insbesondere K.-H. Stamm, Diffusionseffekte der alternativen in die massenmediale Öffentlichkeit, in: R. Roth/D. Rucht (Anm. 210), S. 359–376. Er geht insbesondere auch auf den Themen- und Personentransfer ein.
Die Medien der sog. »Alternativpresse« können keine publizistische Alternative zur lokalen Tageszeitung sein. Eine entsprechende Annahme im »Medienbereich 1978« der Bundesregierung ist nicht durch empirische Daten gestützt. Vgl. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hrsg.), Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1986 (= Bundestagsdrucksache 10/5663 vom 16.6. 1986, S. XIV).
Vgl. dazu die Angaben bei H. Starkulla jr., »Alternativmedien« in der Bundesrepublik Deutschland, in: H. Wagner (Hrsg.), Idee und Wirklichkeit des Journalismus, München 1988, S. 217–256.
Vgl. die Studien von U. Hasebrink/N. Waldmann, Inhalte lokaler Medien, Düsseldorf 1988; W. Schulz/H. Scherer, Die Programme der Lokalradios im Raum Nürnberg, München 1989; B. Koller/I. Hamm/M. Hehr-Koch, Journalistisches Handeln im lokalen Rundfunk, Düsseldorf 1989; F. Marcinkowski/J.-U. Nieland/A. Jürgens, Lokalfunk vor dem Start, Duisburg 1990 (= Bd. 12 der »Duisburger Materialien zur Politik- und Verwaltungswissenschaft«); R. Mathes, Programmstruktur und Informationsangebote privater Hörfunksender in Baden-Württemberg, Stuttgart 1990; F. Quack, Die Auswirkungen des lokalen Hörfunks auf die politische Kommunikation, Würzburg 1991; G. Rager/P. Werner/B. Weber, Arbeitsplatz Lokalradio. Journalisten im lokalen Hörfunk in Nordrhein-Westfalen, Opladen 1992.
Vgl. dazu die Kurzfassung der Studie G. Rager/P. Werner/B. Weber (Anm. 253) unter dem Aspekt »Recherche« von S. Müller-Gerbes/G. Rager/P. Werner, Keine Zeit — und was noch nicht? Untersuchungen zur Recherche beim Rundfunk in Nordrhein-Westfalen, in: Medium, 2 (1992), S. 46ff.
R. Weiß/W. Rudolph (Anm. 215), S.263.
So die Ergebnisse der Fallstudie von F. Quack (Anm. 253).
Vgl. dazu die Überlegungen bei O. Jarren, Lokaler Rundfunk und »Politische Kultur«. Auswirkungen lokaler elektronischer Publizistik, 4 (1989), S. 424–436.
Siehe die systematische Übersicht von O.W. Gabriel, Lokale Politische Kultur, in: U. v. Alemann/K. Loss/G. Vowe (Hrsg.), Fernstudieneinheit »Politik«, Bd. 2, Berlin 1992, S. 1–56 (= Studiengang Journalisten-Weiterbildung, Freie Universität Berlin, Fernstudienmaterial, als Manuskript gedruckt).
J. Gerhards/F. Neidhardt, Strukturen und Funktionen moderner Öffentlichkeit. Fragestellungen und Ansätze, Berlin 1990 (= Veröffentlichungsreihe der »Abteilung Öffentlichkeit und soziale Bewegung« des Forschungsschwerpunktes »Sozialer Wandel, Institutionen und Vermittlungsprozesse« des »Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung«), S. 25.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1994 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Jarren, O. (1994). Lokale Medien und lokale Politik. In: Roth, R., Wollmann, H. (eds) Kommunalpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93826-8_20
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93826-8_20
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-1197-8
Online ISBN: 978-3-322-93826-8
eBook Packages: Springer Book Archive