Zusammenfassung
Die wesentlichen methodischen Probleme bei der Analyse von Karrieren ergeben sich aus der Aufgabe, den Prozeß der politischen Elitenbildung longitudinal zu erfassen, eine Vorgehensweise, die hier als verlaufssoziologische Analyse bezeichnet wurde. Im Unterschied zur Untersuchung situativer Strukturen, etwa des Meinungsprofils von Eliten oder der Organisationsstruktur eines Parteivorstandes zu einem bestimmten Zeitpunkt, hat die verlaufssoziologische Analyse zeitliche Entwicklungen zum Gegenstand.Sie unterscheidet sich jedoch von der historischen Betrachtungsweise insofern, als nicht Strukturen in ihrer zeitlichen Veränderung, sondern Personen oder Personengruppen im Laufe ihrer Lebensentwicklung untersucht werden. Der Prozeß politischer Professionalisierung mag dafür als Beispiel dienen: Während wir uns unter historischer Perspektive dafür interessieren, wie im Zeitverlauf in bestimmten Führungsgruppen der Amateurpolitiker durch den Berufspolitiker verdrängt wird, befaßt sich die verlaufssoziologische Untersuchung mit der Frage, welche Personen (unter welchen Bedingungen, in welchen Phasen und mit welchen Konsequenzen) im Verlauf ihres Lebens vom politisch Interessierten zum politischen Professional werden. Solche Verläufe gilt es nun jedoch nicht einzelbiographisch, d.h. anhand einer individuellen Lebensgeschichte, zu erfassen, sondern in ihren für jeweilige Altersgruppen, soziale Schichten, Berufsgruppen, Parteimitglieder-Gruppen usw. typischen Mustern. Wenn auch die verlaufssoziologische Analyse eine Reihe methodischer Schwierigkeiten mit sich bringt, die bei den erwähnten anderen Vorgehensweisen nicht auftreten, so stellt sie doch die einzige Möglichkeit dar, zwei Forschungsziele zu verfolgen: Individuen in der Abfolge ihrer persönlichen Entwicklung zu studieren und das Wechselverhältnis zwischen Person und sozialem Kontext als dynamischen Prozeß zu thematisieren.1
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Herzog, D. (1975). Die Methode der Untersuchung. In: Politische Karrieren. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 25. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93821-3_4
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