Zusammenfassung
Wenn man die heutige geldliche Lage der freien Welt mit einem Wort charakterisieren möchte, würde dieses Wort „Mißrauen“ lauten. Seit 1914 war es noch nie so verbreitet gewesen. Es gibt keine einzige rung, die von Besorgnis und Verdacht vollständig unberührt geblieben wäre. Nicht ein einziges Land erfreut sich heute des Vertrauens, daß das Geld der bedeutendsten europäischen Länder vor dem Ersten Weltkrieg beanspruchte. Nach seiner Beendigung konnte ein international anerkannter Experte vertrauensvoll ein Buch mit dem Titel Die Wiederherstellung der Weltwährungen 2 schreiben. Heute würde niemand einen derart optimistischen Titel wählen.
Es besteht noch Hoffnung, und zwar die folgende: Nachdem uns die Tatsache, daß Freiheit nicht alles oder das Einzige ist, so stark beeindruckt, hat, sollten wir diese Entdeckung vielleicht hinter uns lassen und — bevor es zu spät ist — begreifen, daß ohne Freiheit alles andere ein Nichts ist.
G. Warren Nutter1
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Anmerkungen
Nutter, G. Warren: Freedom is a revolutionary economy. In: The american revolution: Three views. New York 1975.
Lehfeldt, R. A.: Restoration of the world’s currencies. London 1923.
Vgl. Hayek, F. A.: Law, legislation and liberty, a.a.O., S. 32. Er fügte hinzu: Die Illusion, daß alleine die Vernunft uns sagen kann, was wir tun sollten und daß deshalb alle vernünftigen Menschen fähig sein sollten, sich dem Bestreben anzuschließen, als Mitglieder einer Organisation gemeinsame Ziele zu verfolgen, ist schnell zerstreut, wenn wir versuchen, es in die Praxis umzusetzen. Aber der Wunsch, unsere Vernunft zu gebrauchen, um die ganze Gesellschaft in eine rational gelenkte Maschine umzuwandeln, bleibt bestehen und um dies zu verwirklichen, werden gemeinsame Ziele all’ dem aufgebürdet, was durch Vernunft nicht gerechtfertigt werden kann, weshalb sie nicht mehr als die Entscheidungen bestimmter Willenskräfte darstellen können.
Peters, R. S., a.a.O., S. 152.
In: Hector-Neri Castaneda und George Nakhnikian (Hrsg.): Morality and the language of conduct. Detroit 1963.
Vgl. die Einleitung des Herausgebers,
Buchwald, Art: My fellow americans. Washington Post, Washington D. C. Nachdruck in Daily Progress, Charlottesville, Virginia, 29. Mai 1972.
J. Glenn Gray hat uns kürzlich in Hegel’s logic: The philosophy of the concrete. (In: The Virginia Quarterly Review. Bd. 47, Nr. 2, Frühjahr 1971, S. 185 ff.) an folgendes erinnert: Normalerweise verstehen wir unter „konkret“ etwas, was bestimmt und mit den Sinnen wahrnehmbar ist; und mit „abstrakt“ bezeichnen wir das, was nicht-wahrnehmbar ist, keine Zeit-Raum-Existenz besitzt. Dieser Tisch ist konkret, genauso wie jener Student, dem ich gerade antworte. Wenn ich über die Formen aller Tische zu sprechen hätte oder ganz allgemein über Menschen anstatt über den Studenten dort drüben, so spräche ich abstrakt. Hegel läßt uns erkennen, daß die Situation im Reich des Denkens, insbesondere jedoch im philosophischen Denken unterschiedlich ist. Dort ist das Konkrete das Vielseitige, das Komplexe und vom Zusammenhang Abhängige — alles wird in allen seinen Beziehungen zusammen mit seinen Ursprüngen und Zielen gesehen. Hegel gebraucht das Wort konkret in seiner etymologischen Bedeutung: conscres-cere — zusammenwachsen. Das Abstrakte, von abstrahere — herausziehen aus, ist hingegen alles von seinen Beziehungen und Zusammenhängen in einem lebendigen Ganzen Abgetrennte. Eine Kunstgeschichte zum Beispiel, die man ohne Bezugnahme auf die Religion der Menschen, ihre Wirtschaftssysteme, politischen Institutionen usw. studierte, würde abstrakt sein. Es könnte natürlich wünschenswert sein, Kunstgeschichte auf diese Weise zu studieren, aber man würde nicht die ganze Wahrheit über die Kunst verstehen, sofern man sie nicht als einen organischen Ausdruck des unversehrten Wegs der Menschheit, ihre Welt zu erfassen, begreift. Das gleiche kann von jeder anderen einzelnen Disziplin gesagt werden. Die Wahrheit ist das Ganze und die ganze Wahrheit ist das Konkrete. Um den Unterschied zwischen dem Konkreten und dem Abstrakten zu veranschaulichen, bezieht er sich auf Hegels Beispiel des Falls eines jungen Mannes, der jemanden umgebracht hatte und der nun in Gegenwart der Bevölkerung zum Galgen geführt wird. [Hegels Zeit war fast so furchtbar, wie die unserige.] Vielleicht bemerken einige Damen, wie stark, stattlich und interessant er aussieht und treffen damit auf die Empörung der nicht derart empfindenden Menge. Wie konnte ein Mörder stattlich oder interessant sein? Dies ist abstraktes Denken [schreibt Hegel): nämlich in einem Mörder nichts anderes zu sehen, als den abstrakten Tatbestand, daß er ein Mörder ist und alle anderen menschlichen Wesenszüge in ihm mit dieser einfachen Eigenschaft aufzuheben.
Berger, Peter L. / Berger, Brigitte / Kellner, Hansfried: The homeless mind. Harmondsworth, England 1974, S. 167.
Bronfenbrenner, Martin: Some neglected implications of secular inflation. In: Kurihara, K. K. : Post-Keynesian economics. Rutgers University Press 1954.
Zitiert in G. L. Bach: The new inflation. Causes, effects, cures. Englewood Cliffs, N. J. 1972, S. 62. Bach weist darauf hin, daß ein Teil dieser Einkommensübertragung während der Inflation der vergangenen zwei Dekaden stattgefunden hat. Der Gewinnanteil im Volkseinkommen ist erheblich zurückgegangen, obgleich der Anteil an Zinsen und Mieten sich etwas erhöht hat ... Vielleicht ist die effektive echte Rendite aus Investitionen bereits so niedrig, daß nicht mit genügend neuen privaten Investitionen gerechnet werden kann, um ein gesundes Wirtschaftswachstum aufrecht zu halten. Einige Konservative sind der Meinung, daß dies der Fall sei. Vielleicht kann die Rendite aber noch viel weiter zurückgehen, als Bronfenbrenner andeutete; einige Liberale und Arbeiterführer bekunden, daß der Gefahrenpunkt weit entfernt worden ist. Aber ganz gleich, ob der Gefahrenpunkt nah oder fern liegt; vorzugeben, daß er nie erreicht werden wird, bedeutet lediglich, einer Konfrontation mit der Materie auszuweichen, die früher oder später zu einem echten Problem für die Kap italistenwirtschaft in den U.S.A. werden kann.
Schoeck, Helmut: Envy: A theory of social behaviour. London 1969, S. 298 (Dt. Original: Der Neid: Eine Theorie der Gesellschaft. Freiburg/München 1968. 2. Aufl., S. 136).
Vgl. auch seine Besprechungen der Auffassungen von E. J. Mishan (S. 306) in dessen Werk A survey of welfare economics, 1939–1959, in: The Economic Journal, Bd. LXX, S. 247, Juni 1960 sowie von
J. S. Duesenberrys Income, saving and the theory of consumer behaviour. Cambridge, Mass. 1949. Schoeck schreibt: Nach dieser Auffassung werde das subjektive Wohlbefinden jeder Einkommensgruppe durch die darüberliegenden Einkommensgruppen beeinträchtigt. Um dieser „Beeinträchtigung“ abzuhelfen, greift man zur progressiven Einkommenssteuer. Mishan schreibt nun: Natürlich müßte im Idealfall die Steuer für die Deckung aller ursprünglichen und folgenden Ansprüche ausreichen, die so bemessen sind, daß sie jedermann in den niedrigeren Einkommensgruppen zufriedenstellen, und je größer der Neid gegenüber anderen ist, desto höher muß die Steuer sein“ Nach Duesenberry, der für viele Gleichgesinnte spricht, kann es eine „exzessive“ Einkommenssituation geben, „in der jeder Nettozuwachs an Ausbringung — z. B. mehr von ,jedem‘ Gut ohne zusätzliche Anstrengung — die Wohlfahrt der Gesellschaft nicht fördern wird, wie auch immer er verteilt wird. In der Tat stellt jede Zunahme der Ausbringung die Gesellschaft schlechter, da, gleichgültig wie die zusätzlichen Güter verteilt werden, der dadurch verursachte zusätzliche Neid mit Hilfe dieser weiteren Güter nicht adäquat ausgeglichen werden kann.“ Mishan... steht dieser Auffassung übrigens kritisch gegenüber. Es könnte eben eine Verteilung zusätzlicher Güter geben, ohne zusätzliche Anstrengung zur Verfügung gestellt, die trotz nachweisbarem Neid in der Gesellschaft eben doch jeden besser stelle. Machte man sich aber die ... Natur des Neides einmal klar, dem über quantitative Manipulationen grundsätzlich nie beizukommen ist... (Kursivdruck hinzugefügt).
Fellner, William: The dollar’s place in the international system. In: Journal of Economic Literature, Sept. 1972, Bd. X, S. 735 ff.
Bach, G. L. : The economic effects of inflation: Long-term problems. In: Proceedings of the Academy of Political Science. 1975, Bd. 31, Nr. 4, S. 26.
Quelle: Daten für 1939 aus R. Goldsmith: A study of saving in the United States, Bd. 3, Tabelle W-14, 15, 16 (Princeton 1955); Daten für die übrigen Jahre aus „Federal Reserve flow-of-funds accounts“. Anmerkung: + bedeutet Netto-Gläubiger-Status, —bedeutet Netto-Schuldner-Status.
Unerwartete Inflation verursachte auch eine massive Übertragung von Reichtum von den Älteren auf die Jüngeren, die sich stark verschuldeten, um Haushalte einzurichten, Automobile, Möbel und dgl. zu kaufen. Da die Älteren verhältnismäßig wenig Schulden hatten, waren sie durch die Inflation verwundbarer, zumal sie größere Teile ihrer Vermögensbestände in Form von Geld hielten (vgl. Bach, ebenda, S. 28).
Vgl. hierzu Fernand Braudel: Capitalism and material life, a.a.O., Kap. 7.
Ich verwende dieses Wort, da es in einem allgemeinen Sinn einen ähnlichen Gedanken ausdrückt, wie jenen, der in Hegels Gebrauch des Wortes Sittlichkeit — worauf ich mich bereits früher bezogen habe — und in Simmeis Idee der Vornehmheit als eine Bedingung der Geldordnung enthalten ist. Ich habe vor kurzem herausgefunden, daß es Michael Oakeshott in der Bedeutung von „gesitteter Zustand“ oder „gesittetes Verhältnis“ verwendet. Er bezeichnet hiermit „einen vollkommenen Charakter“. Er schreibt: „Das gesittete Verhältnis [gesitteter Stand] ist keine Verbindung von ermittelbaren Personen, die in bezug auf einen Ort und eine Zeit mittels der von ihr selbst zu ihrer Kenntlichmachung verwandten Merkmale oder in Begriffen gemeinsamer Überzeugungen oder ihrer eigenen Regeln und Vereinbarungen identifizierbar wären. Es ist eine gewisse Erscheinungsform der Verbindung — eine unter anderen ... Ich werde sie Beziehung der Artigkeit nennen.“ (Kursivdruck hinzugefügt): Oakeshott. a. a. O., S. 108 und 118–184.
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© 1979 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden
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Frankel, S.H. (1979). Freiheit und geldliche Ordnung. In: Geld. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93795-7_7
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