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Die Ideologie des neunzehnten Jahrhunderts

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Geld
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Zusammenfassung

Man braucht lediglich Bagehots klassisches Buch Lombard Street zu leben, um das Gefühl des Staunens und des Stolzes nachzuempfinden, das die Bankiers zur Blütezeit der viktorianischen Ära der Welt gaben: die Stadt London, „die größte Kombination wirtschaftlicher Macht und Feinfühligkeit, die die Welt je erlebt hat“.2

Kredit ist eine Macht, die entstehen, aber nicht konstruiert werden kann. Diejenigen, die mit einem ausgedehnten und eingespielten Kreditsystem leben, müssen sich darüber im klaren sein, daß sie, wenn sie dasselbe zerstören, niemals mehr ein anderes erleben werden, da es viele, viele Jahre dauern würde, ein neues aufzubauen.

Walter Bagehot1

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Anmerkungen

  1. Bagehot, Walter: Lombard Street: A description of the money market. London 1873, S. 68.

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  2. „An der Größe der Macht kann nicht gezweifelt werden. Geld ist wirtschaftliche Macht. Jedermann ist sich darüber im klaren, daß England das vermögendste Land der Welt ist; jeder gibt zu, daß es bedeutend mehr sofort verfügbares und bares Geld besitzt, als irgendein anderes Land. Aber nur wenige Personen sind sich bewußt, um wieviel größer der verfügbare Bestand — der schwankende Kreditfond, der jedermann oder für jeden Zweck geliehen werden kann — in England ist, als der entsprechende irgendwo anders auf der Welt.“ Er geht dann dazu über, nachzuweisen, daß die Einlagen der ihre Konten veröffentlichenden Banken in London im Jahre 1872 ungefähr doppelt so umfangreich waren, wie jene in Paris, New York und dem deutschen Kaiserreich zusammengenommen. Die Einlagen der Banken in England, die ihre Konten nicht veröffentlichten, waren noch weit umfangreicher (S. 4, ebenda, Kursivdruck hinzugefügt).

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  3. Natürlich sind die Einlagen der Bankiers kein peinlich genaues Maß der Resourcen eines Geldmarktes. Im Gegenteil, es befindet sich in Frankreich und in Deutschland und in allen keine Bankwirtschaft betreibenden Ländern viel mehr Bargeld außerhalb des Bankbereiches als in England oder Schottland, wo das Bankwesen weit entwickelt ist. Jenes Bargeld ist aber kein sogenanntes „Geldmarkt-Geld“: es ist nicht erreichbar. Abgesehen von ihren umfangreichen Mißgeschicken und einer beträchtlichen Beleihung ihrer eigenen Sicherheiten hätte nichts die Schätze Frankreichs dem Gewahrsam des französischen Volkes entlocken können. Kein Angebot anderer Sicherheiten hätte sie in Versuchung führen können, denn sie vertrauten keinen anderen Sicherheiten. Für alle anderen Zwecke war das gehortete Geld nutzlos und hätte genausogut nicht gehortet zu werden brauchen. Das englische Geld ist dagegen „leihbares“ Geld. (S. 5–6, ebenda, Kursivdruck hinzugefügt).

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  4. Ebenda, S. 68 (Kursivdruck hinzugefügt).

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  5. Vgl. Menger, Carl: Problems of economic and sociology. Hrsg. L. Schneider, Urbana 1963, S. 155.

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  6. Vgl. Menger, Carl: Dies ist eine Übersetzung der Untersuchungen über die Methode der Socialwissenschaften und der politischen Ökonomie insbesondere, Leipzig 1883.

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  7. Vgl. auch Hayek, F. A. (Hrsg.): Carl Menger. Gesammelte Werke, Bd. II Untersuchungen über ..., Tübingen 1963, S. 175 f. (Neuauflage 1969). Er wies darauf hin, daß reine Tauschwirtschaft in sich ein sehr wirksames Mittel zur Flucht aus ihren einengenden Zwängen vereinte. Dies beschrieb er wie folgt: Jeder Einzelne konnte für sich leicht die Beobachtung machen, daß nach gewissen Waren, namentlich nach solchen, welche einem sehr allgemeinen Bedürfnisse entsprachen, eine größere Nachfrage auf dem Markte vorhanden war, als nach anderen ... (Dies waren Güter,) deren er selbst zwar zunächst nicht bedurfte, die indes absatzfähiger als die seinen waren, indem er hierdurch das Endziel der von ihm beabsichtigten wirtschaftlichen Operation (den Eintausch der ihm nötigen Güter!) zwar nicht unmittelbar erreichte, sich demselben aber doch wesentlich näherte. Das ökonomische Interesse der einzelnen wirtschaftenden Individuen führt sie demnach bei gesteigerter Erkenntnis ihrer individuellen Interessen ohne alle Übereinkunft, ohne legislativen Zwang, ja selbst ohne jede Berücksichtigung des öffentlichen Interesses dazu, ihre Waren gegen andere absatzfähigere hinzugeben, selbst wenn sie dieser letzteren für ihre unmittelbaren Gebrauchszwecke nicht bedürfen, unter diesen letzteren aber, wie leicht ersichtlich ist, wiederum gegen solche, welche der Funktion eines Tauschmittels in bequemster und ökonomischster Weise zu dienen geeignet sind, und so tritt uns denn unter dem mächtigen Einflüsse der Gewohnheit die allerorten mit der steigenden ökonomischen Kultur zu beobachtende Erscheinung zu Tage, daß eine gewisse Anzahl von Gütern ... von Jedermann im Austausche angenommen werden. (Es sind) Güter, welche unsere Vorfahren Geld nannten, von „gelten“, d. i. leisten, „zahlen“. (Hayek, F. A. : Carl Menger. Gesammelte Werke, a.a.O., S. 175 f. Kursivdruck übernommen).

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  8. Bonar, James: Philosophy and political economy in some of their historical relations. London 1893.

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  9. Menger, C. : Problems of... a.a.O., S. 155.

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  10. Ebenda, S. 227 f. (dt. Original, Neuauflage 1969, S. 277). Er fügte hinzu: Wenn die Idee der Gemeinschaft zum Bewußtsein der Bevölkerung gelangt, wenn diese sich allmählich Eins zu fühlen beginnt, dann erweitert sich auch der Kreis ihrer Interessen und damit jener der Rechtsregeln. Sie hören auf, das bloße Ergebnis der auf den Schutz des individuellen Interesses gerichteten Bestrebungen der Volksglieder zu sein: auch das gemeine Interesse oder das, was dafür gilt, tritt in den Ideenkreis der Bevölkerung und damit das Bewußtsein von der Notwendigkeit, dasselbe gegen individuelle Willkür zu schützen. Zu dem Rechte, welches aus dem Streben der Einzelnen nach Sicherstellung ihrer individuellen Errungenschaften entsteht, tritt jenes, welches das Ergebnis der auf den Schutz des Gemeinwesens hinzielenden Bestrebungen ist. Aber auch dieses ist nicht notwendig die Frucht einer gemeinsamen Beratung, einer Übereinkunft, eines Vertrages oder positiver Gesetzgebung, sondern von analogem Ursprünge wie das Volksrecht überhaupt.

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  11. Mengers Ansicht ist analog zu derjenigen von Edmund Burke, der folgendes schrieb: „Bei allen unseren Veränderungen verbleibt doch genug vom Alten, um die traditionelle Kette der Maxime und Grundsätze unserer Vorfahren ungebrochen aufrecht zu halten ... und genug vom Neuen, um uns zu beleben und uns unserem wahren Charakter nahezubringen ...“ (Works, a.a.O., Bd. 3, S. 75 zitiert von Parkin, a.a.O., S. 51).

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  12. Menger, C.: Problems of..., a.a.O., S. 229 f. Das angeführte Zitat stammt aus einem wie folgt beginnenden Abschnitt: Das Recht kann indes... auch ... entstehen: durch Autorität. Der Mächtige oder geistige Überlegene vermag der Willkür der seinem Einfluß unterworfenen Schwachen ..., der Sieger den Besiegten gewisse Schranken vorzuschreiben, ihnen bestimmte Regeln ihres Handels aufzuerlegen, welchen sie sich fügen müssen, ohne Rücksicht auf ihre freie Überzeugung: aus Furcht. Diese Regeln ... sind, ihrem Ursprunge sowohl, als den Garantien ihrer Verwirklichung nach, doch wesentlich von dem Rechte verschieden, welches aus den Überzeugungen der Bevölkerung erwächst... ja sie können in direktem Widerspruche mit dem Volksrechte stehen: sie sind in Wahrheit kein Recht, sondern Gesetz. Aber der Starke hat ein Interesse daran, sie „Recht“ zu nennen, sie mit der Heiligkeit des Rechts zu umkleiden, sie mit religiösen Traditionen zu verknüpfen, sie zum Gegenstande religiöser und ethischer Erziehung zu erheben, bis die Gewohnheit des Gehorsamens und der durch sie ausgebildete Sinn der Unterwürfigkeit bei ihnen ein dem Recht Analoges erkennt, ja jene die Willkür des Einzelnen beschränkenden Regeln, welche aus den Überzeugungen des Volkes hervorgehen, und diejenigen, welche die Gewalt den Schwachen vorschreibt, kaum mehr unterscheidet.

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  13. Siehe Kapitel V, Anmerkung 19 wegen des Zitats von R. F. Harrod betreffend Keynes, aus dem diese Worte stammen.

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  14. Law, legislation and liberty. In: Rules and order. London 1973, Bd. 1 S. 10 f. Hayek fügte hinzu: Diese intentionale und pragmatische Darstellung der Geschichte fand ihren vollsten Ausdruck in der Konzeption der Gesellschaftsbildung durch einen sozialen Vertrag; sie wurde zuerst von Hobbes und danach von Rousseau vertreten, der in vielerlei Hinsicht ein direkter Nachfolger Descartes war. Obwohl ihre Theorie nicht immer als eine historische Darstellung des tatsächlich Geschehenen gemeint war, sollte sie doch immer als eine Richtlinie dazu dienen, festzustellen, ob bestehende Einrichtungen als rational gelobt werden sollten oder nicht. Dieser philosophischen Auffassung verdanken wir die bis zum heutigen Tag vorherrschende Bevorzugung alles dessen, was „bewußt“ oder „bedacht“ gemacht wird; aus ihr hat sich auch für die Begriffe „irrational“ oder „nicht-rational“ die herabsetzende Bedeutung abgeleitet, die sie nunmehr innehaben. Aufgrund dieser Umstände wurde die frühere Annahme zugunsten von traditionellen oder bestehenden Einrichtungen und Verwendungen zu einer gegen sie gerichteten Annahme; und unter „Meinung“ wurde nunmehr „bloße“ Meinung verstanden — etwas nicht durch Vernunft Beweisbares oder Entscheidbares und deshalb auch nicht als gültige Grundlage für Entscheidungen Annehmbares.

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  15. Menger wies dann darauf hin, daß die wiederholten Verfälschungen der Währung durch die Münzvorsteher bald dazu führten, daß sich die gewöhnlichen Goldbarrengewichte und die Gewichte, auf die abgestimmt die edlen Metalle gehandelt wurden (d. h. in Form von Münzen abgezählt wurden), sehr unterschieden. Diese Tatsache trug nicht wenig dazu bei, daß Geld fälschlicherweise „als ein spezielles Maß für den Tauschwert“ angesehen wurde, „sogar obwohl die Standardmünze in jeder natürlichen Wirtschaft nichts anderes ist, als eine durch das Gewicht, entsprechend dem edle Metalle gehandelt werden, festgelegte Gewichtseinheit.“ Menger, C.: Problems of..., a.a.O., S. 282 f.

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  16. Problems of economic and sociology, S. 227. Dt. Original (1969), S. 277.

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  17. „Soweit eine Ideologie versucht, eine Gruppe zu führen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, stellt ihre Annahme notwendigerweise eine Verpflichtung seitens der sie teilenden Gruppe dar. Das Wort (Ziel) mag ziemlich streng begrenzt sein und mehr einen Plan als die Wirklichkeit darstellen; wenn es aber so eingegrenzt wird, so sollte nicht übersehen werden, daß die Erhaltung einer Wirklichkeit gleichermaßen entworfen werden kann und somit zum Gegenstand einer Ideologie wird. Das Entscheidende ist jedoch, daß eine Ideologie überhaupt keinen ausschließlich logischen oder philosophischen Charakter besitzt.“ Vgl. Preston King: An ideological fallacy. In: King, Preston / Parekh, B. C. (Hrsg.): Politics and experience: Essays presented to Professor Michael Oakeshott on the occasion of his retirement. London 1968, S. 353.

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  18. Rawls, John: Justice as fairness. In: Philosophical Review, 1958. Nachgedruckt in Laslett, Peter / Runciman, W. G. (Hrsg.): Philosophy, politics and society, 2. Ausgabe, Oxford 1969, S. 139.

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  19. In seiner History of economic analysis (a.a.O., S. 1115; vgl. auch dt. Original Geschichte der ökonomischen Analyse, Bd. II, S. 1354) stellte Schumpeter die Bedeutung von Macleods Beitrag mit den folgenden Sätzen heraus:...der erste — wenn auch nicht ganz erfolgreiche — Versuch zur Ausarbeitung einer systematischen Theorie, die den Fakten des Bankkredits gerecht wird, hat nur wenig Beachtung gefunden, die zudem kaum als wohlwollend bezeichnet werden kann; dieser Versuch wurde von Macleod unternommen.“ Er fügte hinzu: „Henry Dunning Macleod war ein Ökonom, der sich viele Verdienste erworben hatte, jedoch aus irgendeinem Grund nicht anerkannt und nicht ganz ernst genommen wurde, weil er nicht in der Lage war, seine zahlreichen guten Ideen in eine fachlich akzeptable Form zu bringen.“ Er war der Verfasser von The theory and practice of banking (London 1855) und nahm, da er selbst Bankier war, die Vergeltung geldlicher Auswüchse lebhaft zur Kenntnis.

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  20. Er war seiner Zeit auch insofern voraus, als er erkannte, daß das, was Keynes mit „Spekulationskasse“ bezeichnete, den bedeutendsten Teil der geldlichen Nachfrage darstellte. Diese Vorstellung wurde viel später von Carl Menger von neuem entwickelt und vor kurzem von Erich W. Streissler weiter vervollkommnet. In seiner Theory of credit. Bd. II, Teil II, 2. Ausgabe 1871, S. 892 schrieb Macleod in bezug auf John Law folgendes: Lawinismus ist tatsächlich nichts anderes, als der grundlegende Irrtum, daß Geld Güter darstellt und daß eine Papierwährung auf Gütern aufgebaut werden kann ... Geld stellt überhaupt keine Güter dar, sondern nur eine Schuld oder fällige Diensdeistungen für die bisher noch kein entsprechendes Äquivalent in Gütern erbracht wurde ... Wenn der Austausch von Produkten und Diensten sich genau ausgleicht, bedarf es gar nicht des Geldes. Der Gebrauch und die Notwendigkeit von Geld entstehen nur, wenn der Austausch von Produkten und Diensten ungleich ist und aufgrund des ungleichen Tausches ein Saldo bzw. eine Schuld verbleibt. Gebrauch, Zweck und Notwendigkeit des Geldes bestehen darin, die Schuld bzw. das Recht, für geleistete Dienste etwas Gleichwertiges zu einem späteren Zeitpunkt verlangen zu können, zu messen, festzuhalten und zu übertragen. Eine ganze Reihe von Autoren — philosophischer, literarischer, juristischer und wirtschaftlicher Ausrichtung — haben bewiesen, daß Geld ein Tauschbeleg ist: ein verbrieftes Recht, zu einem späteren Zeitpunkt etwas für zuvor geleistete Dienste zu verlangen ...

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  21. Schumpeter gebraucht diese Worte in seiner History of economic analysis, a.a.O., S. 717 (vgl. dt. Original, a.a.O., Bd. I, S. 876). Sie fallen in dem folgenden Zusammenhang: Logisch gesehen steht es jedoch keineswegs fest, daß es die vorteilhafteste Methode ist, die Münze als Ausgangsbasis zu nehmen, selbst dann nicht, wenn wir als Konzession an die Wirklichkeit das nichteinlösbare Staatsgeld einschließen, um zu den Kredittransaktionen der ökonomischen Realität fortzuschreiten. Es könnte vorteilhafter sein, von diesen auszugehen und das kapitalistische Geldwesen als Clearingsystem zu betrachten, in dem Forderungen und Schulden gegeneinander aufgerechnet und die Differenzen vorgetragen werden — so daß „Geld“-Zahlun-gen nur als Sonderfall ohne grundlegende Bedeutung auftreten. Mit anderen Worten: Praktisch wie auch analytisch ist möglicherweise eine Kredittheorie des Geldes einer Geldtheorie des Kredits vorzuziehen.

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  22. Macleod, H. D.: The principles of economical philosophy. Bd. I, 2. Auflage, London 1872, S. 198. Es wäre ungerecht, Macleod des Verwechselns von Geld und Kredit zu bezichtigen. Er war oft bemüht, die Unterscheidung hervorzuheben. Jede scheinbare Verwechslung ergibt sich aus dem Umstand, daß er hervorheben wollte, daß alles Geld von dem Vertrauen abhängig ist, welches es durch seine Verwender genießt. Macleod war ein Wegbereiter, als er, um rückhaltlose Aufmerksamkeit auf das von Keynes beschriebene Phänomen zu lenken, schrieb: „Schuldanerkenntnisse sind selber ein brauchbarer Ersatz für Geld — geeignet für den Abschluß von Transaktionen.“ Ein Substitut darf jedoch mit Geld nicht verwechselt werden.

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  23. Charles Rist schrieb in seiner History of monetary and credit theory, S. 101 f. (s. a. dt. Übersetzung: Geschichte der Geldtheorien von John Law bis heute. Berlin 1942, S. 80 f.): „Die Vorstellung, daß der Wert einen ,fiduziären‘ Charakter hat, ist in Wirklichkeit sehr alt. In seinem ersten und besten Werk Beiträge zur Lehre von den Banken, Leipzig 1857, S. 38 hat Adolf Wagner darauf hingewiesen, daß der Gebrauch des Goldes zum Teil auf dem Vertrauen beruht, daß es jederzeit als Tauschmittel dienen wird. Er bemerkt weiter: „Man kann daher sagen, daß jeder Gebrauch von Geld, infolgedessen auch des Metallgeldes, im Gegensatz zum Tauschhandel eine gewisse Entwicklung des öffentlichen Vertrauens voraussetzt, und daß daher jedes Geld zum Teil auf dem Vertrauen beruht.“ Die gleiche Auffassung findet sich ein wenig später bei Macleod. 1899 hat Marshall vor dem Committee on Indian Currency (vgl. Official Papers, A. Marshall, S. 269) die Punkte festzustellen versucht, über welche in der Auffassung des Geldes bei den Volkswirtschaftlern Übereinstimmung besteht und erklärt: „Ich denke, jedermann wird der Auffassung beipflichten, daß es einen Anteil fiduziärer Art in der Bewertung des Goldes und des Sibers gibt. Das heißt, daß ihr Wert in allgemeiner Art von dem Vertrauen abhängt, womit die Welt auf die Fortdauer oder Ausdehnung der monetären Nachfrage rechnet, deren Gegenstand die Edelmetalle sind.“ Rist bemerkt ebenfalls, wie irreführend es sei, das Wort fiduziarisch als irgendwie herabsetzend einzustufen. Daher schrieb er auch: „Andere Schriftsteller insistieren auf dem ,fiduziären‘ Wertcharakter des Goldes, als ob dadurch seine Bedeutung vermindert würde. François Simiand stellte die Behauptung auf, die sogleich wie eine Entdeckung begrüßt wurde: ,Gold war das erste fiduziäre Geld.‘ Dies ist indessen schon eine sehr alte Formel. Sie wurde schon vor Simiand von Marshall, Knut Wickseil, A. Wagner und vielen anderen verwendet. Man scheint durch Verwendung dieser Formel dem Wert des Goldes und des Silbers etwas Künstliches und Eingebildetes beizulegen, und der ,vernünftige‘ Theoretiker empfindet darüber einige Befriedigung. Doch wenn man genauer zusieht, wird man bald bemerken, daß alle Werte einen fiduziären Charakter haben. Sie beruhen sämtlich auf der Überzeung, daß die Bedingungen, die einer Sache einen bestimmten Wert geben, auch in Zukunft dauern werden.“

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  24. Oeuvres, Bd. V., Maudit argent, S. 60.

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  25. Macleod, H. D., a.a.O., S. 192.

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  26. Peters, R. S.: The concept of motivation. London 1960, S. 5.

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  27. Simmel, G.: Die Philosophie des Geldes. S. 165.

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  28. Vgl. hierzu den aufklärenden Beitrag von Stanley Cavell: The avoidance of love. A reading of King Lear. In: Must we mean what we say? A book of essays. New York 1969.

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  29. Luhmann, Niklas: Vertrauen ein Mechanismus der Reduktion socialer Komplexität. Stuttgart 1968; siehe vor allem S. 23.

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  30. Luhmann, N., a.a.O., S. 23; Luhmann zitiert aus Simmel, G.: Über die Formen der Vergesellschaftung. 2. Auflage, Leipzig 1922, S. 263 f.

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  31. Vgl. Luhmann, a.a.O., Kap. 7.

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  32. Luhmann, N.: Vertrauen, a.a.O., S. 67.

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  33. Berger, Peter L. / Luckmann, Thomas: The social construction of reality: A treatise in the sociology of knowledge. New York 1966, S. 134.

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  34. Keynes, J. M.: A tract on monetary reform. London 1912, S. 45. Nachdruck in Collected writings, a.a.O., Bd. IV, S. 36.

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  35. In diesem Sinne betrachtete Simmel auch Geld als Vertrauen in sich vereinend, und zwar durch die Entwicklung des Austausches. Der Händler wurde — wie er zu verstehen gab — „zum spezialisierten und vertrauenswürdigen Träger der sonst zwischen den Produzenten unmittelbar ausgeübten Tauschfunktionen ... Wie der Händler die verkörperte Funktion des Austausches ist, so das Geld die verkörperte Funktion des Ausgetauschtwerdens ...“ (Philosophie des Geldes, a.a.O., S. 161).

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  36. Philosophie des Geldes, a.a.O., S. 257 f.

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Frankel, S.H. (1979). Die Ideologie des neunzehnten Jahrhunderts. In: Geld. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93795-7_4

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