Zusammenfassung
Die Herausforderungen, mit denen sich die parlamentarischen Systeme Großbritanniens und der Bundesrepublik Deutschland — und mit denen sich eigentlich alle parlamentarischen Systeme — konfrontiert sehen, sind weithin identisch. Die unterschiedlichen historischen Voraussetzungen und die Verschiedenartigkeit der politischen Kulturen verleihen ihnen jedoch offensichtlich individuelles Profil und erfordern insbesondere sehr spezifische Antworten. Folgt man Nortons Analyse der Entwicklung des englischen Unterhauses, so drängt sich die These auf, daß sich im letzten Jahrzehnt dieses Parlament ein Stück weit auf den Deutschen Bundestag zubewegt hat, so wie dies in der Literatur von prominenten Autoren ja seit langem gefordert worden ist1.
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Anmerkungen
Vgl. nur: B. Crick, The Reform of Parliament, London 21970; J. P. Mackintosh, Reform of the House of Commons: The Case of Specialisation, in: Gerhard Loewenberg (Hrsg.), Modern Parliaments. Change or Decline? Chicago, New York 1971, S. 33–63. N. Johnson, Das britische Unterhaus im Wandel, in: H. Oberreuter (Hrsg.), Parlamentsreform. Probleme und Perspektiven in westlichen Demokratien, Passau 1981, S. 33–46.
Vgl. dazu nur die frühen Arbeiten von D. Sternberger und W. Hennis.
M. Botzenhart, Deutscher Parlamentarismus in der Revolutionszeit 1848–1850, Düsseldorf 1977; G. Grünthal, Parlamentarismus in Preußen 1848/49–1857/58, Düsseldorf 1982; K.E. Pollmann, Parlamentarismus im Norddeutschén Bund 1867–1870, Düsseldorf 1985.
Siehe dazu D. Grosser, Vom monarchischen Konstitutionalismus zur parlamentarischen Demokratie, Den Haag 1970.
R. Thoma, Die rechtliche Ordnung des parlamentarischen Regierungssystems, in: G. Anschütz/R. Thoma, Handbuch des deutschen Staatsrechts Bd. 1, Tübingen 1930, S. 504.
Siehe aber inzwischen U. Thaysen, Parlamentarisches Regierungssystem in der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1978; H. Rausch, Der Bayerische Landtag in Verfassung und politischem Prozeß, in: R. Bocklet (Hrsg.), Das Regierungssystem des Freistaates Bayern Bd. 1, München 1977, S. 81–145; H. Oberreuter, Kann der Parlamentarismus überleben? Zürich 21978.
H. Oberreuter, ebd., S. 44–50.
Vgl. D. Coombes, Parliament and the European Community, in: S.A. Walkland/M. Ryle (Hrsg.), The Commons in the Seventies, Fontana 1977.
C. Sasse, Regierungen - Parlamente - Ministerrat. Entscheidungsprozesse in der Europäischen Gemeinschaft, Bonn 1975.
K. Pöhle, Die Europa-Kommission des Deutschen Bundestages, in: ZParl 3 (1984), S. 352ff.
So plastisch der Schlußbericht der Studienkommission der eidgenössischen Räte “Zukunft des Parlaments”, Bern 1978. Generell dazu die Beiträge in H. Oberreuter (Hrsg.), Parlamentsreform (Anm. 1).
Neuere Beiträge dazu: W. Zeh, Parlamentarische Hilfsdienste–ein Element politischer Steuerung? in: H.H. Hartwich (Hrsg.), Gesellschaftliche Probleme als Anstoß und Folge von Politik, Opladen 1983, S. 275–286; P. Scholz, Die Gutachtergruppen des Wissenschaftlichen Fachdienstes, in: E. Busch (Hrsg.), Parlamentarische Demokratie. Bewährung und Verteidigung, Festschrift für Helmut Schellknecht, Heidelberg 1984, S. 115–120.
Vgl. etwa das Argument von der Informationsdiät: P. Kevenhörster, Politik im elektronischen Zeitalter. Politische Wirkungen der Informationstechnik, Baden-Baden 1984.
E.-W. Böckenförde, Die politische Funktion wirtschaftlicher und sozialer Interessenträger in der sozialstaatlichen Demokratie. Ein Beitrag zum Problem der “Regierbarkeit”, in: Der Staat 15 (1976), S. 461ff.
U. von Alemann, Verbändestaat oder Staatsverbände? In: Die Zeit vom 19. September 1980.
K. von Beyme, The Politics of Limited Pluralism? The Case of West Germany, in: Government and Opposition 13 (1978), S. 265–287. Kritisch auch A. Cox, Corporatism as Reductionism: the Analytic Limits of the Corporatist Thesis, ebd. 16 (1981), S. 78–95.
W.-D. Narr, Zum Politikum der Form, in: Leviathan 2 (1980), S. 143–163.
Landesprogramm Die Grünen Hessen, S. 98. Konsequent ist die Bemerkung einer Parlamentskandidatin und späteren Abgeordneten: “Die Grünen haben sich das Ziel gesetzt, die Parlamente abzuschaffen, das heißt, die direkte Demokratie zu praktizieren” (vgl. Der Spiegel Nr. 30/1982, S. 31). Zur Basisdemokratie siehe die Ausgabe 2/1983 vom 15.1.1983 von Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, mit Beiträgen von W. Steffani, H. Oberreuter und J. Huber.
B. Guggenberger/C. Offe (Hrsg.), An den Grenzen der Mehrheitsdemokratie, Opladen 1984.
B. Guggenberger in einem Beitrag gleichen Titels in der FAZ vom 30. 10. 1982.
Vgl. z.B. H. Rausch, Repräsentation und Repräsentativverfassung, München 1979.
Das gilt auch für die Parlamentsauflösung im Herbst 1982, für die doch andere als plebiszitäre Argumente maßgebend gewesen zu sein scheinen: W. Heyde/G. Wöhrmann (Hrsg.), Auflösung und Neuwahl des Bundestages 1983 vor dem Bundesverfassungsgericht, Heidelberg 1984.
Kritisch dazu M. Gralher, Anmerkungen zur neuen Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages, in: H. Oberreuter (Hrsg.), Parlamentsreform (Anm. 1), S. 201–210. Zur Bedeutung der Fraktionen: G. Kretschmer, Willensbildung in der Fraktion. Vorformung parlamentarischer Entscheidung, in: J. Falter u.a. (Hrsg.), Politische Willensbildung und Interessenvermittlung, Opladen 1984, S. 290–299; sowie ders., Fraktionen. Parteien im Parlament, Heidelberg 1984.
Vgl. dazu die Ausgabe 6/1985 von Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung das Parlament vom 2. Februar 1985 mit Beiträgen von Hildegard Hamm-Brücher, Hermann Höcherl, Norbert Lammert, Friedrich Schäfer, Hans Verheyen, Hans de With.
Die zutreffende Position findet man jedoch schon frühzeitig in inzwischen klassischen Arbeiten von Ernst Friesenhahn, Konrad Hesse, Ulrich Scheuner und Friedrich Schäfer.
Dazu die in Anm. 12 zitierten Beiträge.
R. Bäumlin, Die Kontrolle des Parlaments über Regierung und Verwaltung, in: Zeitschrift für Schweizerisches Recht 85 (1966), S. 248ff. Siehe auch U. Scheuner, Die Kontrolle der Staatsmacht im demokratischen Staat, Hannover 1977. Daten macht verfügbar: P. Schindler, Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1949–1982, Bonn 1983; wenig neues bringt P. M. Stadler, Die parlamentarische Kontrolle der Bundesregierung, Opladen 1984.
Wie es dem Selbstverständnis der Bundestagsabgeordneten weithin entspricht. Siehe H. Maier u.a., Parlament und Parlamentsreform, München 21979.
F. Schäfer, Wir haben noch keine Parlamentarismuskrise, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (siehe Anm. 24 ), S. 25.
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Oberreuter, H. (1987). Der Deutsche Bundestag vor Neuen Herausforderungen — Eine Kritische Bilanz im Spannungsfeld von Westminster-Modell und Deutschem Parlamentsverständnis. In: Döring, H., Grosser, D. (eds) Großbritannien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93771-1_7
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